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Manuskript des Teufels

Manuskript des Teufels

Titel: Manuskript des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bert Saurbier
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Gebete, Gesänge, Meditationen und Andachten beginnen. Auch die Zeiten zur Beichtgelegenheit sind angegeben. Telefon, Radio, Fernseher oder Internetanschluss gibt es für unsere Gäste nicht.“ Jordan schwieg und Raimund lächelte. „Keine Sorge. Nach nur wenigen Tagen erleben Sie diesen Verzicht als Genuss. Bitte richten Sie sich unbedingt nach dem Klosterrhythmus und halten Sie, die Nachtruhe strikt ein. Übrigens: Haben Sie an Arbeitskleidung gedacht? Wenn ja, könnten Sie ab morgen unserem schon etwas älteren Pater Franziskus im Pferdestall zur Hand gehen. Sprechen Sie sich mit ihm ab, ob Sie die zweistündige Arbeitszeit morgens und die drei Stunden nachmittags komplett in Anspruch nehmen wollen. So, das wäre das Wichtigste. Von Ihren beiden Mitarbeitern darf ich mich schon verabschieden. Ich nehme an, dass sie gleich die Rückreise antreten werden.“ Er nickte den beiden zu. „Sollten Sie Fragen haben, Herr Feldkamp, gehen Sie zur Pforte am Haupteingang. Während der dort angegebenen Zeiten können Sie eine Klingel betätigen. Es wird dann nicht lange dauern, bis einer von uns kommt und sich nach Ihren Wünschen erkundigt. Ich wünsche Ihnen im Namen unserer Ordensbrüder und Patres und vor allem im Namen unseres Abtes eine erholsame und besinnliche Zeit in unserer Abtei. Hier können Sie Gott und unserer Mutter Gottes ganz nahe sein. Und denken Sie daran, nach der Vesper um 17.20 Uhr gibt es Abendessen.“
    Eine Stunde später waren die beiden Novizen abgereist. Sie würden den Leihwagen nach ihrer Rückkehr zur Rent-a-carFirma zurückbringen. Jordan hatte mit ihnen verabredet, ihn erst am übernächsten Sonntag wieder abzuholen. Sie gingen, entsprechend der ihnen gegebenen Informationen, davon aus, dass er sich zwei Wochen inkognito in Mariawald aufhalten wolle, um sich aus Studienzwecken ein unverfälschtes Bild vom Leben der Trappisten machen zu können.
    Jordan atmete einige Male tief durch. Die erste Hürde seines Geheimauftrages war ohne Zwischenfälle genommen. Er hatte die Bestätigung erhalten, dass es im Mönchsbereich des Klosters tatsächlich keine verschlossenen Türen gab. Das bedeutete eine große Erleichterung seines Vorhabens.
    Froh war er darüber, dass er sein Zimmer abschließen konnte, denn er hatte einiges dabei, wovon hier im Kloster niemand etwas erfahren durfte. Ein Koffer enthielt die üblichen für 14 Tage reichenden Bedarfsartikel. An einer Halskette trug er sicherheitshalber die Schlüssel für die paketähnliche Ledertasche und für den zweiten Koffer. Darin befand sich seine Tarnkleidung. Diese bestand aus einer kompletten Trappistengarnitur mit weißem bodenlangen Habit, schwarzem Skapulier, breitem ledernen Zingulum und einem weißen Übergewand, das wegen seiner tütenförmigen Kapuze auch Kukulle genannt wurde.
    Das Lederpaket verbarg ein teures Gerät, das für die Lösung seiner geheimen Aufgabe unverzichtbar war. Es handelte sich um eine an einem leichten, mit großen Löchern durchsetzten Plastikhelm befestigte Infrarotnachtsichtbrille in Kombination mit einem batteriegespeisten Infrarotscheinwerfer. Die etwa ein halbes Kilogramm schwere Batterie wurde am Hosengürtel befestigt und war mit dem Sichtgerät durch ein dünnes Kabel verbunden. Dieses Wunderwerk der Technik vollbrachte es, selbst in schwärzester Nacht uneingeschränkt die Umgebung sichtbar werden zu lassen. Die für das menschliche Auge unsichtbaren NIR-Strahlen wurden von der Infrarotbrille in hellgrünes Licht umgewandelt.

10
    Der 82-jährige Bruder Mauritius wurde auch als frommer Mann nicht von den Unannehmlichkeiten der Altmännerkrankheit verschont.
    Als wieder einmal Druck und Not ihn mitten in der Nacht aus einem wunderschönen Traum herausrissen, fluchte er in sich hinein. Er nahm soeben als Ehrengast an einer hochherrschaftlichen Hochzeit teil. An feudaler Festtafel genoss er mit großem Appetit ein riesiges Stück knusprig zarten Schweinebraten. Und zwischendurch leistete er sich immer wieder einen vollmundigen Schluck eines himmlisch schmeckenden Rotweins.
    Welch eine verheerende Schande! Solch himmlische Genüsse waren ihm noch nicht einmal im Traum vergönnt.
    Er stülpte sein an einem Wandhaken hängendes Ordensgewand über, steckte die Füße in die vor seinem Bett parkenden, schon etwas abgetragenen Sandalen und öffnete vorsichtig die Holztür, damit die seit Jahren quietschenden schmiedeeisernen Scharniere keinen der schlafenden Mitbrüder und -patres stören würden.
    Seine zittrige

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