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Mappa Mundi

Mappa Mundi

Titel: Mappa Mundi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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mühelos ihre Daten aus dem Netzwerk ziehen können, doch das Protokoll verlangte, dass Natalie sie persönlich vortrug.
    »Der letzte NP-Test hat vierundneunzig Prozent Sättigung ergeben. Wir können weitermachen«, warf sie ein, als sie gerade eine Gesprächspause machten.
    Nach einer mikrosekundenlangen Verzögerung nickte ihr Vater. »Danke.« Nachträglich fügte er hinzu: »Deine letzte Veröffentlichung in Neurotechnology war besser denn je. Ich finde nur, du hättest die Online-Version stärker illustrieren sollen. Eine Echtzeit-Animation hätte deine Argumentation noch schlüssiger dargelegt.«
    Natalie zog eine Braue hoch. Ein hohes Lob fürwahr, und als Calum sich setzte und längst abgeschlossene Routinen des Programms zu überprüfen begann, glaubte sie, einen Hauch von Schuldbewusstsein zu entdecken, weil er sie in den letzten Monaten sosehr vernachlässigt hatte – er hatte weder angerufen noch geschrieben und sich, wie immer, damit entschuldigt, dass »ein Geheimprojekt absoluter Abschirmung« bedürfe.
    Bill sah sie an und wölbte in rascher Folge beide Augenbrauen, und sie warf ihm ein unbestimmtes Lächeln zu. Er wirkte fröhlich, nicht stressgebeugt. Seine Zuversicht war ein gutes Zeichen, wenn man bedachte, dass es an diesem Tag in der Klinik von offiziellen Beobachtern des Verteidigungsministeriums nur so wimmelte. Hinter jeder Ecke, um die sie an diesem Tag gebogen war, hatte sie Grüppchen von grau gekleideten Beamten durch die Korridore streifen sehen. Immer wieder blieben sie stehen und murmelten in Mikrofone an ihren Manschetten oder am Revers; mit glasigen Augen sahen sie ihr nach, wenn sie vorüberging, und lauschten auf die winzigen Ohrhörer, von denen ein einziger Draht in den schmuck geschnittenen Anzugkragen verschwand. Draußen verwandelten sie sich in schwarz uniformierte Polizisten und eine Art von Soldaten, die Natalie nicht zu benennen wusste und die kleine, aber wirksam aussehende Waffen trugen. Der Kordon war sehr eng. Er schnürte ihr fast die Luft ab.
    »Ich sehe nach, ob der Raum fertig ist«, sagte sie, obwohl keiner von beiden ihr noch Aufmerksamkeit schenkte. Mit einem Glockensignal hatte ihr Pad sie darauf aufmerksam gemacht, dass als Nächstes diese Aufgabe zur Erledigung anstehe. Ihr Vater sah auf, als sie an der Kamera vorbeiging.
    »Mrs Reed sagt, dass jemand die Küche im Haus verschandelt hat. Ich nehme an, das warst du?«
    Gott, die Frau arbeitet schnell, dachte Natalie. »Verschandelt ist wohl kaum der richtige Ausdruck«, entgegnete sie. »Ich habe eine Kerze umgestoßen, das ist alles. Ich hatte heute Morgen wirklich keine Zeit, mich darum zu kümmern.«
    Zum Glück fehlte ihm die Fantasie, sich vorzustellen, weshalb sie statt bei Lampenlicht bei Kerzenschein in der Küche saß. »Okay«, sagte er. »Dann wollen wir uns mal dem Patienten zuwenden. Es ist gleich fünf vor elf.«
    Dafür wurde Natalie nicht gebraucht. Sie nutzte die Zeit, um in den Aufenthaltsraum zu gehen und sich etwas zu trinken zu holen. Sie grübelte über Calums ungewöhnlich positive Würdigung ihrer Arbeit und fragte sich, was das zu bedeuten hatte – ob er sie etwa in Sicherheit wiegen wollte, um sie später anzugreifen –, als jemand heftig an ihrem Ärmel zupfte. Sie bemerkte, dass Dan neben ihr stand.
    »Natalie«, wisperte er. »Wo hast du dein Scannerding?«
    »Im Therapie-Raum.«
    »Kannst du es holen?«
    »Warum?« Sie sah ihn stirnrunzelnd an und zögerte, eine Hand auf der Tür. Was für eine Tollheit hatte er nun schon wieder vor?
    »Ich will es mir ausborgen.«
    »Wie bitte?« Ihr Stirnrunzeln wurde zu einem wütenden Blick. »Sei nicht albern. Jetzt nicht. Was hast du überhaupt damit vor?«
    »Nichts.« Er trat von einem Fuß auf den anderen. »Schon gut. Kaffee?«
    »Dan!« Sie packte ihn am Arm und hielt ihn auf, als er schon halb im Raum war. »Was ist denn los?«
    »Schon gut. Nichts. Ich wollte … hör mal, du hast Recht. Nicht jetzt.« Mit geübter Geschmeidigkeit löste er sich von ihr und hielt schnurstracks auf den Getränkeautomaten zu.
    Natalie starrte ihm verblüfft hinterher, dann schüttelte sie den Kopf. Was immer er auf dem Herzen hatte, es musste warten, bis das Experiment vorüber war. Sie hoffte, dass es nichts mit seinem nicht gerade einwandfreien Kumpel Ray zu tun hatte. Und wo sie schon an Ray dachte … eilig schloss sie zu Dan auf.
    »Du hast doch wohl nichts in deinem Spind, was da nicht hingehört, oder?«
    »Einen Espresso, Süße?« Er

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