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Mappa Mundi

Mappa Mundi

Titel: Mappa Mundi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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reichte ihr die Tasse und blickte ihr mit einem festen verneinenden Funkeln ins Auge. »Ganz bestimmt nicht. Gibt es eine Kontrolle?«
    »Oh, Dan, um Himmels willen!« Natalie flüsterte nur und grinste über seine Schulter hinweg Charlton an, die ihr ein Lächeln zugeworfen hatte. »Du hast gesagt, du hättest es dir abgewöhnt. Du kannst bei der Arbeit nichts nehmen. Wir hatten eine Vereinbarung. Sieh zu, dass du es loswirst, bevor irgendein Londoner Schnüffler es aufstöbert und uns allen ein Donnerwetter blüht. Das ist nicht nur dein Job, das ist verdammt noch mal auch meiner!«
    »Hör schon auf.« Er gab ihr seine Tasse und rauschte aus dem Raum. Daran, wie er ihrem Blick auswich, merkte sie genau, dass er sich schuldig fühlte. Nun, das konnte er ruhig, das sollte er sogar!
    Der Becher wurde heiß in ihren Fingern. Sie stellte ihn ab und wurde augenblicklich von dem nervösen Nachbehandlungspfleger mit Beschlag belegt, der absprechen wollte, was sie Bobbys Angehörigen auf der Beobachtungsgalerie sagen sollten, sobald das Ganze in Gang gekommen war. Natalie nahm den Blick nicht von der Tür, denn wenn Dan wiederkam, wollte sie ihm folgen und dafür sorgen, dass man ihn nicht erwischte. Doch zunächst war sie hier festgenagelt, und Dan ließ sich für einen Zeitraum, der ihr sehr lang vorkam, nicht mehr blicken.
    Dan schlenderte nonchalant zu den Umkleideräumen und ging nach einem Blick auf die Uhr hinein. Er suchte die Umgebung der Spinde sorgfältig ab – niemand da. In seinem Spind hatte er noch ein bisschen von dem guten Stoff deponiert, für den Fall, dass er mal eine Stärkung benötigte. Er hatte es nicht mehr genommen seit … nun ja, seit einer Woche. Er war sehr geübt darin, sich das Päckchen im Sichtschutz einer halben Tüte Kekse in die Tasche gleiten zu lassen und es darunter zu verstecken. Es gelang ihm reibungslos, und er schloss den Spind wieder ab und ging zum Ausgang. Als er den Weg halb gegangen war, klingelte sein Pad.
    Er nahm das Gespräch an, ohne daran zu denken, auf die Anruferkennung zu blicken, und mit einem Übelkeit erregenden Ruck blickte Shelagh Carter ihm vom Display entgegen. »Äh, hallo!«, murmelte er. »Ich bin gerade auf der Arbeit, ich kann jetzt nicht …«
    »Schon gut, Dan«, unterbrach sie ihn in bestimmtem Ton. »Es dauert nur einen Augenblick. Soviel ich weiß, sind Sie ein guter Freund von Doktor Natalie Armstrong.«
    Dans Mund, der sich nach einem Morgen extremer Dehydration ohnehin schon blanchiert anfühlte, wurde mit einem Mal trocken wie die Wüste. Eine Sekunde lang rang er erfolglos um Worte, dann krächzte er: »Ja, das kann man sagen.«
    »Kein Grund zur Sorge.« Shelagh lächelte entgegenkommend. »Uns liegt jedoch eine Meldung vor, dass letzte Woche jemand versucht haben könnte, sich an sie heranzumachen. Ein feindlicher Meisterspion, der die Arbeit in der Klinik auskundschaften will, insbesondere das heutige Experiment. Ich dachte, Sie wären der Richtige, um das zu überprüfen. Normalerweise tue ich so etwas nicht, weil niemand gern über Freunde spricht, aber es ist nur zu ihrem Besten.«
    »Ja, natürlich«, murmelte Dan und versuchte, schneller zu denken, als seine Lippen sich bewegten. Vielleicht hätte er Shelagh schon früher von dem Amerikaner berichten sollen. War er überhaupt Amerikaner? Was hatte Natalie ihm verraten? »Sind Sie denn sicher?« Gott, war das schwach. Sie musste sofort bemerken, dass er sie hinzuhalten versuchte.
    »Wir sind uns zu neunzig Prozent sicher. Wie Sie sich vorstellen können, ist das Thema, das Experiment, das gesamte Gebiet im Augenblick eine ganz heiße Sache. Alles Ungewöhnliche ist wichtig, Dan. Jeder ungewöhnliche Bekannte. Sie brauchen keine Namen zu nennen, wenn Sie ihn nicht kennen, aber bitte melden Sie mir auch den kleinsten Hinweis.«
    Dan war hin und her gerissen. Plötzlich traute er Jude überhaupt nicht mehr über den Weg. Natalie war intelligent, aber das richtige Gesicht in Verbindung mit der richtigen Vorgehensweise übertölpelte auch sie. Jude konnte durchaus ein Spion sein. Was, wenn Shelagh richtig lag? Dann schwebte Natalie vielleicht in Gefahr. Andererseits hatte er guten Grund, Shelagh nicht jedes Wort zu glauben … Am liebsten wäre er in den Aufenthaltsraum gerannt und hätte alles diskutiert, doch Shelagh blickte ihn vom Bildschirm an, und darum wagte er es nicht, weil er fürchtete, dass sie jedes Zögern automatisch als stillschweigendes Schuldeingeständnis werten

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