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Mappa Mundi

Mappa Mundi

Titel: Mappa Mundi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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ihm ins Gesicht gespuckt. »Ich schätze, wenn ich ablehne, ist unser Gespräch sehr schnell zu Ende?«
    »Das wäre möglich. Wir könnten Sie auf unbestimmte Zeit in Gewahrsam halten.« Er grinste. »Haben Sie geglaubt, wir würden Sie nun liquidieren? Aber vielleicht überlegen Sie es sich doch noch. Dann hätten wir uns eine gute Gelegenheit entgehen lassen. Vielleicht sollten wir Ihren Bruder bitten, Sie zu überzeugen, wenn er an die Tür klopft und fragt, wie es Ihnen geht? Miss Jordan, ich versichere Ihnen, dass Ihre Bemühungen dem besten Interesse der Allgemeinheit dienen würden. Sogar im Lichte der Überlieferungen Ihres Volkes würden Sie es gutheißen, wenn ich Ihnen nur eine vollständige Erklärung geben dürfte. Leider ist das nicht der Fall.«
    »Genug geredet, Abe«, sagte der große Uniformierte mit den Schlüsseln. »Uns bleibt nicht mehr viel Zeit.«
    »Miss Jordan?«
    White Horse blickte ihnen nacheinander ins Gesicht und versuchte aus dem, was sie sah, verzweifelt einen Schluss zu ziehen. Sie suchte nach den Anzeichen guter Absichten, von Kompetenz, von irgendetwas, das sie überzeugte, dass es einen Sinn hätte. Was sie sah, waren nur Gesichter von Männern mit Sorgen, Männern, die sich bereits gegen ihre eigenen Gesetze gestellt hatten.
    »Okay«, sagte sie.
    Sie packten White Horses Sachen in die Handtasche, gaben ihr wieder eine Spritze, zogen ihr eine schwarze Kapuze über den Kopf und schafften sie fort. Sie leistete keinen Widerstand, bewegte keinen Muskel. Sie sparte sich ihre Kräfte auf und betete, bis die Dunkelheit sie umfing, um Schläue.
     
    Dan wusste, dass ihm etwas Wichtiges entfallen war. Vage erinnerte er sich, dass Shelagh Carter ihn wegen Natalie angerufen hatte. Wenigstens lag all das nun nicht mehr in seinen Händen. Das Ministerium und seine dämlichen Sicherheitsexperten, so großspurig und machohaft sie waren, konnten Natalie tatsächlich besser schützen als er. Doch während er zu Hause herumsaß, fühlte er sich alles andere als wohl. Er wurde vielmehr das Gefühl nicht los, er wäre diesmal ein wirklich ganz böser Dan gewesen.
    Um darüber hinwegzukommen, machte er sich einen Gin Tonic. Einen großen Gin, genauer gesagt. Das Tonic konnte man nur erahnen.
    Wenigstens war der Tag gut verlaufen. Bobby blieb noch über Nacht in der Klinik. Eine Zeit lang überschlug sich dort gewiss noch alles, doch sobald sich das übliche steife Einerlei wieder eingestellt hatte, hätte er Zeit, mit sich ins Reine zu kommen.
    Er bestellte sich beim chinesischen Restaurant ein Abendessen und blätterte durch die Radio Times. Natalie war schon zu Hause gewesen und wieder zur Klinik zurückgekehrt; sie hatte ihm die strikte Anweisung hinterlassen, den »Scheiß zu lassen und etwas Nützliches zu tun«. Nicht einmal mit dem Amerikaner hatte sie sich aufziehen lassen, und Dans vorsichtiger, einfühlsamer Versuch anzudeuten, dass der Kerl vielleicht auch nicht weißer sein könnte als weiß, war bei ihr angekommen wie ein Eimer kalte Kotze. Vielleicht hätte sie doch nicht mit ihm schlafen sollen. Denn wenn er ihr wirklich so viel bedeutete, konnte es jetzt nur noch schlimmer werden. Man sollte einfach nicht mit Leuten schlafen, die einem etwas bedeuten. Das war ihm viel zu kompliziert.
    Er schüttelte weise den Kopf und bereitete sich darauf vor, sich den Abend mit einem sehr sicheren, sehr ungefährlichen Nichts zu beschäftigen.
    Gegen zwei Uhr morgens riss ihn ein schriller, ständig wiederholter Weckton aus dem Schlaf. Vor Entsetzen zitternd, wachte er auf und begriff kaum, was das Geräusch zu bedeuten hatte. Der Rauchmelder war es nicht. Das Haus auch nicht. Was dann?
    Dan rappelte sich vom Sofa auf und stieß sich den Kopf an der Tischkante. Der Schmerz machte ihn vorübergehend so wach, dass er auf die Fernbedienung schlug und den Lärm zum Verstummen brachte. Auf dem Fernsehschirm stand eine Nachricht:
    Notpersonal-Aufruf. Dan Connor. Notfall Stufe 5. Rufen Sie zurück und bestätigen Sie Ihr Kommen, bevor Sie das Haus verlassen.
    In nebelhafter Verwirrung erledigte er, was von ihm verlangt wurde. Stufe 5 – das war Katastrophenalarm, der Ausbruch einer Seuche, eine Kontamination oder etwas ähnlich Gravierendes. Nein, so schlimm konnte es auch wieder nicht sein, sonst würden sie doch nicht ihn rufen, oder?
    Da er sich nicht ausgezogen hatte, brauchte er nicht viel zu tun, bis er fertig war. Mit verschleiertem Blick und leichter Übelkeit – denn das chinesischem Essen in

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