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Mara und der Feuerbringer Band 2 - Das Todesmal

Mara und der Feuerbringer Band 2 - Das Todesmal

Titel: Mara und der Feuerbringer Band 2 - Das Todesmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krappweis Tommy
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beiden anderen hatten den Professor zwar erstaunlich behutsam auf eine improvisierte Bahre gelegt und waren mit ihm verschwunden, aber Mara traute der ganzen Sache genau darum noch nicht wirklich. Die gleichen Typen, die sie gerade noch bis aufs Blut bekämpft hatten, sollten Professor Weissinger nun hegen und pflegen? Und irgendetwas von ihm nehmen, das Mara mal wieder nicht verstanden hatte?
    Oh wehe, wenn ihr Mist baut und ihm was antut!, dachte Mara wütend. Ich find euch hier drin und wenn ich den Laden dafür auseinandernehmen muss. Ich schwör’s!
    Laut hatte sie das aber nicht gesag t – und vielleicht war das auch ganz gut so, denn diese Drohung hätte sie vermutlich kaum in die Tat umsetzen können.
    Die Schiffsstadt selbst trug ihren Namen nämlich völlig zurecht. Dies war kein Gebäude, keine Burg oder gar ein Palast. Dies war eine ausgewachsene Stadt. Aus Schiffen.
    Egal, ob sie durch haushohe Hallen schritten, sich durch gassenartige Gänge zwängten oder über breite Brücken liefe n – vom ersten Brett bis zum letzten Nägelchen fand sich auf dem gesamten Weg von den Kerkern im Keller hinauf zu den Gemächern des Gottes nichts, aber auch wirklich gar nichts, das nicht aus »Schiff« gemacht war.
    Dabei war es aber nicht so, dass hier irgendwer einfach Tausende Schiffe in ihre Einzelteile zerlegt und danach aus dem Material eine Stadt zusammengezimmert hatte. Nein, Holz, Eisen und Taue waren nur der indirekte Baustoff. Diese Stadt war aus Schiffen gebaut, so wie man ein Haus aus Ziegelsteinen baute. Und während Ziegelsteine aus lehmhaltigem Ton hergestellt wurden, waren Schiffe nun mal aus Holz, Eisen und Seilen gemacht. Aber man baute Häuser ja nicht aus lehmhaltigem Ton, sondern aus Ziegeln. Und so verhielt es sich auch mit Nóatún und den Schiffen.
    Wer auch immer diese Stadt errichtet hatte, war also garantiert der großartigste Tetris-Zocker aller Zeiten. Denn sosehr Mara auch suchte, sie fand einfach keine Lücken, wo nicht auch eine Lücke hingehörte. Sie fand Türen, Fenster, Durchgänge, ja, sogar terassenartige Vorbauten, Säulen und Balkone waren zu sehen. Aber alles passte so perfekt auf- und ineinander, dass einem fast schwindelig werden konnte. Der Verstand weigerte sich einfach, anzuerkennen, dass eine solch gewaltige Menge an unterschiedlichsten Schiffskörpern sich so nahtlos zu einer ganzen Stadt zusammenfügen ließ.
    Andererseits, vielleicht ist es einfach nur eine Frage der Auswahl, dachte Mara, als sie gerade wieder ein riesiges Tor passierten, dessen Türflügel aus je sechs wikingerartigen Langbooten bestanden. Hinter ihnen schloss sich das Tor und die Schiffskörper griffen ineinander, wie eine aufrecht gestellte Venusfliegenfalle.
    Neben der Schiffsstadt selbst waren es aber auch die Bewohner von Nóatún, die Mara davon ablenkten, wie lange sie nun schon unterwegs waren. Waren die Wachen allesamt eindeutig haifischoid im Aussehen, wirkten die Bürger mal lachsartig, thunfischesk, seehundig oder gar waloform. Letztere trugen eine Art Toga um den voluminösen Bauch, die Mara irgendwie an die dicken römischen Senatoren aus den Asterix-Comics erinnerten.
    Vermutlich Politiker, hohe Beamte oder so was, dachte sie und wunderte sich gleichzeitig, warum sie bierbäuchige Männer in feinem Zwirn sofort mit dem Staatsdienst in Verbindung brachte. Es gab doch auch genug dicke Taxifahrer, Bankangestellte oder Supermarktkassierer. Wahrscheinlich gab es sogar viel mehr dicke Normalbürger, als es dicke Politiker gab. Bei Gelegenheit würde sie diesem Klischee mal auf den Grund gehen. Wenn sie mal wieder Zeit hatt e … viel Zei t … also wohl eher nie.
    Als sie einen langen, breiten Gang entlangliefen, der links und rechts von einer ganzen Armee Haifisch-Wächtern gesäumt wurde, vermutete Mara, dass sie nun wohl so gut wie angekommen waren.
    Die Wächter waren bis an die Zähne bewaffnet. Zudem trugen sie prunkvolle Rüstungen mit glänzenden Helmen, die aussahen, als hätte eine ganze Hundertschaft aus Schnecken nichts anderes zu tun gehabt, als rüstungsförmige Schneckenhäuser zu produzieren, die den Soldaten wie angegossen passten. Irgendwie hatte Mara den Eindruck, dass sie mit dieser Idee gar nicht mal so falsch lag.
    Anscheinend war der Meeresgott davon überzeugt, dass jeder Feind garantiert zur Vordertür hereinkam. Warum sonst hatte er hier seine gesamte Streitmacht aufgestellt? Vielleicht galt bei den alten Göttern ein Angriff von hinten, oben, links oder rechts ja

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