Mara und der Feuerbringer, Band 3: Götterdämmerung (German Edition)
brächte ich wohl die Öfen zum Platzen.«
»Nein«, flüsterte Professor Weissinger, und auch Steffi sah schockiert aus.
»Das … das kann er doch nicht? Oder doch?«, fragte Maras Mutter hoffnungsvoll in die Runde, doch Lokis Blick gab ihr die Antwort.
»Allein der Ausbruch des Vulkans Eyjafjallajökull schleuderte zuletzt so viel Asche in die Luft, dass der Flugverkehr über Europa zum Erliegen kam«, erklärte der Professor aufgeregt. »Das Gleiche mal dreißig, und es würde nicht nur Island für eine lange Zeit vergiften und unbewohnbar machen. Abermillionen Tonnen Schwefeldioxid, Chlor- und Fluorwasserstoffsäure würden als riesige Gaswolken über die Erde ziehen, Fauna und Flora vergiften, Satellitensysteme lahmlegen und die Sonne verdunkeln. Die Nordhalbkugel unserer Erde wäre bedroht von einer neuen … Eiszeit.«
Als der Professor bemerkte, was er da eigentlich gerade gesagt hatte, war es schon zu spät. Maras Beine versagten ihren Dienst, und sie sackte einfach zu Boden.
»Mara!«, rief Mama und kniete sich neben sie, um sie zu umarmen. »Was hast du? Kann ich dir helfen?«
Doch Mara schüttelte nur den Kopf. Auf keinen Fall wollte sie Mama auch noch der düsteren Vision aussetzen, die ihr der Feuerbringer während der Taxifahrt präsentiert hatte. Aber nun war klar, was Mara schon die ganze Zeit vermutet hatte: Loge hatte ihr nicht einfach irgendein beliebiges Horrorszenario vorgeführt. Das, was sie da gesehen hatte, würde eintreten! Der Professor hatte gerade seine eigenen Argumente widerlegt und bestätigt, dass der Feuerbringer in der Lage war, die Welt in eine Aschewolke zu hüllen und so eine weitere Eiszeit heraufzubeschwören.
Ev’rybody gonna pray
»Wir müssen ihn wieder herauslocken aus den Vulkanen!«, rief Mara. »Irgendwie! Machen Sie ihn doch wieder wütend, Herr Loki!«
»Es tut mir leid, aber darauf wird er nicht mehr reinfallen, Mara«, antwortete stattdessen der Professor. »Diesen Fehler hat er einmal gemacht und dadurch bereits seine Geiseln verloren. Jetzt hat er Island als Geisel genommen und damit die ganze Welt … «
On the very last day
»Aber … ich … ich kann nicht … Er darf nicht … «, stotterte Mara völlig überfordert.
When they hear that bell
»Loges Meister, der Thurisaz liegt dort, ohne Macht über die Kreatur. So scheint mir, Loge darf. Da niemand sich finden wird, der ihn aufhält«, sagte Loki.
Ring the world away
»Können Sie das nicht, Herr Loki?«, rief Mara aufgelöst. Dabei kannte sie eigentlich die Antwort, aber sie konnte nicht anders. »Bitte! Sie haben doch gesagt, dass Sie es nur deswegen nicht hinkriegen, weil er so riesig ist! Jetzt ist er nicht mehr riesig, oder?«
»Nein, aber nun ist er viele . Und ich bin einer. Sigyn mag eine Hilfe sein, auch ihr Töchter Gullveigs. Somit sind wir vier. Dies ist nicht genug für Loges flammende Armee.«
Ev’rybody gonna pray to the heavens on judgement day
»Zudem wird er noch genährt durch die verdammten Verse, die ihn wieder stärken«, schimpfte der Professor und alle schwiegen.
Ev’rybody gonna pray
»Und warum darf das nur er?«, fragte Mara.
»Wie meinst du das?«, wollte Steffi wissen, und alle sahen Mara an. Die war noch gar nicht so weit, dass sie ihre Idee hätte formulieren können. Die Frage war ihr nur plötzlich in den Sinn gekommen.
»Meine Tochter meint, warum nur der Feuerbringer durch Verse stärker werden soll«, sagte da Christa Lorbeer, und ihr Blick erhellte sich.
»Genau!«, rief Mara aus. »Wieso nur der und nicht wir?«
»Weil ihr, mit Verlaub, keine Götter seid«, antwortete Loki mit einem Grollen in der Stimme.
»Also erstens will ich überhaupt kein Gott sein, auch wenn ich angeblich mit einer Göttin verwandt bin«, gab Mara barsch zurück. »Und zweitens hab ich mit wir nicht uns gemeint, sondern Sie .«
»Mich?«, lachte der Halbgott. »Du meinst, man sollte mir huldigen, Verse widmen, Gebete schicken? Das wäre das erste Mal, dass jemand den Loki erwähnt, außer um ihn zu verfluchen!«
»Wo er recht hat«, warf der Professor ein, aber Loki ignorierte ihn und fuhr fort: »Nein, ich taugte immer nur dazu, die Götter noch größer zu machen, indem ich sie vor Aufgaben stellte, die schier unlösbar schienen! Indem ich den Göttern ihre Schwachstellen vorhielt, regte ich sie zu noch größeren Taten an. Ich schuf Probleme, um deren Lösung zu erzwingen, sowohl für die Götter als auch für die Menschen. Ich sorgte für Bewegung, für
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