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Mara und der Feuerbringer

Mara und der Feuerbringer

Titel: Mara und der Feuerbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Krappweis
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genau!«
    »Hm. Aber jede Frau kann doch mehr als kochen, putzen und bügeln, oder? Sind dann alle Frauen Wiccas?«, fragte Mara so unschuldig wie sie nur konnte, während sie sich einen Apfel unter der Drahtpyramide herausfischte.
    War Mama verwundert, dass ihre Tochter sich plötzlich für die Wiccas interessierte? Wenn ja, dann ließ sie es sich nicht anmerken.
    »Nein, natürlich nicht!«, antwortete sie. »Eine Wicca ist man nur, wenn man besondere Fähigkeiten hat!«
    Mara schnitt von dem Apfel die braune Druckstelle ab, die die Drahtpyramide darauf hinterlassen hatte, und versuchte, möglichst beiläufig zu klingen, als sie fragte: »Besondere Fähigkeiten? Was für Fähigkeiten denn?«
    Anscheinend war diese Frage für Mama gar nicht so einfach zu beantworten, was aber nicht hieß, dass sie es nicht trotzdem versuchte: »Na ja … also … eine Wicca kann zum Beispiel … sie spürt, wenn … sie spürt eben mehr als … mehr als ein
Mann
zum Beispiel.«
    Na hurra! Mama hatte es also mal wieder geschafft, ohne viele Umwege auf ihr Lieblingsthema zu kommen: Männer. Und wie so oft würde sie auch gleich eine Überleitung zu ihrem zweiten Lieblingsthema finden: Papa.
    Mara seufzte tonlos, während Mama weitersprach: »Weißt du, Mara-Schatz, Männer spüren im Vergleich zu Frauen sowieso sehr wenig und sind auch nicht so empfänglich für … Dinge. Insgesamt. Und dadurch kann eine Wicca … also dadurch ist sie … einem Mann überlegen. In vielen Dingen. Das kannst du mir ruhig glauben, und vielleicht sagst du das deinem Vater auch mal, aber der ruft ja eh nicht mehr an!«
    Mama hatte ganze vier Sätze gebraucht, um von
Wiccas
über
Männer allgemein
bei
Papa
zu landen, und ganz nebenbei hatte sie auch noch das ewige Streitthema mit dem Anrufen mit eingebaut. Nicht schlecht.
    Mara schluckte eine direkte Antwort hinunter, denn sie wusste, wie empfindlich Mama war, wenn jemand Papa verteidigte.
    »In was für Dingen sind die denn überlegen, die Wiccas?«, fragte sie stattdessen im Plauderton und biss in den Apfel.
    »In … vielen Dingen eben!«, antwortete Mama. »Aber das kann ich dir nicht so einfach erklären. Dazu musst du noch ein bisschen älter werden. Nicht umsonst gibt es keine Wiccas unter … achtzehn Jahren.«
    »Gibt es nicht?«, fragte Mara.
    »Gibt es nicht«, sagte Mama.
    »Aha«, sagte Mara.
    »Jaja, so ist das eben«, sagte Mama.
    Und dann wuschelte sie ihrer Tochter durch die Haare, wie sie es immer tat, wenn sie das Thema wechseln und Mara gleichzeitig darauf hinweisen wollte, dass sie dafür sowieso noch nicht alt genug war.
    Ihr Blick fiel auf den Obstkorb. »Also, ich bin immer wieder begeistert, wie lange das Obst unter der Energy-Vital-Pyramide frisch bleibt. Hast du denn außer diesem Apfel schon etwas gegessen? Dein Schokomüsli?«
    »Nein«, sagte Mara und log weiter: »Ich hab den ganzen Vormittag Hausaufgaben gemacht, aber dafür bin ich jetzt fast fertig.«
    Mara schwindelte weder gerne noch besonders gut, aber in diesem Fall musste Mama vor der Wahrheit geschützt werden. Vor allem, wenn Mara selbst erst mal herausfinden musste, was eigentlich die Wahrheit war.
    Aber irgendwie tat Mara das Gespräch mit ihrer Mutter gut: Es gab ihr auf eine ganz spezielle Art das sichere Gefühl, dass sie nicht verrückt war.
    Diese verschwurbelten Erklärungen über die Wiccas, das Geschimpfe über Papa – das war die reale Welt.
    Dummerweise ist zu der realen Welt noch was total unreal Reales dazugekommen, dachte Mara, als sie wieder in ihrem Zimmer war und die Tür hinter sich zuzog. Sie setzte sich an ihren Schreibtisch und sah aus dem Fenster, wo sie heute Morgen den Zweig vergraben hatte. Als sie daran dachte, was sie am Montag vorhatte, war ihr schon ein bisschen mulmig zumute, aber ihr Entschluss stand fest: Mara würde direkt nach der Schule zur Münchner Maximilians-Universität fahren.
    Sie war zwar noch nie dort gewesen, aber sie wusste genau, wo auf dem U-Bahn-Plan die Haltestelle mit dem Namen
Universität
war. Schließlich verbrachte sie jeden Tag elfeinhalb Minuten damit, diesen Plan anzustarren. So lange brauchte die U-Bahn, um bis zur Haltestelle Giesing zu fahren, wo Mara zur Schule ging.
    Sie starrte immer auf den Plan während der Fahrt, weil er ihr irgendwie interessanter erschien als alle ihre Mitschülerinnen und Mitschüler. Die Mädchen gackerten die ganze Zeit und schielten dabei laufend auf ihr eigenes Spiegelbild in den dunklen Fenstern. Und die Jungs führten sich

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