Mara und der Feuerbringer
Mara.
Kapitel 7
P lötzlich spürte Mara, wie sich etwas Großes gegen ihren Rücken drückte und sie mit einer unglaublichen Wucht durch das Wasser schob. Durch den Druck des Wassers wurde Mara hart gegen die seltsame Oberfläche gepresst. Als sie sich dazu zwang, ihre Augen zu öffnen, sah sie über sich ein schwaches Licht: Sie raste der Wasseroberfläche entgegen.
Augenblicklich spürte sie auch ihre Lungen wieder und das wilde Verlangen zu atmen. Im nächsten Moment durchbrach Mara endlich die Wellen und schnappte mit einem lauten Keuchen nach Luft.
Mara verschwendete keinen Gedanken an das, was sie da aus dem Wasser gehoben hatte. Sie konnte nur an eins denken: Luft, Luft, endlich Luft!
Und dann begann sie zu weinen. Hustend, zitternd und schluchzend rollte sie auf dem seltsam glitschigen Untergrund hin und her. Sie hatte einfach nicht mehr die Kraft, sich dagegen zu wehren, und immer wieder wurde sie von dem eiskalten Wasser des Meeres umspült. Sie verlor mehrmals das Bewusstsein, dämmerte dahin, bis ein weiterer, noch kälterer Guss sie abermals aufschrecken ließ und sie doch sofort wieder die Augen schloss …
Mara wusste nicht, wie lange sie so dagelegen hatte. Ein paar Minuten? Stunden? Doch irgendwann öffnete sie die Augen und bemerkte, dass die Sonne durch die Wolken gebrochen war und heiß auf sie herunterbrannte. Es fühlte sich so wunderbar an, dass sie gleich wieder zu weinen begann, aber diesmal aus einem so tiefen Glücksgefühl, wie sie es noch nie zuvor empfunden hatte. Schließlich schaffte sie es, sich aufzusetzen, und blickte sich um.
Sofort stieg in Mara eine so glühend heiße Panik hoch, dass ihr fast schwindelig wurde. Ihre Muskeln gaben nach, sie fiel schwer atmend auf die Hände und starrte zu Boden. Oder zumindest auf das, was momentan ihren Boden darstellte.
Mara hockte auf einem Lebewesen! Es musste ein Lebewesen sein, denn etwas kontrollierte spürbar die Bewegungen unter ihr. Das eigentlich Schreckliche war aber nicht die Gewissheit, auf dem Rücken eines gigantischen Lebewesens zu reiten. Das eigentlich Schreckliche war: Dieses Lebewesen hatte ganz offensichtlich kein Ende!
Um Mara herum erstreckte sich weit und breit nichts als der glitschige, schwarze und schuppige Körper eines Monstrums von gigantischen Ausmaßen. Eine Schuppenplatte alleine hatte in etwa die Größe einer Straßenkreuzung, und so weit sie blicken konnte, sah sie nichts anderes als eine Schuppe neben der nächsten.
Mara versuchte, sich einen irgendwie drachenartigen Kopf vorzustellen, der so groß war, dass er ihre Heimatstadt mit einem Biss verschlucken konnte, und scheiterte.
Hoppla. Dass sie sich etwas nicht vorstellen konnte, war bisher erst ein einziges Mal vorgekommen, und zwar als ihr Mathelehrer einmal davon gesprochen hatte, dass man unendlich weiterzählen konnte und nie an ein Ende gelangen würde. Der Gedanke, dass etwas kein Ende hatte, war für Mara sehr verwirrend gewesen. Sie hasstees, Dinge nicht zu Ende denken und als erledigt irgendwo in ihren Gedanken ablegen zu können. Aber Mara verdrängte das Bild ihres gähnend leeren Karteikastens mit der Aufschrift
Zu Ende gedachte Gedanken
. Denn plötzlich spürte sie, wie eiskaltes Wasser ihre Füße umspülte! Monsterland ging wieder unter!
Sie reagierte sofort und stolperte eher los, als dass sie rannte. Bloß weg vom Wasser, bergauf!
Doch leider tauchte das Monster schneller, als Mara rennen konnte. Sie war sowieso schon nicht die Beste im Laufen und außerdem so sehr geschwächt, dass ihre Knie mehrmals nachgaben und sie ständig stolperte. Doch immer wieder rappelte Mara sich auf und rannte keuchend weiter – weg von den schmatzenden Wellen, immer weiter über den gigantischen Körper des Monsters.
Wäre Mara so schnell gerast wie ihr Verstand, sie wäre vermutlich sogar über das Wasser gelaufen. Ihr Kopf war übervoll mit Bildern, die alle wild durcheinanderwuselten. So als würde sie in einem Whirlpool voller Fotos schwimmen und irgendwer hätte die Blubberfunktion auf tausend gestellt.
Und über all dem schwebte das Wort, das sie jetzt seit Tagen begleitete und ihr ganzes Leben verändert hatte.
Spákona
.
Sie war eine Seherin. Die letzte Seherin vielleicht und angeblich
die letzte Hoffnung für die ganze Welt
! Wie das schon klang …
Das hörte sich schon sehr nach diesen typischen Sonntagnachmittags-Filmen an, in denen irgendwelche Kinderstars namens Kevin perfekt gestylt gegen irgendeinen austauschbaren
Weitere Kostenlose Bücher