Mara und der Feuerbringer
Alt-Filmstar kämpften, der laufend HarrHarrHarr machte und dabei seinen gesamten Plan ausplauderte. Und immer explodierte am Ende eine alte Fabrik, ein Schloss oder ein Berg – je nachdem, wo der Bösewicht diesmalsein Hauptquartier aufgeschlagen hatte – HarrHarrHa… Bumm! Und die Welt war gerettet.
Und da passierte es. Mara musste lachen: Sie hatte nämlich gerade festgestellt, wie viel sie mit diesen Weltenrettern gemeinsam hatte, und die Antwort ging weit, weit über die Null hinaus bis ganz tief ins Minus! Aus Maras Hals, der sich inzwischen anfühlte wie eine Regenrinne voller Nagelfeilen, purzelte stoßweise und schmerzhaft ein höchst albernes Kichern hervor.
Doch dann fiel sie ein weiteres Mal der Länge nach hin und hatte einfach nicht mehr die Kraft aufzustehen. Zitternd und kichernd wartete sie nun darauf, dass das Meer sie, Mara Lorbeer, Heldin, Weltretterin und
Spákona
, verschluckte und ihr Verstand tat das einzig Richtige: Er knipste Maras Hirn aus und riss das Mädchen in eine tiefe Ohnmacht.
Mara öffnete die Augen und sah Wolken, die über einen tiefblauen Himmel zogen. Sie versuchte, sich zu bewegen, aber etwas hielt sie fest umklammert.
Sie blickte noch mal auf die Wolken und den blauen Himmel und spürte, das irgendetwas nicht zusammenpasste. Verwirrt schloss sie die Augen wieder und hielt sie einen Moment geschlossen.
Ich liege nicht auf dem Rücken, dachte Mara. Das spüre ich ganz genau. Es fühlt es eher so an, als würde ich irgendwie … hängen.
Langsam öffnete sie nun die Augen und endlich passte das, was sie sah, auch zu dem, was sie fühlte: Etwas trug sie über den Wolken durch die Luft und das Blaue da unten war kein Himmel, sondern Wasser.
Sie versuchte, den Kopf zu drehen, um zu sehen, was sie so eisernfesthielt, schaffte es und war sofort so unglaublich baff, wie man baffer gar nicht sein konnte.
Sie steckte in den Krallen eines riesigen Vogels, der sie behutsam durch die Luft trug. Mara glaubte, den kräftigen, gelben Schnabel eines Adlers irgendwo über sich zu erkennen und auch die Krallen sahen irgendwie adlerartig aus. Die riesigen Schwingen waren reglos ausgebreitet wie die Flügel eines Segelflugzeugs und trotz des tosenden Windes fühlte es sich irgendwie still und friedlich an.
Also entschied sich Mara vorerst gegen eine weitere Ohnmacht und blickte stattdessen noch einmal nach unten. Im Wasser schwamm nämlich etwas, von dem sie wusste, dass sie gerade noch darauf herumgelegen hatte. Ja, Mara sah auf das Monstrum hinab, das sie erst vor dem Ertrinken gerettet und danach durch seinen Tauchgang fast wieder ersäuft hatte. Und sie sah es in seiner gesamten imposanten Größe.
Sogar die Form des Kopfs konnte Mara schemenhaft erkennen, obwohl er sich wie der Rest des gewaltigen Leibs bereits unterhalb der Wasseroberfläche befand. Und es hatte Beine. Viele Beine. Und ein großes Maul. Ein sehr, sehr großes …
Diese letzte Erkenntnis war für Mara Grund genug, sich dann doch für eine weitere Ohnmacht zu entscheiden, und sie war sich selbst dafür sehr dankbar.
Mara erwachte, doch sie hielt die Augen geschlossen und hatte nur einen Gedanken: Wenn ich die Augen aufmache, möchte ich im Büro vom Professor auf dem Boden liegen. Wenn ich die Augen aufmache, möchte ich im Büro vom Professor auf dem Boden liegen. Wenn ich …
Da kam ihr eine Szene aus dem Vorspann der »Simpsons« in den Sinn, in der Bart Simpson zur Strafe jedesmal etwas anderes zigfach an die Tafel schreiben musste, und sie fühlte sich sowohl albern als auch irgendwie besser. Immerhin konnte sie schon wieder an die Simpsons denken und diese Erkenntnis gab ihr Halt.
Mara öffnete die Augen.
Vor ihr ragte der Bug eines Schiffes in die Höhe und auf dem Schiff stand regungslos ein Mann mit wildem Bart. Über seinem Kopf schwang er den abgetrennten Kopf eines Ochsen an einem Seil. Hinter ihm stand ein weiterer Mann, der ein Messer gezückt hatte und ebenso regungslos verharrte.
Mara schrie auf.
»Beruhige dich, Mara Lorbeer«, sagte die vertraute Stimme von Professor Weissinger. »Es ist alles okay, hörst du? Mara? Bleib erst einmal ruhig liegen.«
Doch ganz im Gegensatz zu Professor Weissingers Wunsch setzte sich Mara mit einem Ruck auf und starrte auf das Boot mit den zwei Männern. Es war nur eine getöpferte Miniatur aus bemaltem Ton.
Mara war direkt neben dem Ding auf den Boden gefallen, und als sie die Augen geöffnet hatte, war ihr der wenige Zentimeter von ihren Augen entfernte
Weitere Kostenlose Bücher