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Mara und der Feuerbringer

Mara und der Feuerbringer

Titel: Mara und der Feuerbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Krappweis
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gehorchten nun zusammen mit allen anderen losen Gegenständen an Bord den Gesetzen der Fliehkraft: Wie zwei Geschosseflogen Mara und der Professor in Fahrtrichtung durch die Luft Richtung Bug. Mara spürte mehr, als dass sie sah, wie hinter ihnen der massige Körper des ebenso überraschten Riesen Hymir nach vorne geschleudert wurde und dabei die Ruderbank zerschmetterte, auf der sie gerade noch gelegen hatten!
    Mara konnte nichts anderes tun, als sich am Professor festzukrallen. Der hielt sie ihrerseits umschlungen, und so rasten sie beide ohne jedes Gefühl für oben und unten durch die spritzende Gischt.
    Mara zwang sich trotzdem dazu, ihre Augen zu öffnen. Und das, was sie sah, erfüllte sie schlagartig mit einem völlig neuen Gefühl: Ehrfurcht.
    Wie in Zeitlupe schälte sich vor ihnen die Gestalt eines gigantischen Mannes mit wallendem dunkelblondem Haar aus dem Nebel. Sein geflochtener Bart flatterte wild an seinem energisch gereckten Kinn: Thor, der Gott des Donners! Seinen Wagen und seine Zugtiere kannte Mara ja bereits, aber die waren doch nie und nimmer so riesig gewesen, dass sie als Gefährt für diesen Giganten getaugt hätten! Oder?
    Eine gute Frage an den Professor, falls wir das hier überleben, dachte Mara, während sie den germanischen Gott weiter anstarrte.
    Thors muskulöser Oberkörper war nackt und Mara spürte förmlich, über welch unbändige Kraft er verfügen musste. Das dicke Seil hatte er in mehreren Schlingen in seine rechte Hand gelegt. Von dort lief es hinter seinem Kopf über den breiten Nacken und in weiteren Schlingen über den linken Arm, wo es im Boot verschwand. An seinem breiten Gürtel bemerkte Mara noch einen auffallend großen und breiten, reich verzierten Hammer mit einem ziemlich kurzen Stiel, als sie sich endlich daran erinnerte, dass dies nicht der Moment war, sich in Ruhe halbnackte Götter anzusehen. Sofort riss sie erneut mit aller Kraft an der sie umgebenden Vision, damit diese sich endlich wieder in ihr Innerstes zurückscherte!
    Aber nichts passierte.
    Um Mara herum jedoch passierte viel zu viel: Sie und der Professor rasten an Thor vorbei auf die aufgepeitschte Meeresoberfläche zu und jeden Moment würden sie mit der Wucht einer Kanonenkugel auf dem Wasser aufschlagen.
    Wie von Sinnen zerrte Mara an der Vision. Aber damit erreichte sie nur, dass sie diesmal noch schneller erschöpft war und loslassen musste.
    Da erhob sich plötzlich direkt neben ihnen eine spiegelglatte, hellgrüne Fläche, die Mara zuerst gar nicht einordnen konnte. Dafür erkannte sie darin ihr eigenes Spiegelbild und sah sich selbst eng umschlungen mit einem bärtigen Professor der Maximilians-Universität durch die Luft rasen. Fühlte sich so die Freundin von Superman, wie hieß die doch gleich … Lois Lane? Würde auch Superman irgendwann graue Haare bekommen wie der Professor? Oder würde er sie aus Eitelkeit färben? Und warum hatte man kurz vor dem bitteren Ende die seltsamsten Gedanken?
    Als Mara schließlich begriff, dass sie am geöffneten Auge der Midgardschlange vorbeiflogen und sich in ihrer Pupille spiegelten, erfasste sie eine seltsam panische Ruhe …
    Da war sie also wieder:
Jörmungandr
, die Midgardschlange. Wenigstens würde sie jetzt geangelt, und das geschah ihr ganz recht!
    Da hörte sie ein seltsames Geräusch und erkannte die Stimme von Professor Weissinger. Er jodelte wieder. Aber diesmal klang es wie Goofy, wenn er in eine Schlucht stürzt – fröhlich und verrückt zugleich: »
Jaaahahachuuui!«
    Der Professor hatte wohl so etwas Ähnliches wie Spaß!
    Und da passierte es: Die beiden schlugen hart auf. Aber anstatt sofort zu versinken, prallten sie von der Wasseroberfläche ab wie ein flach geworfener Stein … Dumpf spürte Mara den Schmerz in ihrer Seite, und doch hielt sie die Konzentration aufrecht. Ein weiterer Abpraller. Heißes Brennen am Rücken. Der Professor stöhnte. Und Mara sehnte sich nach dem widerlichen Kakao aus dem Automaten, der seit gestern auf dem Schreibtisch des Professors stand …
    Rumms.

Kapitel 13

    A ls Mara wieder zu sich kam, hörte sie den Professor lachen. Man konnte ihn zwar nicht besonders gut hören, da er fast vollständig unter Büchern begraben war, aber es genügte, um zu wissen, wo man nach ihm zu graben hatte. Sie ignorierte, dass ihr Arm bis zur Schulter von ehemals heißer und nun nur noch zimmerwarmer Trinkschokolade triefte, und wühlte nach dem Professor.
    Der kicherte noch immer, als Mara ihm half, sich aufzurichten:

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