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Mara und der Feuerbringer

Mara und der Feuerbringer

Titel: Mara und der Feuerbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Krappweis
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dem Untergang des Kahns. Also haben wir noch genügend Zeit. Ich glaube auch, dass wir hier für eine Weile sicher sind, wenn auch leider nicht trocken. Ach, was bin ich doch für ein Trampel, warte!«
    Und mit diesen Worten streifte er sein Jackett ab und legte es Mara über die Schultern, bevor sie protestieren konnte – was sie im Übrigen gar nicht vorgehabt hatte.
    Angestrengt starrte Professor Weissinger in den Nebel hinein, als würde er nach etwas suchen. Als er Maras fragenden Blick bemerkte, sagte er: »Stell dir das nur mal vor: Dort am Bug steht Thor, der Donnergott höchstpersönlich, und ich kann ihn wegen des vermaledeiten Nebels nicht sehen! Am liebsten würde ich am Bootsrand entlanglaufen, nur um ihm einmal Aug in Aug gegenüberzustehen! Oder in dieandere Richtung, denn irgendwo am Heck des Bootes klammert sich gerade der Riese Hymir am Ruder fest. Laut der Sage müsste ihm jetzt bereits der Angstschweiß auf der Stirn stehen, hahaha! Das würde ich doch zu gerne einmal sehen!« Doch bevor Mara protestieren konnte, lachte der Professor: »Keine Sorge, ich bleibe natürlich hier bei dir. Das Ganze ist auch so schon spannend genug! Du musst wissen, dass
Thors Fischzug
zu den ältesten und bekanntesten Geschichten der germanischen Mythologie gehört. Die Sage erzählt davon, wie Thor zusammen mit dem Riesen Hymir auf einem Kahn zum Fischen hinausfährt, um dort mit dem Kopf eines Ochsen zu angeln. Dummerweise beißt ausgerechnet die dir bereits bekannte Midgardschlange an.« Der Professor machte eine kurze Pause und sah zu Mara hinüber. »Bist du wirklich auf ihr geritten?«, fragte er völlig unvermittelt.
    Mara nickte.
    »Was frag ich.« Der Professor schüttelte den Kopf. »Natürlich bist du das. Da stehe ich auf Hymirs Kahn, neben Thors Mantel und stelle so eine Frage …« Er wendete sich wieder der Nebelwand zu, als er weitererzählte: »Man muss allerdings annehmen, dass die Midgardschlange zu dieser Zeit noch nicht so riesig gewesen sein kann wie später, als sie schließlich die gesamte Welt umspannte. Bei dieser Größe hätte sie Thors Köder vermutlich nicht einmal bemerkt. Ganz im Gegensatz zu jetzt. Denn wie ich der Geschwindigkeit unseres Gefährts entnehme, hat sie wohl schon vor unserer Ankunft angebissen. Also zieht sie uns gerade in einem wahren Höllentempo übers Wasser und dieser Ritt endet auch erst, nachdem Thor …« Die Stimme des Professors erstarb abrupt. »Mara …«, begann er schließlich und seine Stimme klang mühsam beherrscht. »Ich will dich nicht unter Druck setzen, aber das wäre nun wohl
doch
der geeignete Moment, um von hier zu verschwinden!«
    Mara runzelte die Stirn. »Haben Sie nicht gerade erst gesagt, dass der Kahn nicht untergeht?«, fragte sie.
    Der Professor nickte etwas zu hektisch, als er antwortete: »Jajaja, das ist ja auch richtig, aber eben ist mir Tölpel wieder eingefallen, zu welchem Mittel Thor greift, als er die Midgardschlange nicht bändigen kann. Und das könnte trotz allem äußerst unangenehm für uns w…«
    Ein ohrenbetäubendes Krachen durchbrach den tosenden Wind, gleichzeitig erzitterte der Kahn heftig und kippte bedrohlich nach links. Mara und der Professor wurden gegen die Bordwand gedrückt, und schon prasselte ein wahrer Regen aus Holzsplittern von der Größe ausgewachsener Baumstämme auf die riesige Sitzbank! Der Professor musste aus vollem Halse schreien, damit Mara ihn verstand, und das, obwohl er nur ein paar Zentimeter von ihrem Ohr entfernt war.
    »Das meinte ich! Thor durchschlägt mit den Beinen den Boden des Kahns, um …«
    Ein weiteres Mal erzitterte das Boot und neigte sich diesmal nach rechts. Die beiden schlugen hart auf das nasse Holz, als es um sie herum erneut litfaßsäulendicke Splitter und scheunentorgroße Bretter regnete. Der Professor riss Mara im letzten Moment zur Seite, als ein Stück Bodenplanke direkt neben ihnen aufschlug und krachend zerbrach!
    »… um sich mit den Füßen auf dem Meeresgrund gegen die Midgardschlange zu stemmen!«, beendete er brüllend seinen Satz.
    Okay, das war eine logische Erklärung für die Erschütterungen, aber trotzdem keine gute Nachricht! Mara verlor keine Sekunde und ergriff die Arme des Professors. Sie musste dafür sorgen, dass diese Vision ein Ende hatte!
Jetzt!
    Doch mit einem Mal schien die gesamte Erdkugel in die entgegengesetzte Richtung zu rotieren und der riesige Kahn wurde unter ihnen weggerissen! Thors Bremsmanöver hatte das Boot gestoppt und die beiden

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