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Mara und der Feuerbringer

Mara und der Feuerbringer

Titel: Mara und der Feuerbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Krappweis
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Internet sind randvoll mit den verrücktesten Ideen über vorgeblich nie stattgefundene Mondlandungen, geheime Ufo-Forschungsstationen, Gedankenleser, Aliens, Mensch-Maschinen, Super-Soldaten und genetische Experimente. Und die Verschwörungstheoretiker gehen nun mal nach der
Mara-Technik
vor, das heißt, sie behaupten etwas und suchen sich alle Gründe zusammen, die dafür sprechen. Dabei wird aber alles ignoriert, was definitiv dagegen spricht. Auf diese Weise kann man sich also jede noch so verrückte Idee irgendwie so herleiten, dass sie im ersten Moment plausibel klingt. Aber sobald man auch nur eine richtige Frage stellt, fällt alles wie ein Kartenhaus in sich zusammen.«
    Mara musste leider zugeben, dass diese Erklärung absolut logisch klang. Von einigen dieser Verschwörungstheorien hatte sie auch schon gehört. Über die Geschichte von der angeblich künstlichen Mondlandung hatten sie sogar einmal im Physikunterricht diskutiert und die Theorie gemeinsam mit ihrem Lehrer als Unsinn entlarvt.
    Trotzdem blieb Mara hartnäckig: »Aber warum hatte Loki dann eine angeblich völlig falsche Frisur?«
    »Jajaja, der Suebenknoten«, seufzte der Professor. »Ich habe natürlich auch darüber nachgedacht und schlage dir ein Friedensangebot vor. Also, mag sein, dass es die Sage von der Erfindung des Fischernetzes schon viel früher gegeben hat. Vielleicht haben sich suebische Fischer tatsächlich eine solche Geschichte erzählt. Wer kann das heute schon so genau beantworten? Und über die Jahrhunderteverknüpften die Geschichtenerzähler an den Lagerfeuern das Ganze mit den Abenteuern des germanischen Halbgottes Loki. Ergibt ja auch wirklich eine runde Story, wenn jemand als Fisch flüchten will und dann mit seiner eigenen Erfindung wieder eingefangen wird. Um es kurz zu machen: Zurzeit gibt es wohl niemanden, der uns hier das Gegenteil beweisen kann. Daher würde ich vorschlagen, dass wir das Kriegsbeil begraben und uns erst mal um wichtigere Themen kümmern als Frisuren. Oder wie sehen Sie das, Frau Kollegin?«
    Und damit streckte ihr der Professor seine Hand entgegen und sah sie über seine Brille hinweg so fürchterlich professoral an, dass Mara endlich einmal wieder lachen musste. Also schlug sie mit einem lauten Patsch in die dargebotene Hand ein und stellte dabei erleichtert fest, dass sie nun nicht mehr alleine war. Endlich.

     
    Dreimal verbrannt ist sie dreimal geboren
Oft, unselten, doch ist sie am Leben
.

Teil 2

Kapitel 1

    M ara war auf dem Heimweg. Sie hatte sich mit Professor Weissinger für den nächsten Nachmittag verabredet. Gemeinsam wollten sie überlegen, was sie als Nächstes tun würden. Der Professor hatte vorgeschlagen, dass man das sicher genauso gut, wenn nicht noch viel besser bei einem Spaziergang im Englischen Garten tun könne. Der Englische Garten war eine riesige Parkanlage mitten in der Stadt mit großen Wiesen, einem Bach, einem künstlich angelegten und tretboottauglichen See und nur ein paar Minuten zu Fuß von der Universität entfernt. Mara war sehr dafür gewesen, denn der Ausblick auf einen weiteren Nachmittag in dem kleinen muffigen Büro voller Stolperfallen hatte sie nicht gerade mit Vorfreude erfüllt.
    Mara setzte sich auf einen freien Platz in der U-Bahn und bereute es sofort, nicht an den Türen stehen geblieben zu sein. Ein äußerst beleibtes Touristenpärchen mit je einem großen Rollkoffer, je einer noch größeren Reisetasche und je zwei noch viel größeren Pobacken quetschte sich neben, hinter und vor sie.
    Die beiden verstopften mit ihrem Gepäck den Mittelgang und die Frau blockierte mit ihrem ausladenden Hinterteil den kompletten Doppelsitz gegenüber. Ihr Mann stand daneben im Gang und machte somit auch entgegen der Fahrtrichtung dicht.
    Na super, dachte Mara, was wäre denn, wenn ich jetzt aussteigen müsste? Und gleichzeitig bemerkte sie mit Schrecken, dass sie gerade gedacht hatte wie ihre Tante Claudia: Die bemerkte sogar an Dingen, die gerade noch mal gut gegangen waren, vor allem, was alles hätte schiefgehen können. Dann rief sie immer Mama an, um sich am Telefon stundenlang über etwas aufzuregen, das ja eigentlich gar nicht passiert war.
    Während Mara so über Tante Claudia und ihre Sicht der Welt nachdachte, klappte der Tourist mit rotem Gesicht eine U-Bahn-Karte aus. Mara hörte mit halbem Ohr zu, als er seine Frau etwas zu laut und in breitestem Amerikanisch darauf hinwies, dass sie schon drei Stationen später wieder aussteigen würden.

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