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Mara und der Feuerbringer

Mara und der Feuerbringer

Titel: Mara und der Feuerbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Krappweis
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merklich kühler! Gleichzeitig loderte auch das Feuer immer weniger und Mara konnte nun sogar ringsherum die Formen einer zerklüfteten Steilwand erkennen. Der Boden, auf dem sie kauerte, erinnerte stark an eine Mondlandschaft. Sie wagte einen Blick nach oben und zu ihrem Erstaunen blickte sienicht mehr in rötliche Nebelschwaden, sondern in einen schwarzen Himmel voll glitzernder Sterne. Wo war sie? Plötzlich fiel es ihr wie Schuppen von den Augen: Sie saß tatsächlich in einem Vulkan!
    Und obwohl Mara es nicht für möglich gehalten hätte, passierte nun etwas, das sie in noch mehr Erstaunen versetzte: Sie hörte Stimmen! Ja, ganz klar und deutlich hörte Mara die Stimmen mehrerer Menschen. Und als diese lauter wurden, fiel ihr auf, dass sie alle zusammen etwas aufzusagen schienen! Es waren immer wieder dieselben vier Zeilen. Mara konzentrierte sich darauf, die Worte des seltsamen Gedichts zu verstehen:
    Hohen Mut verleiht deine Macht;
grimmig und groß wächst in dir die Kraft!
Zur leckenden Lohe dich wieder zu wandeln,
spürst du die lockende Lust …
    Obwohl Mara nicht ganz schlau daraus wurde, erkannte sie schnell, dass dieser Vers nicht nur schlecht zu merken war, weil er sich gar nicht reimte, sondern leider auch eine äußerst belebende Wirkung auf das Feuerwesen hatte. Es erwachte nun aus seiner Starre wie einer dieser als Statue verkleideten Straßenkünstler, dem man gerade eine Münze zugeworfen hatte. Mit Schrecken musste Mara feststellen, dass jetzt auch ein gefährliches Glimmen in seinen Augen schimmerte – womit er sich sehr deutlich von allen Straßenkünstlern unterschied, die Mara jemals gesehen hatte!
    Was tut ihr da!, dachte sie panisch. Und warum tut ihr das?! Und warum gerade jetzt?! Haltet doch die Klappe!
    Doch schon loderte das Feuer wieder genauso erbarmungslos wie gerade eben, und zu Maras Horror machte der Feuerbringer schon wieder einen Schritt auf sie zu! Okay, das war auf jeden Fall der falsche Zeitpunkt, um sich das Fluchen abzugewöhnen. Verdammt!
    Hohen Mut verleiht deine Macht;
    Wie zur Bestätigung ließ die flackernde Gestalt unter dem andauernden Gemurmel des seltsamen Chors mit einer ausladenden Geste rings um Mara das Feuer so heiß auflodern, dass sie sich sofort wieder auf dem Boden zusammenkauerte und schützend die Arme vor das Gesicht schlug.
    grimmig und groß wächst in dir die Kraft!
    Mit jedem Satz wurde es heißer. Mit jeder Wiederholung glühten die Flammen noch mehr. Mit jedem Wort kam der Feuerbringer näher. Mara spürte im Gesicht, wie die Hitze immer weiter zunahm. Sie hatte bereits ihre gesamten Klamotten durchgeschwitzt und ihre Haare fühlten sich an, als hätten sie schon Feuer gefangen, so unglaublich heiß war die Luft!
    Zur leckenden Lohe dich wieder zu wandeln
,
    »Hört auf!«, krächzte Mara heiser in das Dröhnen hinein. Sie wusste nicht, wie sie sich noch schützen sollte, und egal, wo sie ihre Arme hatte, die Hitze ließ sich nun nicht mehr abhalten!
    spürst du die lockende Lust …
    Der Boden schien förmlich zu glühen und Mara riss die Hände hoch. Brenne ich schon? Oh Gott, vielleicht brenne ich schon, schoss es Mara durch den Kopf und sie röchelte erschöpft unter ihren verschränkten Armen: »Aufhören! Bitte! Hört auf!«
    Doch nur ein paar Sekunden später durchschoss Mara ein ebenso schockierender wie auch unglaublich wohltuender Schauer der Erleichterung: Ein Guss eiskalten Wassers klatschte völlig unvermittelt auf sie nieder. Seine geballte Wucht warf sie auf den Boden, während das Wasser zischend in der Hitze verdampfte. Als Mara noch nach Luft schnappte und sich das Wasser aus den Augen wischte, hörte sie klar und deutlich eine weitere Stimme über dem seltsamen Choral. Es war die Stimme einer Frau, und sie rief: »Ist deine Angst so groß, mächtiger Loge, dass du nun sogar ein Kind morden willst?«
    Mara war so gänzlich überfordert, dass sie sogar die Bezeichnung »Kind« überhörte! Zwischen den Strähnen ihrer nassen Haare wagte sie einen Blick zur Seite, und zu ihrer Überraschung stand dort tatsächlich eine Frau!
    Sie hielt eine tropfende Holzschale in der Hand, aus der Mara wohl gerade der Wasserschwall getroffen hatte. Aber nicht nur an der Schüssel erkannte Mara sofort, wer da neben ihr stand: Es war unzweifelhaft die Frau aus der Höhle. Es war
Sigyn
, Lokis Frau! Und natürlich: Das war auch die Frau, die sie vorhin zusammen mit dem Feuerbringer gesehen hatte!
    War dies nun der Beweis, dass gerade der echte

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