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Mara und der Feuerbringer

Mara und der Feuerbringer

Titel: Mara und der Feuerbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Krappweis
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Loki vor Mara stand?
    Da sprach das Wesen namens Loge wieder und klang nun gar nicht mehr flüsternd und zischend, sondern vielmehr volltönend und gewaltig: »Sei Kind oder Frau. Eine
Spákona
ist sie und
Völva
wird sie sein! Wer sehen kann, bringt Schaden, drum sterben muss sie!«
    Und mit diesen Worten wendete der Feuerbringer seinen flammenden Blick von Sigyn ab und starrte hasserfüllt auf Mara hinunter. Fast war es ihr, als würde sich das schemenhafte Gesicht zu einem Grinsen verziehen, während seine lodernde Hand sich in den Himmel hob. Kein Zweifel! Er würde sie erschlagen wie eine Mücke!
    Aber da schrie ihr Sigyn etwas ins Ohr. Mara verstand es erstnicht, so überrascht war sie: »W… was?«, stieß sie hervor, als die Hand des Loge über ihr langsam den Zenit erreichte, um jeden Moment herabzusausen.
    »Wo warst du?«, wiederholte Sigyn. »Wo warst du, bevor du hierherkamst!?«
    Ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, warum Sigyn ausgerechnet diese Frage stellte, musste Mara unwillkürlich an ihre kopflose Flucht denken. Sie war durch das Gebüsch gehetzt, plötzlich abgestürzt und dann auf den Steinen aufgeschlagen. Büsche, große Kieselsteine … und Mara wusste die Antwort.

Kapitel 2

    S ie erwachte. Ah, kühl …, dachte sie und schlug die Augen auf. Über ihr bewegten sich die Zweige eines dichten Busches leise vor einer rötlichen Abendsonne. Etwas plätscherte direkt neben ihrem Ohr, und unter ihrem schmerzhaft geprellten Rücken spürte Mara große Kieselsteine, die ihr sehr bekannt vorkamen. Kein Wunder, denn sie hatte schon oft – und immer wieder auch zu lang – auf ihnen gelegen und sich dabei einige Druckstellen zugezogen.
    Mara atmete auf. Sie lag am steinigen Ufer der Isar, dem Fluss, der quer durch München führte. Sie unterdrückte jedoch den ersten Impuls, sich aufzurappeln, denn außer der untergehenden Sonne sah sie plötzlich noch etwas durch die Pflanzen über ihr strahlen: eine Art hellblau blitzendes Licht. Natürlich! Die Polizei!
    Sie erinnerte sich an die Sirene, die sie vor ihrem Sturz gehört hatte und wusste ja nun aus leidvoller Erfahrung, dass während ihrer Visionen immer nur wenige Sekunden verstrichen. Also hatte diese Streife oben an der Straße vermutlich gerade erst angehalten, um ihr zu folgen.
    Mara sah sich um und bewegte sich dabei äußerst langsam. Das hatte zwei Gründe: Zum einen achtete sie darauf, möglichst kein Geräusch zu machen, und zum anderen hatte sie gerade festgestellt, dassihr sogar Stellen an ihrem Körper wehtaten, die sie bisher gar nicht bewusst wahrgenommen hatte.
    Direkt neben ihr stieg die Steinmauer an, von der sie auf ihrer kopflosen Flucht vor den Schwarzaugen gefallen war. Ganz leise und jedes »Autsch« unterdrückend schob sich Mara noch näher an die Mauer – weg vom Ufer und weiter hinein in die Büsche.
    Erst dann wagte sie es, leise aufzustehen. Da hörte sie über sich auch schon die weibliche Stimme einer Polizistin mit hörbar bayerischem Akzent. Sie sprach anscheinend in ihr Funkgerät.
    »Nein, mehr Personal alleine reicht nicht! Die Isar hat Hochwasser und zurzeit eine saubere Strömung! Wir brauchen einen Hubschrauber, von der Ludwigsbrücke aus flussabwärts … – Es ist noch nicht so kalt, als dass sie das nicht überlebt haben könnt’. – Na, freilich eilt’s, was soll denn die damische Frage?!«
    Ein Knacksen ertönte. Die Polizistin hatte die Unterhaltung anscheinend für beendet erklärt. Jetzt wendete sie sich offenbar ihrem Partner zu, denn sie sagte: »So, und wir zwei, Anselm, wir gehen da runter und suchen am Ufer.«
    Der Mann mit dem altmodischen Namen Anselm schien nicht sehr begeistert zu sein. In einem noch breiteren Dialekt antwortete er: »Woos? Auf meine oid’n Tag da dat i no Fassad’n klettern, oda wia? Naanaa, do konnst di du fei schee alloa nunterwusl’n, durch des G’mias, i geh da nüber, wo die Trebb’n is’!«
    Mara verstand sehr gut Bayerisch. Sie konnte sogar ganz gut Münchnerisch sprechen, wenn sie wollte, da ihre Oma – die Mutter von Mama – schon immer so mit ihr gesprochen hatte. Darum hatte sie verstanden, dass Wachtmeister Anselm anscheinend nicht bereit war, die Mauer hinunterzuklettern, und stattdessen den Weg über die Treppe an der Reichenbachbrücke nehmen würde. Seine Kollegin hatte dagegen schon mit dem Abstieg begonnen!
    Mara musste etwas tun! Aber was? Wenn sie sich entlang derMauer davonschleichen wollte, würde die Polizistin sie sofort sehen,

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