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Mara und der Feuerbringer

Mara und der Feuerbringer

Titel: Mara und der Feuerbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Krappweis
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in den Münzschlitz.
    Weitere 47 Minuten später stand die Polizistin zusammen mit ihrem Kollegen im Wohnzimmer vor Mutter und Tochter Lorbeer. Wachtmeister Anselm Kornbichel war tatsächlich ein schwerfällig wirkender Mann mit einem dichten, schwarzen Schnauzbart und leicht gerötetem Gesicht. Der Begriff »Rosenheim Cop« passte so perfekt, dass man dafür nicht mal die Fernsehserie kennen musste.
    Die Frau jedoch, die sich mit dem Namen Gassner vorstellte, wirkte überhaupt nicht so, wie Mara sie sich angesichts des Schuhs und der Sprechweise vorgestellt hatte: Frau Gassner war eine eher kleine, strohblonde Frau mit überraschend weichen Gesichtszügen und Lachfältchen um die blauen Augen.
    Sie musterte Mara freundlich, als sie ihrer Mutter das Handy zurückgab und sagte: »Na, dann ist ja alles in Ordnung und wir können gleich zu den Formalitäten übergehen. Darf ich mich für einen Moment setzen? Wir haben da leider immer eine ziemliche Zettelwirtschaft zu bewältigen.«
    Mama deutete auf den Esstisch am Fenster, die Beamtin setzte sich und sofort setzte sich auch Herr Kornbichel, nahm seine Mütze ab und legte sie neben sich auf den Tisch. Frau Gassner füllte nun irgendwelche Formblätter aus und schien mit sich selbst zu sprechen, als sie sagte: »Sooo, Datum haben wir, Uhrzeit … auch, geschädigte Personen wären in dem Fall Sie, Frau Lorbeer, weil das Handy ja Ihnen gehört, richtig?« Mama nickte.
    Frau Gassner nickte zurück, schrieb etwas auf eine vorgegebene Linie und fuhr dann fort: »Gut, dann haben Sie ja Ihr Eigentum zurück und müssen mir nur noch hier unterschreiben, dass Sie es erhalten haben, der Schaden somit behoben ist.« Die Polizistin hielt Maras Mutter auffordernd den Kugelschreiber hin. Diese nahm ihn und unterschrieb.
    Dann lächelte die Beamtin Mara freundlich zu und wendete sich an ihren Kollegen: »Na schön, dann ham wir das schon mal.«
    Der Polizist stemmte sich hoch, bestätigte: »Ja, hamma des scho amaoi …«, und setzte seine Mütze wieder auf.
    Fast standen die beiden Polizisten schon im Flur, als sich die Polizistin noch einmal zu Mara umdrehte: »Ach, fast hätt ich es vergessen, wo warst du denn eigentlich in der Zeit von 18 Uhr bis etwa 20.30 Uhr, Mara?« Mama sah erst die Polizistin, dann den Kollegen und schließlich ihre Tochter erschrocken an, aber Frau Gassner beeilte sich sofort, sie zu beruhigen: »Machen Sie sich keine Sorgen, Frau Lorbeer, aber das müssen wir natürlich fragen. Wir sind ja nach wie vor auf der Suche nach der jungen Frau oder dem Mädchen, das mehrere Leute auf einer Rolltreppe attackiert und danach eine Frau über den Haufen gerannt haben soll. Die Dame hat sogar eine Anzeige wegen Sachbeschädigung gestellt, weil ihr anscheinend ein Joghurtbecher in der Einkaufstüte geplatzt ist und sie das Geld für den gesamten Einkauf erstattet bekommen will. Es ist schon ein Kreuz, mit was man sich manchmal so rumstreiten muss, oder, Anselm?«
    »Ja, ein Kreuz is’ des, was ma da manchmoi …«, bestätigte der Polizist.
    Aber Mara wusste, dass die scheinbar beiläufige Art nur Fassade war, und bemerkte sehr wohl, wie genau die Polizisten sie die ganze Zeit beobachteten. Besonders die betont unauffällige Art von Wachtmeister Kornbichel war schwer zu übersehen. Es fehlte nur noch, dass er anfing zu pfeifen und mit dem Fuß Kreise in den Teppich zu malen.
    Aber das zeigte eins ganz deutlich: Mara war immer noch verdächtig. Na ja, darauf war sie eh vorbereitet gewesen, und so antwortete sie, ohne mit der Wimper zu zucken: »Von sechs bis halb neun? Klar, da war ich in der Uni bei Professor Weissinger. Das stimmt doch, Mama, oder?« Ihre Mutter nickte, denn das hatte sie ja bisher auch angenommen.
    Doch die Polizistin sagte nur: »Ach, in der Uni? Mit vierzehnJahren? Aha, Respekt. Aber das ist ja sehr gut, dann kann dieser Professor Weissinger das doch bestimmt bestätigen?«
    Mara nickte: »Aber klar, Moment!« Und schon wählte sie mit dem schnurlosen Telefon die Mobilnummer von Professor Weissinger, die sie sich extra dafür noch schnell gemerkt hatte.
    Als sich dieser mit einem sonoren »Weissinger?« am anderen Ende meldete, drückte Mara der erstaunten Polizistin das Telefon in die Hand.
    Doch die hatte sich schnell wieder im Griff und klang völlig gefasst, als sie fragte: »Hallo, mit wem spreche ich? – Ah, tatsächlich, Herr Professor, soso. Gassner von der Polizei München, ich hätte nur eine Frage, und zwar, ob Sie heute Besuch hatten.

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