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Marc Levy

Marc Levy

Titel: Marc Levy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Solange du da bist
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voll inniger Vertrautheit. An eine solche Stille dachte Arthur, während er nach Hause zurückkehrte.
    Er lag auf dem Wohnzimmerteppich und starrte mit leeren Augen zur Decke, als ungestüm an seine Tür geklopft wurde.
    Er rührte sich nicht.
    »Arthur, bist du da? Ich weiß, dass du da drin bist. Mach auf, verflucht noch mal. Mach auf!« schrie Paul. »Öffne, oder ich trete die Tür ein!«
    Die Tür erbebte unter dem ersten Schulterstoß.
    »Verdammt, jetzt habe ich mir das Schlüsselbein ausgerenkt, mach endlich auf!«
    Arthur erhob sich und ging zur Tür, er öffnete das Sicherheitsschloss, machte ohne abzuwarten kehrt und ließ sich 215
    aufs Sofa fallen. Als Paul ins Zimmer trat und das Chaos sah, das hier herrschte, erschrak er. Der Boden war übersät mit Dutzenden beschriebener Blätter. Verstreut auf den Arbeitsflächen in der Küche lagen geöffnete Konservendosen.
    Das Spülbecken quoll über von schmutzigem Geschirr.
    »Gut, hier war also Krieg. Und du hast verloren?«
    Arthur gab keine Antwort.
    »O.k., sie haben dich gefoltert und dir die Stimmbänder durchgeschnitten. He, bist du taub, ich bin's,
    dein Partner! Hast du einen kataleptischen Anfall, oder hast du dir dermaßen einen auf die Lampe gegossen, dass du noch nicht wieder nüchtern bist?«
    Paul sah, wie Arthur anfing zu schluchzen. Er setzte sich neben ihn und legte ihm den Arm um die Schultern.
    »Arthur, was ist los?«
    »Sie ist gestorben, vor zehn Tagen. Eines Morgens ist sie einfach gegangen. Sie haben sie umgebracht. Ich komme nicht darüber hinweg, Paul, ich schaffe es nicht!«
    »Das sehe ich.«
    Er nahm ihn in die Arme.
    »Weine, mein Alter, weine, soviel du kannst. Es heißt, das spült den Kummer fort.«
    »Ich weine schon die ganze Zeit!«
    »Dann mach eben weiter, du hast offenbar noch einen ganzen Vorrat.«
    Paul sah das Telefon und erhob sich, um den Hörer aufzulegen.
    »Ich habe zweihundertmal deine Nummer gewählt. Du hättest ruhig mal auflegen können!«
    »Ich habe nicht darauf geachtet.«
    »Du bekommst seit zehn Tagen keinen Anruf mehr und bemerkst es nicht?«
    »Was kümmert mich das Telefon, Paul!«
    »Alter, du musst damit aufhören! Diese ganze Geschichte 216
    war mir ja schon immer zu hoch, aber jetzt wächst sie auch dir über den Kopf. Du hast geträumt, Arthur, hast dich blindlings in ein idiotisches Abenteuer verrannt. Du musst die Füße wieder auf die Erde bekommen, du bist dabei, dein Leben zu versauen. Du arbeitest nicht mehr, siehst aus wie ein Penner, bist nur noch ein Strich in der Landschaft und machst ein Gesicht wie in einem Dokumentarfilm aus der Nachkriegszeit.
    Im Büro hat dich seit Wochen keiner mehr gesehen, die Leute fragen, ob es dich noch gibt. Du hast dich in eine Frau im Koma verliebt, hast dir eine völlig absurde Geschichte ausgedacht, hast ihren Körper entführt, und jetzt trauerst du um ein Gespenst. Weißt du eigentlich, dass es in dieser Stadt einen Psychiater gibt, der bald Millionär sein wird und es nur noch nicht weiß? Du musst dich behandeln lassen, Kumpel. Es war alles nur ein Traum, der zum Alptraum geworden ist.«
    Das Klingeln des Telefons unterbrach ihn. Er nahm ab. Dann hielt er Arthur den Hörer hin.
    »Es ist der Bulle, er ist auf hundertachtzig. Er versucht auch seit zehn Tagen, dich anzurufen, er will sofort mit dir sprechen.«
    »Ich habe ihm nichts zu sagen.«
    Paul hatte seine Hand über die Sprechmuschel gelegt: »Du redest mit ihm, oder ich gebe dir das Telefon zu fressen.« Er drückte ihm den Hörer ans Ohr. Arthur hörte und sprang plötzlich auf. Er dankte dem Anrufer überschwänglich und begann in dem Durcheinander hektisch nach seinen Schlüsseln zu suchen.
    »Darf ich erfahren, was los ist?« fragte sein Partner.
    »Keine Zeit, ich muß meine Schlüssel finden!«
    »Kommen sie dich verhaften?«
    »Aber nein! Hilf mir lieber, statt Unsinn zu reden.«
    »Es geht ihm besser, er fängt wieder an, mich zu beschimpfen.«
    Arthur fand sein Schlüsselbund, entschuldigte sich bei Paul, 217
    sagte, dass er es ihm jetzt nicht erklären könne, da die Zeit drängte, dass er ihn aber am Abend anrufen werde. Paul blieb entgeistert stehen.
    »Ich weiß nicht, wo du hin willst, aber wenn es ein öffentlicher Ort ist, dann empfehle ich dir dringend, deine Klamotten zu wechseln und dir mit einem Waschlappen übers Gesicht zu fahren.«
    Arthur zögerte, dann warf er einen Blick auf sein Konterfei im Spiegel, lief ins Bad, musste aber die Augen vom Wandschrank abwenden, denn

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