Marcelli Sisters 03 - Eine Marcelli weiß, was sie will
hatten, würde dieser Geschmack noch viel besser sein.
„Also los, an die Arbeit“, murmelte sie, während sie begann, die Mühle zu füllen.
Sie arbeitete schnell, und kurz darauf war der große Moment gekommen: Brenna drückte auf den Knopf. Laut ratternd begann die Maschine, die Trauben zu einem Brei zu zermahlen, aus dem später der Saft gepresst werden würde. Während die dickflüssige Masse ihre Runden drehte, kontrollierte Brenna die Temperatur. Auf keinen Fall durften die Trauben zu warm werden. Sonst begann die Gärung viel zu früh, und das wäre ein Desaster. Aber das Wetter war auf ihrer Seite. Der heutige Tag war ungewöhnlich kühl gewesen, und der Nebel hatte sich nicht gelichtet. Ihre Trauben waren perfekt: ein wenig feucht und leicht gekühlt.
Brenna lief zur Presse hinüber und versicherte sich noch einmal, dass der erste Behälter bereitstand. Nach dem Mahlen wurden die Trauben umgefüllt und konnten in den Press Behältern ruhen, bis sich die schwereren Teilchen nach unten abgesetzt hatten. Und das war es auch schon für diese Nacht. Weiter würde sie sowieso nicht kommen.
Am folgenden Tag würden neue Trauben geliefert werden. Und der Prozess begann von vorn. Und so ging es dann immer weiter, bis es irgendwann Ende September war und die Cabernet-Ernte begann.
Als der Brei auf den Förderbändern zur Presse transportiert wurde, nahm der Traubengeruch zu. Selbst mit geöffneten Türen und der leichten Brise, die wehte, war das süßliche Aroma schwindelerregend intensiv.
Brenna füllte gerade einen weiteren Korb Trauben in die Mühle, als sie Schritte auf dem Zementboden hörte. Plötzlich schlug ihr Herz schneller. Sie spürte, wie sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht breitmachte.
„Wie läuft’s?“, fragte Nic, während er den Raum durchquerte und sich neben sie stellte. „Ich habe den Lastwagen kommen sehen.“
Brenna deutete auf die ratternde Mühle. „Das ist er. Der Anfang von allem.“
Nic grinste. „Ich wollte eigentlich Champagner mitbringen, um darauf anzustoßen. Aber wahrscheinlich machst du ja bald deinen eigenen.“
„Wahrscheinlich. Aber trotzdem eine nette Idee.“
„Bist du nervös?“
„Ein bisschen. Das hier sind Premium-Trauben, aber ich werde daraus eine Cuvee machen. Ich weiß, dass das die richtige Entscheidung ist. Aber irgendwie habe ich trotzdem so ein wenig Bauchschmerzen.“
„Gegen die Regeln zu verstoßen ist nie leicht.“
„Und dann höre ich auch die ganze Zeit die Stimme meines Großvaters. Wie er mich anschreit, dass man die besten Trauben nicht verschwenden darf.“
„Soll ich dir Ohrstöpsel bringen?“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich brauche nur etwas mehr Zeit, um mich an all das hier zu gewöhnen. Aber ich schaffe das schon.“
Er stand so nahe neben ihr, dass sie die Stoppeln auf seinem Kinn erkennen konnte. Ist ja nichts Besonderes, rief Brenna sich energisch zur Ordnung. Italienische Männer neigten eben zu starkem Bartwuchs. Und Nic gehörte einfach zu den Typen, die sich am Abend noch mal rasieren mussten, bevor sie zu einem Date gingen. Aber das hier war kein Date, und er hatte sich nicht rasiert. Plötzlich wurde sie von Erinnerungen übermannt, dachte an das Gefühl, das seine Haut an ihrer Haut ausgelöst hatte, als sie sich geküsst hatten. Dieses leichte Kratzen der Bartstoppeln, gepaart mit Nics weichen Lippen, hatte sich einfach unglaublich erotisch angefühlt. Verdammt! Warum war sie nur so eine frühreife Siebzehnjährige gewesen?
Nic ging rüber zu der Presse. „Wie viel wirst du heute Nacht machen?“
„Die komplette Ladung. Ich will damit durch sein, bevor ich gehe.“
Er warf einen Blick auf die Körbe mit den Trauben. „Dann bist du schätzungsweise bis zum Morgengrauen hier.“
„Wahrscheinlich.“ „Hast du heute gearbeitet?“
Sie nickte.
„Und morgen arbeitest du auch?“
Brenna lächelte, „Schlafen wird überbewertet.“
„Ach.“ Er ging auf die Tür zu. „Dann lasse ich dich mal weitermachen.“
Brenna blickte ihm nach und versuchte, die Enttäuschung hinunterzuschlucken. Das hier war ihr Traum und nicht Nics. Er musste sich um seinen eigenen Wein kümmern – und zwar tagsüber, so wie alle normalen Menschen.
Sie sah sich in dem großen, offenen Raum um, blickte auf die hölzernen Wände, die Treppe und den Zementboden. Es gab hier kein einziges Möbelstück. Sie musste sich unbedingt einen Tisch und vielleicht auch ein Radio besorgen. Sonst würden das ziemlich lange Nächte
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