Marcelli Sisters 03 - Eine Marcelli weiß, was sie will
werden.
Fünfzehn Minuten später checkte sie noch einmal die Presse. Der Container füllte sich langsam mit Traubenbrei. Während sie zuschaute, stellte Brenna sich vor, wie es wohl sein würde, in achtzehn Monaten den Wein in die Flaschen fließen zu sehen. Vielleicht sollte sie ihre Schwestern einladen, und sie würden dann eine Party feiern.
Ein Klirren Heß sie herumfahren. Nic war zurück – mit ein paar Klappstühlen und einer großen Kiste.
„Du brauchst Kaffee, wenn du die ganze Nacht durchhalten willst.“
Brenna entdeckte eine Kaffeemaschine, Tassen und eine Flasche Wasser.
„Hier ist die Notausrüstung für heute Nacht. Ab morgen solltest du dir deine eigenen Sachen mitbringen.“
„Danke, das werde ich tun.“
Sie bemühte sich, es einfach als eine freundliche Geste zu sehen. Genau wie die Stühle, die Nic mitgebracht hatte. Das hieß ja noch lange nicht, dass er hierbleiben würde. Wenn ja, war das nett. Und wenn nicht, würde sie es auch überleben.
Nett? dachte sie, während sie die Kaffeemaschine nahm und zu einer Steckdose an der Wand hinübertrug. Nett? Ja, klar. Wem wollte sie hier eigentlich was vormachen? Mit Nic zusammen zu sein war nicht nett. Es war aufregend und Furcht einflößend – irgendwie so, als ob man in einem Haifischbecken schwamm. Man wusste nie genau, woher genau die Gefahr drohte. Eine vernünftige Frau wäre gar nicht erst ins Wasser gesprungen. Aber andererseits war sie nur ein einziges Mal in ihrem Leben wirklich vernünftig gewesen. Und wohin hatte sie ihre Ehe mit Jeff geführt?
Nic stellte die Kaffeetasse ab. Es war fast Mitternacht, und eigentlich hätte er längst gehen sollen. Doch statt aufzustehen, streckte er die Beine aus und beobachtete, wie die Container der Weinpresse sich langsam füllten.
Brenna tänzelte nervös zwischen den Maschinen umher, als könnte sie durch pure Willenskraft erreichen, dass alles glatt ablief. Ihre braunen Augen funkelten vor Begeisterung, und Nic beneidete sie darum. Das hier war wichtig für Brenna. Sie würde bei jedem Schritt dabei sein: vom Beladen der Presse bis zur Abfüllung des letzten Weintropfens. Wahrscheinlich hätte sie am liebsten noch jede einzelne Traube selbst abgeschnitten, wenn sie die Zeit dazu gehabt hätte.
Und er?
Wild Sea
war ihm wichtig. Aber er hatte kaum noch direkt mit dem Wein zu tun. Dazu war seine Firma einfach zu groß. Natürlich gab es einige Weinfelder, die er persönlich kontrollierte, doch für die meisten waren Manager eingestellt worden, die sich um das Tagesgeschäft kümmerten. Er überprüfte die Ergebnisse, aber das war es auch schon. Mehr Zeit blieb ihm einfach nicht.
Das kommt davon, wenn man eine doppelt so große Firma hat, rief Nic sich in Erinnerung. Und überhaupt: Wenn alles nach Plan lief, würde
Marcelli Wines
bald ihm gehören.
„Hast du schon einen Namen?“, fragte er.
Brenna sah auf. „
Four Sisters Winery
.“
Das hätte ihn nicht überraschen dürfen, aber er war es doch und konnte seine plötzliche Anspannung nicht verhindern.
„Was ist?“, fragte Brenna.
„Nichts. Großartiger Name.“ Er zuckte mit den Schultern.
,Deine Familie war dir ja schon immer wichtig.“
Jetzt war es Brenna, die plötzlich angespannt wirkte. Er wartete, ob sie etwas sagen würde. Aber sie schwieg.
„Habe ich dir schon mal erzählt, wie
Wild Sea
zu seinem Namen gekommen ist?“
„Nein.“ Sie schüttelte den Kopf. „Hast du noch nicht.“
„Ursprünglich sollte das Weingut den Familiennamen tragen. Genau wie bei euch. Aber mein Urgroßvater hat sich im letzten Moment um entschieden. Damals gab es ja nur einen Weg, um in die USA zu kommen. Und das war mit dem Boot. Scheinbar war die Überfahrt sehr hart, und Salvatore dachte, dass sie alle sterben würden.“
Brenna verzog mitleidig das Gesicht. „Das kann ich mir vorstellen. Wahrscheinlich waren die Stabilisatoren nicht so toll.“
„Wahrscheinlich nicht. Jedenfalls hat Salvatore damals dem Meer ein Versprechen gegeben. Er schwor, sein Weingut nach ihm zu benennen, wenn es die Menschen auf dem Boot nicht mit Haut und Haaren verschlingen würde.“
Brenna lächelte. „Ich wusste gar nicht, dass dein Urgroßvater so abergläubisch war.“
„War er auch nicht. Aber Angst macht merkwürdige Dinge mit den Menschen.“
Brenna setzte sich neben ihn und seufzte. „Manchmal wünsche ich mir, ich hätte in der Zeit gelebt, als Salvatore und Antonio hier angefangen haben. Alles lag noch vor ihnen, es gab noch
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