Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Marco Polo der Besessene 1

Marco Polo der Besessene 1

Titel: Marco Polo der Besessene 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
Vom Netzwerk:
erwischt oder erkannt
    worden zu sein. Nicht einmal das weiß man also. Bis auf dich,
    jetzt.«
     
    »Und was geschieht als nächstes?«
    »Wenn der Mann tot ist, wird meine Dame mich bald zu sich
    rufen, um mich dankbar in die Arme zu schließen. Nun werde
    ich einigermaßen beschämt zu diesem Treffen gehen, denn
    schließlich hatte ich gehofft, ihr als kühner bravo
    gegenüberzutreten, als derjenige, der ihren Unterdrücker
    erschlagen hat.« Mir kam ein Gedanke. »Aber jetzt kann ich
     
    jedenfalls reinen Gewissens zu ihr gehen.« Der Gedanke
    heiterte mich ein wenig auf.
    »Und wenn er nicht tot is t?«
    Das bißchen Freude verflüchtigte sich. An diese Möglichkeit
     
    hatte ich noch nicht einmal gedacht. Ich schwieg, saß einfach
    da und versuchte, mir darüber klarzuwerden, was ich dann tun oder zu tun gezwungen sein könnte.
     
    »Vielleicht«, wagte Doris daraufhin sehr leise zu sagen,
    »könntest du dann mich an ihrer Stelle zu deiner smanza
    nehmen.«
     
    Ich knirschte mit den Zähnen. »Warum kommst du mir immer
    wieder mit diesem lächerlichen Vorschlag? Vor allem jetzt, wo
    ich so viele andere Probleme am Hals habe?«
     
    »Wärest du einverstanden gewesen, als ich es dir zum ersten
     
    Mal antrug, hättest du jetzt nicht so viele Probleme.«
    Das war entweder weibliche oder jugendliche Unlogik und
    spürbar absurd. Gleichwohl enthielt dieser Satz genug
    Wahrheit, um mich grausam antworten zu lassen. »Die Dona
    Ilaria ist schön; du bist das nicht. Sie ist eine Frau; du bist ein
    Kind. Sie verdient das Dona vor ihrem Namen, und auch ich
    gehöre zu den Ene Aca. Nie hätte ich eine Frau zur Dame
    meines Herzens machen können, die nicht hochwohlgeboren
    ist, und...«
     
    »Edel gehandelt hat sie aber nicht; und du auch nicht.«
    Ich jedoch ließ mich nicht beirren. »Sie ist immer sauber und
    wohlduftend; du jedoch hast gerade erst entdeckt, dass man
    sich überhaupt waschen kann. Sie versteht sich himmlisch
     
    darauf, einen Mann zu lieben; du jedoch wirst nie mehr können
    als das Schwein Malgarita...«
    »Wenn deine Dame sich so gut auf das öftere versteht, wirst du
     
    es ja wohl von ihr gelernt haben und könntest wiederum du
     
    mich lehren...«
    »Da hast du es! Eine Dame würde nie ein Wort wie öftere in
    den Mund nehmen! Ilaria nennt das musicare.«
     
    »Dann bringe mir bei, wie eine Dame zu reden. Und lehre mich,
     
    wie eine Dame zu musicare.«
    »Das ganze ist unerträglich! Wo ich doch über soviel anderes
    nachzudenken habe -warum sitze ich da hier und streite mit
    einem Schwachkopf wie dir?« Ich stand auf und erklärte streng:
    »Doris, du giltst doch als anständiges Mädchen. Warum
    erbietest du dich immer wieder, es nicht zu sein?«
     
    »Weil...« Sie senkte den Kopf, so dass ihr helles Haar wie ein
    Wasserfall nach vorn fiel und ihren Gesichtsausdruck verbarg.
    »Weil das alles ist, was ich zu bieten habe.«
     
    »Ola, Marco!« rief Ubaldo, der immer klarere Gestalt annahm,
    als er aus dem Nebel herauskam und schließlich schwer
    atmend vor uns stand.
     
    »Was hast du herausgefunden?«
     
    »Eines laß mich dir gleich sagen! Sei froh, dass du nicht der
    bravo bist, auf dessen Kappe dies geht.«
    »Auf dessen Kappe was genau geht?« fragte ich plötzlich voller
     
    Angst.
    »Den Mann umgebracht zu haben. Den, von dem du
     
    gesprochen hast. Ja, er ist tot. Sie haben den Degen, mit dem
    er erstochen worden ist.«
    »Den haben sie nicht!« verwahrte ich mich. »Der Degen, den
     
    sie haben, das muß meiner sein, und daran ist kein Blut.«
     
    Ubaldo zuckte mit den Achseln. »Jedenfalls haben sie die
    Waffe gefunden, und so werden sie zweifellos auch einen
    sassin finden. Sie werden jemand finden müssen, dem sie die
    Schuld in die Schuhe schieben können -an der Ermordung
    dieses Mannes.«
     
    »Das war nur Ilarias Gatte.«
    »Aber der nächste Doge.«
    »Was?«
    »Eben der. Wäre dies nicht gekommen, hätten die Ausrufer
     
    morgen verkündet, dass er der neue Doge von Venedig sei.
    Sacro! Jedenfalls habe ich das gehört, und zwar nicht einmal,
    sondern mehrere Male. Der Rat hatte ihn erwählt, Seiner
    Serenita Zeno nachzufolgen. Sie haben nur das Ende der
    pompe funebri abgewartet, um es verkünden zu lassen.«
     
    »Oh, Dio mio« Ich hätte es gesagt, doch Doris sagte es an
     
    meiner Stelle.
    »Jetzt muß die Wahl noch einmal wiederholt werden. Aber
    nicht, ehe sie nicht den bravo gefunden haben, der es getan
    hat. Hier handelt es sich nicht um eine

Weitere Kostenlose Bücher