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Marco Polo der Besessene 2

Marco Polo der Besessene 2

Titel: Marco Polo der Besessene 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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flaumweiches Seidenbüschel den Nacken herunter in den Kragen wuchs. Das waren gefällige Einzelheiten, die freilich bewirkten, daß ich mich fragte, ob Min-Frauen an intimerer Stelle womöglich ungewöhnlich seidigen Pelz aufwiesen. Die mongolischen Mädchen, das sollte ich hier vielleicht erwähnen, wiesen an ihren intimsten Stellen alle jene besonderen mongolischen »kleinen Wärmer« aus glattem, flach anliegendem Kurzhaar auf, die aussahen wie kleine Stücke Katzenfell. Wenn ich jedoch ganz gegen meine Gewohnheit nur wenig anderes über ihre besonderen Reize oder über meine lustvollen Nächte mit ihnen gesagt habe, so geschah das nicht aus plötzlicher Zurückhaltung oder Bescheidenheit meinerseits, sondern nur deshalb, weil ich mich an diese Mädchen nicht besonders gut erinnere. Ich habe heute sogar vergessen, ob ich nun von einem vollen Dutzend von ihnen besucht wurde, oder ob es ihrer nur elf oder gar dreizehn oder sonst irgendeine Zahl war.
    Daß man mich nicht mißverstehe! Sie waren hübsch, genußreich, nicht zimperlich und durchaus befriedigend -aber eben nur das und nicht mehr. In meiner Erinnerung ist es nichts weiter als eine Abfolge von flüchtigen Begegnungen, Nacht für Nacht einer anderen. Mein Bewußtsein war weit mehr beeindruckt von der kleinen, unaufdringlichen, schweigenden Hui-sheng -und zwar nicht nur deshalb, weil sie in jeder dieser Nächte dabei war, sondern weil sie all die mongolischen Jungfrauen zusammen überstrahlte. Hätte sie nicht einen so ablenkenden Einfluß auf mich ausgeübt, würde ich die Mongolinnen vermutlich nicht so vergessen haben. Schließlich stellten sie die vierundzwanzigkarätige Blüte der mongolischen Weiblichkeit dar und waren bewundernswert tüchtig in ihrer Funktion als Bettgefährtinnen. Doch noch während ich es genoß, wie sie von der lon-gya Sklavin entkleidet wurden, konnte ich nicht umhin zu bemerken, wie unnötig übergroß sie schienen neben der kleinen und zierlichen Hui-sheng, welch rauhe Haut und grobe Physiognomie sie auszeichnete neben ihrer Pfirsichhaut und ihren köstlichen Zügen. Selbst ihre Brüste, die ich unter anderen Umständen als wunderbar üppig bewundert hätte, kamen mir irgendwie allzu aggressiv und säugetierhaft vor verglichen mit der nahezu kindlichen Schlankheit und Zierlichkeit von Hui-shengs Körper.
    Offen gesagt meine ich, daß die jungen Mongolenmädchen wirklich nicht den idealen Mann in mir gesehen haben und keineswegs vor Glück zerflossen sein können, sich mit mir paaren zu müssen. Sie waren bei einem rücksichtslosen Ausleseverfahren übriggeblieben und mit der Aussicht rekrutiert worden, daß der Khan Aller Khane ihnen beiwohne. Der war ein alter Mann und vielleicht auch nicht gerade der Traummann für eine junge Frau -aber er war wenigstens der Khakhan. Für sie muß es eine ziemliche Enttäuschung gewesen sein, statt dessen einem Ferenghi -einem Niemand -zugeteilt und, schlimmer noch, angewiesen worden zu sein, die Farnsamenvorsichtsmaßnahme außer acht zu lassen, wenn ich bei ihnen lag. Angeblich wiesen sie eine vierundzwanzigkarätige Fruchtbarkeit auf, was bedeutete, daß sie gewärtig sein mußten, von mir geschwängert zu werden und in der Folge davon nicht irgendwelche adligen Abkommen vom Blut des Chinghiz Khan zu gebären, sondern einen Mischling, der vom Rest der Kithaier Bevölkerung bestimmt schief, wo nicht gar regelrecht voller Verachtung angesehen wurde.
    Ich hatte so meine Zweifel, ob es von Kubilai wirklich weise gewesen war, mich und die Konkubinen auf diese Weise zusammenzubringen. Nicht, daß ich mich ihnen etwa überlegen oder unterlegen gefühlt hätte, denn ich war mir bewußt, daß sie und ich und alle anderen Menschen auf der Welt einer einzigen menschlichen Rasse angehörten. Das hatte man mir von frühauf beigebracht, und dazu habe ich auf meinen Reisen ausgiebig Beweise kennengelernt. (Um nur zwei kleine Beispiele zu nennen: alle Menschen, ausgenommen manchmal Heilige und Einsiedler, waren stets bereit, sich zu betrinken; und alle Frauen überall auf der Welt laufen, wenn sie überhaupt laufen, so, als ob ihnen die Knie zusammengeschäkelt wären.) Ganz offensichtlich sind alle Menschen Abkömmlinge derselben Ureltern Adam und Eva; aber es liegt ebensosehr auf der Hand, daß ihre Nachkommen sich seit der Vertreibung aus dem Garten Eden weit auseinanderentwickelt haben.
    Kubilai nannte mich einen Ferenghi und wollte mich damit keineswegs kränken; gleichwohl wurde ich durch diese

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