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Marco Polo der Besessene 2

Marco Polo der Besessene 2

Titel: Marco Polo der Besessene 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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Weihrauchbrenner zu betrachten und sich nicht im geringsten um unser Gezischel kümmerte. Ich war froh, kein richtiger Bräutigam zu sein, sonst hätten die Umstände mich daran gehindert zu tun, was ich zuvor großsprecherisch versprochen hatte. Da ich jedoch kaum etwas Besseres war als ein Ersatzbräutigam, und da weder die Braut noch die Brautjungfer die Situation als peinlich betrachteten warum sollte ich mich da vor Verlegenheit winden? Folglich schritt ich zur Tat und bemühte mich, den Beweis zu erbringen, auf den die Sklavin wartete, und Setsen half mir dabei, wenn auch unerfahren, auf sehr liebenswerte Weise. Während all dies sich vollzog, schenkte die Sklavin uns, soweit ich es mitbekam, nicht mehr Aufmerksamkeit, als wenn sie ein unbeseeltes Ding wie ihr Weihrauchbrenner gewesen wäre. Setsen lehnte sich zum Bett hinaus und rüttelte das Mädchen an der Schulter, diese erhob sich, half Setsen die Laken zu entwirren, und gemeinsam fanden sie den kleinen roten Fleck. Die Sklavin nickte, lächelte uns strahlend an und beugte sich über die Lampe, um sie auszublasen. Dann verließ sie den Raum und überließ es uns, alles Nichtverordnete zu tun, das uns um seiner selbst willen gefiel.
    Am Morgen verließ Setsen mich, und ich begleitete den Khan und sein Gefolge auf die Falkenjagd. Selbst Ali Babar kam mit, nachdem ich ihm versichert hatte, daß die Beize für den Jägersmann weit weniger gefährlich sei als kräfteverschleißendes Weidwerk wie etwa das Eberstechen mit der Saufeder. An diesem Tag scheuchten wir eine ganze Menge Wild auf, und es machte viel Spaß. Da die scharfäugigen Falken sehen, warten, zum Sturzflug ansetzen und überhaupt bis weit nach Einsetzen der Dämmerung zuschlagen konnten, verbrachte die Jagdgesellschaft diese Nacht im zhu-gan-Palast. Mit großer Ausbeute an Wildbret kehrten wir am nächsten Tag nach Xandu zurück, und an diesem Abend empfing ich nach einem ausgiebigen Wildessen Kubilais zweiten Beitrag zur Verbesserung des mongolischen Blutes.
    Freilich betrat auch vor dieser eine Sklavin mit dem weißen Weihrauchbrenner den Raum, und als ich genau hinsah, stellte ich fest, daß es sich um dasselbe hübsche Sklavenmädchen handelte wie letztesmal. Ich versuchte, ihr begreiflich zu machen, wie unangenehm es mir sei, daß sie gezwungen sei, an zweien dieser Hochzeitsnächte anwesend zu sein. Sie jedoch lächelte mich nur gewinnend an und wollte oder konnte mich nicht begreifen. Als daher schließlich die mongolische Jungfrau eintraf und sich als Jehol vorstellte, sagte ich:
    »Verzeiht meine unmännliche Erregung, Jehol, aber ich finde es mehr als ein wenig beunruhigend, daß dieselbe Aufpasserin über mein nächtliches Treiben wacht.«
    »Kümmert Euch nicht um die lon-gya«, sagte Jehol gleichmütig. »Sie ist nur eine Sklavin aus dem niedrigen Volk der Min aus der Provinz Fu-kien.«
    »Was Ihr nicht sagt!« erklärte ich, sehr interessiert daran, dies zu hören. »Eine Min? Gleichwohl, ich möchte einfach nicht, daß meine verschiedenen Leistungen miteinander verglichen werden
    -gleichgültig, ob dabei Können, Schändung, Tüchtigkeit oder sonstwas bewertet wird.«
    Jehol lachte nur und sagte: »Sie wird keinerlei Vergleich anstellen, weder hier noch in den Wohnungen der Konkubinen. Dazu ist sie nämlich nicht in der Lage.«
    Als Jehol unter Mithilfe der Sklavin sich schließlich entkleidet hatte, dachte ich nicht mehr daran und war schon wieder ganz bei der Sache. Deshalb sagte ich: »Nun, wenn es Euch nichts ausmacht, braucht es mir wohl auch nichts auszumachen«, und die Nacht nahm ihren Verlauf, wie die andere zuvor mit Setse.
    Als jedoch die nächste Nacht mit dem nächsten Mongolenmädchen nahte -deren Namen Yesukai war - und ihr dieselbe Min-Sklavin mit dem Weihrauchbrenner vorausging, erhob ich noch einmal Einwände. Yesukai jedoch zuckte nur mit den Achseln und sagte:
    »Als wir noch im Palast von Khanbalik wohnten, stand uns eine Vielzahl von Dienerinnen und Sklavinnen zur Verfügung. Doch als die Dame Oberaufseherin uns hier heraus nach Xan-du brachte, begleiteten uns nur wenige Domestiken, und diese Sklavin ist die einzige lon-gya darunter. Wenn wir Mädchen uns mit ihr abfinden müssen, müßt Ihr Euch eben an sie gewöhnen.«
    »Sie mag bewundernswert verschwiegen darüber sein, was in dieser Kammer vorgeht«, brummte ich. »Daher habe ich auch aufgehört, Angst zu haben, sie könnte indiskret reden. Wovor ich jetzt Angst habe ist, daß sie -wenn sie noch viele

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