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Marco Polo der Besessene 2

Marco Polo der Besessene 2

Titel: Marco Polo der Besessene 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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Ritt vor. Ich kehre nach Khanbalik zurück, um ein noch ausgedehnteres Khanat zu regieren, und Ihr, um Wurzeln zu schlagen. Mögen die Götter uns beiden Weisheit schenken.«
    Ich eilte in meine Gemächer und rief laut: »Ich bringe große Neuigkeiten.«
    Ali Babar war hilfreich dabei, alles für die Reise Nötige, das ich nach Xan-du mitgebracht, wie die paar Dinge, die ich hier erworben hatte -die Hauer meines ersten erlegten Wildebers zum Beispiel, die ich zur Erinnerung aufheben wollte -, in den Satteltaschen zu verstauen.
    »Ich habe es bereits gehört«, sagte er nicht sonderlich begeistert. »Das Khanat ist größer und ausgedehnter denn je.«
    »Es gibt noch viel Erstaunlicheres zu berichten! Ich bin der Frau meines Lebens begegnet!«
    »Laßt mich überlegen, wer es sein könnte. Schließlich sind in der letzten Zeit eine ganze Reihe Frauen durch Eure Schlafkammer gezogen.«
    »Darauf würdest du nie kommen!« sagte ich aufgeräumt und fing an, die Reize von Hui-shen aufzuzählen. Doch dann hielt ich inne, denn Ali freute sich nicht mit mir. »Du machst ein ungewöhnlich finsteres Gesicht, alter Freund. Was bedrückt dich?«
    Er murmelte: »Der Reiter aus Khanbalik hat auch andere, weniger ermutigende Nachrichten gebracht…«
    Ich sah ihn forschend an. Wenn er ein Kinn unter diesem grauen Bart hatte, dann mußte dies zittern. »Was für andere Nachrichten?«
    »Der Bote sagt, beim Verlassen von Khanbalik habe einer meiner kashi-Handwerker ihn abgefangen und ihn gebeten, mir zu sagen, Mar-Janah sei verschwunden.«
    »Was? Deine liebe Frau Mar-Janah? Verschwunden? Wohin?«
    »Ich habe keine Ahnung. Mein Vorarbeiter sagt, vor einiger Zeit - es muß ungefähr einen Monat her sein oder noch länger hätten zwei Palastwachen in der kashi-Werkstatt vorgesprochen. Mar-Janah sei mit ihnen fortgegangen, und seither habe man sie weder gesehen noch von ihr gehört. Die Arbeiter sind daher ziemlich durcheinander und wissen nicht, was tun. Mehr als das hat mein Mann dem Boten nicht gesagt.«
    »Palastwachen? Dann müssen sie in amtlichem Auftrag gekommen sein. Ich werde wieder zu Kubilai laufen und fragen…«
    »Er behauptet, nichts von der Angelegenheit zu wissen.
    Selbstverständlich bin ich gleich hingelaufen und habe ihn gefragt. Dabei hat er mir gesagt, ich soll für uns packen. Und da wir sofort zurückkehren nach Khanbalik, habe ich kein großes Geschrei gemacht. Ich nehme an, wenn ich wieder da bin, klärt sich alles auf.«
    »Das ist schon sehr sonderbar«, murmelte ich.
    Mehr sagte ich nicht, obwohl sich mir plötzlich - ungebeten eine Erinnerung ins Bewußtsein schob -die Botschaft, die Ali mir gebracht hatte: »Erwartet mich, wenn Ihr mich am wenigsten erwartet.« Ich hatte sie Ali nicht gezeigt oder ihm gesagt, was dringestanden hatte, denn ich hatte keine Notwendigkeit gesehen, ihn mit meinen Sorgen zu belasten oder dem, wovon ich damals angenommen hatte, daß es meine Sorgen allein wären -, und so hatte ich das Schreiben zerrissen und weggeworfen. Hätte ich es doch nicht getan! Wie gesagt, mongolische Schrift zu entziffern, fiel mir immer noch nicht leicht. Ob ich mich vielleicht verlesen hatte? War es möglich, daß die Botschaft doch ein ganz klein wenig anders gelautet hatte? »Erwartet mich, wo ihr mich am wenigsten erwartet«, vielleicht? Hatte man den Brief Ali Babar übergeben, nicht nur, um mich wieder zu erschrecken und zu bedrohen, sondern auch, um ihn aus der Stadt herauszubekommen, so daß er nicht da wäre, wenn eine schmutzige Sache erledigt wurde?
    Wer immer mir in Khanbalik Böses wünschte, muß sich darüber im klaren gewesen sein, daß ich -wenn ich selbst nicht in der Stadt weilte -nur über andere getroffen werden konnte, über die wenigen Menschen dort, die ich liebte und an denen mir etwas lag. Das waren eigentlich nur drei Menschen. Mein Vater und mein Onkel, das waren zwei. Doch die waren erwachsene und starke Männer; und jeder, der sich an ihnen vergriffen hätte, würde sich einem wütenden Khakhan gegenüber verantworten müssen. Die dritte aber war die gute, schöne und sanfte Mar-Janah, und die war nur eine schwache Frau, eine unbedeutende ehemalige Sklavin, die nur einem Menschen über alles ging: meinem ehemaligen Sklaven. Es versetzte mir einen Stich, als mir einfiel, wie sie gesagt hatte: »Man hat mir das Leben gelassen, aber nicht viel mehr…«, und sehnsüchtig: »Wenn Ali Babar lieben kann, was von mir übriggeblieben ist…«
    Hatte mein unbekannter Feind -der

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