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Marco Polo der Besessene 2

Marco Polo der Besessene 2

Titel: Marco Polo der Besessene 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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seinen Thronwagen gestiegen waren, herrschte eine Zeitlang ein großes Durcheinander, da das Gefolge beider durcheinanderwurlte und sich anschickte, sich in einem einzigen Zug neu zu ordnen und gemeinsam zum Palast zu marschieren, wo die viele Tage beanspruchenden Zeremonien der förmlichen Unterwerfung begannen: der Konferenzen und Besprechungen, des Aufsetzens der Niederschrift und der feierlichen Unterzeichnung von Urkunden, der Auslieferung des großen Staatssiegels oder Kaiserlichen Ying, der öffentlichen Verlesung von Proklamationen, der Bälle und Bankette, in denen Siegesfeierlichkeiten und Beileidsbekundungen bezüglich der Niederlage durcheinandergingen. (Kubilais Hauptgattin, die Khatun Jamui, bekundete soviel Mitgefühl, daß sie der entthronten Kaiserin eine großzügig bemessene Pension aussetzte und ihr und ihren beiden Enkelsöhnen damit gestattete, den Rest ihres Lebens in frommer Abgeschiedenheit zu verbringen, die alte Dame in einem buddhistischen Nonnenkloster und die Knaben in einer lamasarai.)
    Ich zügelte mein Pferd, um an das weniger dichtgedrängte Ende des Zuges zu gelangen, während dieser sich auf den Palast zubewegte, und gab Ali zu verstehen, es mir nachzutun. Als die Gelegenheit sich ergab, trieb ich mein Pferd neben das seine und lehnte mich zu ihm hinüber, damit er mich im allgemeinen Lärm verstehen konnte, ohne daß ich schreien mußte: »Jetzt siehst du, warum mir daran gelegen war, zusammen mit dem Khakhan hierherzukommen. Die gesamte Stadt ist hier versammelt, und unter den Menschen hier sind bestimmt auch jene, die wissen, wo Mar-Janah ist; und jetzt wissen sie, daß auch wir hier sind.«
    »Das sollte man meinen«, sagte er. »Trotzdem hat niemand an meinem Steigbügel gezupft und freiwillig irgendein Wort gesprochen.«
    »Ich glaube, ich weiß, wo dieses Wort freiwillig gesprochen werden wird«, erklärte ich. »Bleib bis zum Palasthof in meiner
    Nähe, und wenn wir abgesessen sind, laß es so aussehen, als trennten wir uns; denn ich bin sicher, daß wir beobachtet werden. Und dann mache folgendes.«
    Womit ich ihm gewisse Anweisungen gab.
    Die mittlerweile sich auflösende und in Unordnung geratene Prozession bahnte sich unter Einsatz von Schultern und Ellbogen ihren Weg durch die Zuschauer und Glückwünscher, doch dauerte alles ziemlich lange, daß der Tag sich bereits dem Ende zuneigte, als wir schließlich am Palast eintrafen. Als Ali und ich den Hof jener Stallungen erreichten, wo wir auch bei unserem ersten Einzug in Khanbalik abgesessen waren, dämmerte es bereits. Im Hof herrschte wieder ein gewaltiges Durcheinander von Menschen und Tieren, die wild durcheinanderriefen und -schrien; wenn jemand uns beobachtete
    - besonders gut sehen konnte er hier bestimmt nicht. Gleichwo hl sprangen wir von den Pferden und übergaben diese den Stallburschen, ließen es uns angelegen sein, uns umständlich voneinander zu verabschieden und in entgegengesetzter Richtung auseinanderzugehen.
    So hoch aufgerichtet und sichtbar dahingehend wie möglich, näherte ich mich dem Pferdetrog und klatschte mir Wasser in das verstaubte Gesicht. Dann richtete ich mich auf und ließ durch meinen Gesichtsausdruck erkennen, wie sehr ich das Gewühl um mich herum verabscheute. Dann schob ich mich durch die Menge auf das nächstgelegene Palastportal zu, blieb stehen und vollführte unverkennbare Gesten des Widerwillens es lohne die Mühe nicht einzutreten -und drängte durch die Menge irgendwohin, wo ich allein sein würde. Jeden meidend, der mir entgegenkam, schlenderte ich durch die nicht überdachten Wege, durch Gärten und über kleine Bachbrücken und über Terrassen hinweg, bis ich in jenen erst in jüngster Zeit angelegten Park auf der anderen Seite des Palastes gelangte. Immer hielt ich mich im Freien und mied Dächer und Bäume, so daß jeder, der wollte, mich sehen und mir folgen konnte. Hier, auf der Rückseite des Palastes, gab es auch weniger Menschen nur kleinere Würdenträger waren in Hofgeschäften unterwegs, und Diener und Sklaven gingen ihren Aufgaben nach -, denn die Rückkehr des Kahkhan hatte selbstverständlich bienenemsige Geschäftigkeit zur Folge.
    Als ich jedoch zum kara-Hügel gelangte und ihn müßig hinaufstieg, als sei es mir darum zu tun, dem Menschengewühl dort unten zu entkommen, stimmte das sogar. Hier oben war kein Mensch zu sehen. Infolgedessen stieg ich langsam bis zum Echopavillon hinauf und ging zunächst einmal ganz um die Außenmauer herum, um meinem

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