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Marco Polo der Besessene 2

Marco Polo der Besessene 2

Titel: Marco Polo der Besessene 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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dem Liebkoser zuzuführen. Ihr habt jedes Recht, mich zu erschlagen.«
    »Noch mehr Grund habe ich jedoch, dich am Leben -und büßen zu lassen. Du sollst mein Zeuge dafür sein, daß Achmad mit diesen schmutzigen Machenschaften zu tun hat. Ich habe jetzt keine Zeit, es dir zu erklären. Ich muß laufen. Aber ich brauche dich, Buyantu. Du bleibst einfach hier, bis ich wieder da bin, ja? Ich komme so schnell ich kann.«
    Müde sagte sie: »Wenn ich nicht im Grab liegen kann, was spielt es dann für eine Rolle, wo ich bin.«
    »Warte nur auf mich. Versuch mir zu glauben, daß du mir das immerhin schuldig bist, ja?«
    Aufseufzend sank sie nieder und lehnte sich mit dem Rücken in die Rundung des Mondtors. »Was macht es schon? Ich werde warten.«
    In großen Sprüngen eilte ich den Hügel hinunter und fragte mich, ob ich mich erst an den Anstifter Achmad halten sollte. Besser, erst zum Liebkoser zu eilen in der Hoffnung, seine Hand zurückzuhalten. Ob er aber um diese späte Stunde noch arbeitete? Während ich durch die unterirdischen Gänge seinen Höhlenkammern zueilte, steckte ich die Hand in die Börse und versuchte, bloß durch Anfühlen mein Geld zu zählen. Das meiste bestand aus Papier, aber es waren auch ein paar gute Goldstücke darunter. Vielleicht ließ das Vergnügen beim Liebkoser inzwischen nach, vielleicht erwies er sich als einer Bestechung zugänglich. Wie sich herausstellte, war er immer noch am Werk und zeigte sich meinem Begehr erstaunlich zugänglich - allerdings weder aus Überdruß noch aus Habgier.
    Ich mußte ziemlich viel rufen, mit der Faust auf den Tisch hämmern und an diesem rütteln und den strengen und hochmütigen Obergehilfen des Liebkosers anschreien, bis dieser sich schließlich erweichen ließ und hinging, um seinen Herrn bei der Arbeit zu unterbrechen. Sich geziert die Hände reibend, trat dieser aus der eisenbeschlagenen Tür und wischte sich die Hand an einem Seidentuch ab. Den Wunsch, ihm auf der Stelle den Hals umzudrehen, hinunterschluckend, schüttete ich den Inhalt meiner Börse auf den Tisch zwischen uns und sagte atemlos: »Meister Ping, Ihr habt eine Frau namens Mar-Janah in Gewahrsam. Ich habe gerade eben erfahren, daß sie Euch unrechtmäßig ausgeliefert worden ist. Ist sie noch am Leben? Dürfte ich eine vorübergehende Aussetzung des Verfahrens erbitten?«
    Ein Glitzern kam in seine Augen, als er mich betrachtete. »Ich habe den schriftlichen Auftrag, sie hinzurichten«, sagte er. »Bringt Ihr mir einen schriftlichen Widerruf?«
    »Nein, aber ich werde einen beschaffen.«
    »Ah, wenn Ihr das tut, dann…«
    »Ich bitte ja nur, daß das Hinrichtungsverfahren unterbrochen wird, bis ich dazu in der Lage bin. Das heißt -falls die Frau noch lebt. Tut sie das?«
    »Selbstverständlich lebt sie noch«, erklärte er überheblich. »Ich bin doch kein Schlächter.« Er lachte sogar und schüttelte den Kopf, als wäre ich so töricht gewesen, sein überragendes berufliches Können infrage zu stellen.
    »Dann erweist mir die Ehre, Meister Ping, diesen kleinen Beweis meiner Hochachtung anzunehmen!« Ich zeigte auf das auf dem Tisch durcheinanderliegende Geld. »Würde Euch das als Entgelt für Euer Entgegenkommen genügen?«
    Er stieß nur ein unverbindliches »Hmph«, aus, pickte jedoch rasch die Goldstücke aus dem Haufen heraus, offenbar ohne auch nur hinzusehen. Zum ersten Mal fiel mir auf, daß er unglaublich lange, wie Krallen gebogene Fingernägel hatte.
    Angstvoll fragte ich: »Wenn ich recht unterrichtet bin, ist die Frau zum Tod der Tausend verurteilt worden.«
    Verächtlich das Papiergeld übersehend, ließ er die Goldstücke in die an seinem Gürtel hängende Börse gleiten und sagte: »Nein.«
    »Nein?« wiederholte ich echogleich und schöpfte wieder Hoffnung.
    »In dem Urteil heißt es ausdrücklich: zum Tod, der über die Tausend hinausgeht.«
    Einen Moment war ich wie vor den Kopf geschlagen, und dann hatte ich Angst, um Aufklärung zu bitten. Ich sagte: »Nun, läßt sich die Vollstreckung für eine Zeitlang aussetzen? Bis ich vom Khakhan einen Widerruf bringe?«
    »Das läßt sich machen«, sagte er nur allzu bereitwillig. »Aber ist das wirklich das, was Ihr wollt? Bitte, beachtet, Herr Marco so lautet doch Euer Name, nicht wahr? Mir war so, als erinnerte ich mich an Euch. Ich bin ehrlich in meinen Abmachungen, Herr Marco. Ich verkaufe nichts, was der Käufer nicht mit eigenen Augen gesehen hat. Am besten kommt Ihr mit und seht Euch an, was Ihr da kauft. Eure

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