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Marco Polo der Besessene 2

Marco Polo der Besessene 2

Titel: Marco Polo der Besessene 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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die Wachen nehmen doch nicht jemand einfach fest, und der Liebkoser straft auch nicht einfach nach irgend jemandes Lust und Laune! Was hat man Mar-Janah denn vorgeworfen? Was stand in dem Papier? Und wie hat der schändliche Wali es unterfertigt, wenn nicht mit seinem eigenen Namen?«
    Während Buyantu berichtete, was geschehen war, kam nachgerade doch wieder Leben in ihre Stimme, wenn auch nur das Leben einer Giftschlange, die sich hämisch über etwas freut, was sie zustande gebracht hat. Als ich jedoch Einzelheiten wissen wollte, verließ dieses Leben sie wieder, und ihre Stimme wurde wieder bleiern und unlebendig.
    Sie sagte: »Wenn der Khan fern vom Hof weilt, ist der Minister Achmad Vizeregent. Damit hat er Zugang zu sämtlichen Amtssiegeln. Ich nehme an, er kann benutzen, welches er will, und jedes Papier damit unterfertigen. So hat er diesmal das yin vom Waffenschmied der Palastwache benutzt, und das war die Dame Chao Ku-an, die Vorbesitzerin der Sklavin Mar-Janah. In dem Befehl hieß es, Mar-Janah sei eine entlaufene Sklavin, die vorgäbe, eine Freigelassene zu sein. Eine Anordnung ihres eigenen Waffenschmieds stellte die
    Palastwache nicht in Frage, und der Liebkoser stellt niemand Fragen außer dem Opfer.«
    Entsetzt und immer noch völlig durcheinander, stotterte ich: »Aber… aber… selbst die Dame Chao -gewiß, sie ist kein Ausbund an Tugend, aber selbst sie würde eine solche in ihrem Namen vorgetragene Anklage zurückweisen.«
    Mißmutig sagte Buyantu: »Die Dame Chao kam kurz danach ums Leben.«
    »Ach ja. Das hatte ich ganz vergessen.«
    »Vermutlich hat sie von dem Mißbrauch ihres Amts-yin nie erfahren. Jedenfalls unternahm sie nichts gegen das Vorgehen, und jetzt werden wir es nie erfahren.«
    »Nein. Wie überaus gelegen das dem Araber kam. Sag mir, Buyantu. Hat er dir jemals anvertraut, warum er sich meinetwegen soviel Mühe machte und so viele Menschen belastete oder gar verschwinden ließ?«
    »Er hat nur gesagt: ›Die Hölle ist, was am meisten schmerzt‹ falls Euch das etwas sagt. Mir nicht. Heute abend hat er es noch einmal wiederholt, als er mich hierher schickte, damit ich Euch hier herauffolgte und die Drohung noch einmal zu Gehör brachte.«
    Zähneknirschend sagte ich: »Ich denke, die Zeit ist gekommen, dies Höllenfeuer ein bißchen zu entfachen.« Dann überlief es mich eiskalt, und ich rief: »Zeit! Wieviel Zeit, Buyantu -rasch, sag's mir -welche Bestrafung würde der Liebkoser für eine Missetat verordnen, deren man Mar-Janah beschuldigt?«
    Gleichmütig sagte sie: »Einer Sklavin, die behauptet, eine Freigelassene zu sein? Ich weiß das nicht genau, doch…«
    »Wenn sie nicht zu hart ausfällt, bleibt uns vielleicht noch etwas Hoffnung«, sagte ich ganz leise.
    »… doch der Minister Achmad hat erklärt, ein solches Vergehen komme dem Hochverrat gleich.«
    »Ach du grundgütiger Himmel!« stöhnte ich. »Und die Strafe für Hochverrat ist der Tod der Tausend! Wie… wie lange ist es her, daß Mar-Janah abgeholt wurde?«
    »Laßt mich überlegen«, sagte sie träge. »Es war, nachdem Euer Sklave hinritt, um sich Euch anzuschließen und Euch den nicht unterzeichneten Brief zu übergeben. Das heißt… etwas vor zwei Monaten… zweieinhalb…«
    »Sechs Tage… fünf und siebzig…« Ich versuchte zu rechnen, obwohl meine Gedanken in Aufruhr waren. »Der Liebkoser hat einmal gesagt, er könne bei entsprechender Muße und wenn ihm danach sei, die Bestrafung bis an die hundert Tage in die Länge ziehen. Und eine schöne Frau in seinen Klauen -da sollte ihm schon danach sein. Es könnte noch Zeit sein! Ich muß laufen.«
    »Wartet!« sagte Buyantu und packte mich am Ärmel. Wieder kam ein Hauch von Leben in ihre Stimme, wiewohl das offensichtlich nicht zu dem paßte, was sie sagte, nämlich: »Geht
    nicht, ehe Ihr mich erschlagen habt.«
    »Ich habe nicht vor, dich zu erschlagen, Buyantu.«
    »Ihr müßt! Ich bin die ganze Zeit über tot gewesen. Jetzt tötet
    mich richtig, damit ich mich endlich niederlegen kann.«
    »Das werde ich nicht tun.«
    »Man würde Euch nicht dafür bestrafen, denn Ihr könntet Euch ja rechtfertigen. Aber Ihr würdet überhaupt nicht belangt werden -denn Ihr tötet eine unsichtbare Frau, die es gar nicht gibt, die bereits als gestorben gilt. Kommt! Ihr müßt vom gleichen wahnwitzigen Zorn erfüllt sein wie ich, als Ihr meine Liebe tötetet. Ich habe jetzt lange daran gearbeitet, Euch weh zu tun, und jetzt habe ich auch noch geholfen, Eure Freundin

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