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Marco Polo der Besessene 2

Marco Polo der Besessene 2

Titel: Marco Polo der Besessene 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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Perser, einen Türken oder Byzantiner -, da er größte Hochachtung vor dem Können dieser Menschen auf finanziellem Gebiet hegte und überdies diesem Ministerium auch noch die Oberaufsicht über die muslimische ortaq von Handelshäusern übertragen worden war. Doch als die Vermögensverhältnisse des toten Achmad offengelegt wurden, kam noch etwas ans Licht, das den Khakhan bewog, für alle Zeiten ein wachsames Auge auf die Muslime zu haben. Es war in Kithai wie in Venedig und anderswo üblich, daß Hab und Gut eines Verräters vom Staat eingezogen wurden. Dabei stellte sich heraus, daß das Vermögen des Arabers aus gewaltigen Reichtümern bestand, die er unrechtmäßig erworben, das heißt, während seiner Amtszeit unterschlagen und durch Erpressung an sich gebracht hatte. (Anderes aus seinem Besitz -zum Beispiel eine riesige Sammlung von Gemälden -kam nie ans Licht.) Die durch nichts zu beschönigenden Beweise für Achmads jahrelange Falschheit erregten noch einmal Kubilais ganzen Zorn, so daß er zum Finanzminister einen älteren Han-Gelehrten aus meiner Bekanntschaft ernannte, den Hofmathematiker Lin-ngan. Kubilai ging in seiner neuen Verachtung der Muslime noch weiter: Er erließ neue Gesetze, nach denen er die Freiheit der Kithaier Muslime einschränkte und dem Ausmaß ihrer Handelsbetätigungen Schranken auferlegte, außerdem verbot er ihnen den bisher geübten Wucher und minderte damit ihre bisher alles Maß übersteigenden Gewinne. Auch ließ er sämtliche Muslime jenen Teil ihres Quran öffentlich abschwören, der es ihnen erlaubt, alle Menschen, die sich nicht zum Islam bekennen, zu täuschen, zu betrügen und zu töten. Er erließ sogar ein Gesetz, das von den Muslime verlangte, sie müßten Schweinefleisch essen, wenn es ihnen von einem Gastgeber oder Gastwirt vorgesetzt würde. Ich glaube, dieses Gesetz wurde von niemandem strikt befolgt, und es versuchte auch niemand, es richtig durchzusetzen. Außerdem weiß ich, daß die anderen Gesetze viele bereits reiche und einflußreiche in Khanbalik seßhafte Muslime gifteten. Das weiß ich, weil ich sie Verwünschungen brummeln hörte, nicht wegen Kubilai, sondern gegen uns »ungläubige Polos«, denen sie die Schuld daran in die Schuhe schoben, daß die Muslime jetzt so verfolgt wurden.
    Ich selbst fand die Stadt seit meiner Rückkehr aus Yun-nan weder besonders gastfreundlich noch sonst angenehm. Nun, da der Khakhan mit so vielen anderen Dingen beschäftigt war, unter anderem mit der Besetzung von Wang-, Magistrats-und Präfektenämtern im neuerworbenen Manzi, hatte er für mich keine neuen Aufgaben, und die Compagnia Polo brauchte mich genausowenig. Die Ernennung unseres alten Bekannten Linngan zum Finanzminister bedeutete keinerlei Eingriff in die Handelstätigkeiten meines Vaters. Falls überhaupt etwas, hatte die neue Unterdrückung muslimischen Handels höchstens bedeutet, daß sein eigener im selben Maße anstieg, doch wurde er damit durchaus allein fertig. Im Augenblick war er vollauf damit beschäftigt, die Zügel jener Unternehmungen zu ergreifen, um die bisher Mafìo sich gekümmert hatte, und neue Aufseher für die kashi-Werkstätten einzuarbeiten, denen bisher Ali Babar und Mar-Janah vorgestanden hatten. Infolgedessen hatte ich nichts zu tun, und so kam mir der Gedanke, wenn ich Khanbalik für eine Weile verließe, könnte ich damit dazu beitragen, daß die immer noch vorhandene Unruhe und Bedrückung sich etwas legten. Ich ging daher zum Khakhan und fragte, ob er nicht eine Aufgabe irgendwo außerhalb habe, die ich für ihn erledigen könnte. Er dachte eine Weile darüber nach und sagte dann mit einem Hauch von boshaftem Vergnügen:
    »Ja, das habe ich, und ich danke Euch, daß Ihr Euch freiwillig erbietet, es zu tun. Nun, da aus dem Sung-Reich Manzi geworden ist, bildet es einen Teil unseres Khanats, liefert aber bis jetzt noch keinerlei Beiträge für unsere Schatzkammer. Der bisherige Finanzminister hätte inzwischen längst sein ortaq-Netz über das Land ausgeworfen und würde mittlerweile ansehnliche Tributzahlungen hereinholen. Da er das jetzt jedoch nicht tut, und da Ihr dazu beigetragen habt, daß dem so ist, halte ich es nur für gerecht, daß Ihr Euch von Euch aus erbietet, diese Aufgabe für ihn zu übernehmen. Ihr werdet daher in die Hauptstadt von Manzi, Hang-zho, ziehen und irgendein System der Steuereintreibung ins Leben rufen, das unser kaiserliches Schatzamt zufriedenstellt und die Bevölkerung von Manzi nicht über Gebühr

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