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Marco Polo der Besessene 2

Marco Polo der Besessene 2

Titel: Marco Polo der Besessene 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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jährliche Gewinn etwa beläuft und…«
    »Gramo mi! Allein dafür brauchte man ja ein ganzes Leben, Wei-ni. Und bis dahin nehme ich keinen einzigen tsien ein!«
    »Nun ja, so ist es eben.« Träge lehnte er sich zurück. »Genießt den Tag und den Blick und dies Labsal für die Augen, Huisheng. Befreit Euer Gewissen mit folgender Überlegung. Die Sung-Dynastie hat es, ehe sie vor kurzem fiel, dreihundertundzwanzig Jahre gegeben. Sie hatte also viel Zeit, um ihre Unterlagen zusammenzutragen und zu kodifizieren und ihre Besteuerungsmethoden in Kraft zu setzen. Ihr könnt nicht erwarten, ihnen das über Nacht nachzumachen.«
    »Nein, das geht nicht. Doch vielleicht erwartet Khan Kubilai genau das. Was mache ich nur?«
    »Nichts, denn alles was Ihr tätet, wäre vergeblich. Hört Ihr den Kuckuck auf dem Baum dort drüben? Kuckuck, kuckuck… Wir Han gefallen uns in dem Gedanken, daß der Kuckuck pu-ju kuei sagte: »Warum nicht nach Hause gehen?‹«
    »Danke, Wei-ni. Ich denke, eines Tages werde ich wirklich heimkehren. Aber ich werde nicht, wie wir Venezianer es ausdrücken, mit nach innen gekrempelten Sackpfeifen heimkehren.«
    Es folgte ein längeres friedvolles Schweigen; nur der gute Rat des Kuckuck ließ sich immer wieder vernehmen. Schließlich hob Fung wieder an: »Seid Ihr glücklich hier in Hang-zho?«
    »Ganz ungewöhnlich glücklich.«
    »Dann seid glücklich. Versucht, die Situation einmal so zu sehen: Es kann eine lange und überaus angenehme Zeit vergehen, bis der Khakan sich auch nur erinnert, Euch hierhergeschickt zu haben. Aber selbst wenn er schließlich Rechenschaft von Euch fordert, könnte es sein, daß er sich mit
    Eurer Erklärung für Euer Versagen zufriedengibt. Tut er es nicht, kann er Euch zum Tode verurteilen, muß es aber nicht unbedingt tun. Tut er es, seid Ihr alle Eure Sorgen los. Tut er es nicht, sondern läßt Euch nur durch die chou-da-Geißel zerbrechen, nun, dann könnt Ihr Euer Lebensende als verkrüppelter Bettler erwarten. Die Besitzer der Marktstände werden gütig sein und Euch einen Platz auf dem Marktplatz zum Betteln überlassen - und zwar weil Ihr sie nie der Steuern wegen gequält und in die Enge getrieben habt, versteht Ihr?«
    »Der Wang hat Euch einen hervorragenden Gesetzeskenner genannt, Wei-ni«, sagte ich ziemlich säuerlich. »Ist dies ein Beispiel für Eure Beschlagenheit?«
    »Nein, Marco. Das ist Tao.«
    Später, nachdem er sich in sein eigenes Haus zurückgezogen hatte, sagte ich abermals: »Was soll ich tun?«
    Ich sagte das im Garten, doch dort war es mittlerweile kühl geworden, der Kuckuck war seinem eigenen Rat gefolgt und nach Hause geflogen, und ich saß nach dem Abendessen mit Hui-sheng beisammen. Ich hatte ihr alles verständlich gemacht, was Fung und ich über meine mißliche Lage gesprochen hatten, und bat sie jetzt um ihren Rat.
    Nachdenklich saß sie eine Weile da, gab mir dann das Signal »Warte!«, erhob sich und ging hinüber in die Hausküche. Mit einem Säckchen getrockneter Bohnen kam sie zurück und gab mir zu verstehen, ich solle mich in einem Blumenbeet neben sie auf den Boden hocken. Auf einem unbewachsenen Stück Erde zog sie mit schlankem Zeigefinger ein Quadrat. Dieses durchteilte sie in der Mitte zunächst von oben nach unten und dann von links nach rechts, so daß vier kleinere Felder entstanden. Im ersten zeichnete sie eine Linie ein, im zweiten zwei, im dritten drei und im vierten eine Art Krakel. Dann blickte sie auf und sah mich an. Ich erkannte die Zeichen als Han-Zahlen, deshalb nickte ich und sagte: »Vier kleine Kästchen mit den Zahlen Eins, Zwei, Drei und Vier.« Während ich überlegte, was dies wohl mit meinen augenblicklichen drängenden und äußerst quälenden Problemen zu tun habe, entnahm Hui-sheng ihrem Säckchen eine Bohne, wies mir diese vor und legte sie in das Kästchen Nummer drei. Dann griff sie, ohne hinzusehen, in das Säckchen hinein, holte eine Handvoll Bohnen heraus und streute sie neben dem großen Quadrat auf den Boden. Dann schnippte sie mit flinken Fingern vier Bohnen von dieser Handvoll beiseite, dann noch vier, schob diese beiseite, schnippte nochmals vier Bohnen beiseite, dann nochmals vier und so weiter. Als sie sie in Vierergruppen aufgeteilt hatte, blieben noch zwei Bohnen übrig. Sie zeigte erst auf diese beiden, dann auf das leere Kästchen Nummer zwei auf dem Boden, nahm die im Kästchen Nummer drei liegende Bohne, legte sie neben die beiden, die sie noch hatte, lächelte mich schelmisch an

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