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Marco Polo der Besessene 2

Marco Polo der Besessene 2

Titel: Marco Polo der Besessene 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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machten sie zumindest ein Spiel. Und obwohl sie ihren tsien oder auch zwei auf das rote Tuch von Hui-sheng hinwarfen, als wollten sie einem hübschen Kind einen Gefallen tun, warteten sie, um zu sehen, ob sie gewonnen oder verloren hätten. Wiewohl viele dann nur gutmütig lachten und den Garten wieder verließen, waren andere doch angetan und blieben, um noch ein Spiel zu wagen. Und noch eines. Da immer nur vier auf einmal spielen konnten, kam es bald zu Gedrängel und Geschubse unter ihnen, und diejenigen, die nicht mitspielen konnten, standen einfach herum und schauten gebannt zu. Neigte der Tag sich dem Ende zu und erklärten wir die Spiele für abgeschlossen, geleiteten unsere Diener oft eine ansehnliche Menge zum Garten hinaus. Manche Spieler verließen uns mit mehr Geld, als sie bei ihrer Ankunft bei sich hatten, und jubelten insgeheim, eine »unbewachte Schatzkammer« entdeckt zu haben - und gelobten, wiederzukommen und sie zu plündern. Andere gingen freilich mit leichterer Börse wieder heim, als sie gekommen waren, und diese haderten mit sich selbst, sich zu einem »solchen kindischen Spiel« verführt haben zu lassen -und gelobten wiederzukommen, um am Bohnen-Bank-Spieltisch Rache zu nehmen.
    Hui-sheng bestickte aus diesem Grund ein zweites Tuch, und unsere Diener brachen sich fast die Knochen, als sie einen zweiten Steintisch im Garten aufstellten. Statt am nächsten Tag nur dazustehen, um für Ordnung zu sorgen, während Hui-sheng Bankhalterin spielte, übernahm ich den zweiten Tisch. Ich war nicht so behende beim Spiel wie sie und nahm auch nicht soviel Geld ein, doch arbeiteten wir beide hart an diesem Tag und waren am Ende völlig erschöpft. Die meisten der Gewinner vom Vortag waren wiedergekommen -die Verlierer desgleichen und außerdem noch andere Leute dazu, die von dieser unerhörten neuen Einrichtung in Hang-zho gehört hatten.
    Nun, ich brauche wohl kaum weiterzuberichten. Wir hatten es nie wieder nötig, unsere Dienerschaft auf die Straße zu schicken und ausrufen zu lassen: »Kommt alle herbei!« Das Haus von Polo und Echo war über Nach zu einer ständigen -und sehr gut besuchten - Einrichtung geworden. Wir brachten den Dienern den helleren Köpfen unter ihnen - bei, als Bankhalter zu fungieren, damit Hui-sheng und ich ab und zu einmal ausspannen konnten. Es dauerte aber nicht lange, und Hui-sheng mußte mehr zinnoberrote Tischtücher mit Schwarz und Gold besticken; wir kauften sämtliche Steintische bei einem benachbarten Steinmetzen auf und setzten Diener daran, ständig an ihnen den Bankhalter zu machen. Erstaunlicherweise zeigte es sich, daß unsere betagte Dienerin, die sich immer so über den Zitronengeruch lustig machte, die beste von unseren Lehrlingsbankhaltern war und Hui-sheng an Fingerfertigkeit und Genauigkeit in nichts nachstand.
    Ich nehme an, das Ausmaß unseres Erfolges ging mir erst auf, als es eines Tages anfing zu nieseln und kein Mensch aus dem Garten entfloh, sondern vielmehr immer noch mehr Gäste eintrafen, die durch den Regen herbeigeeilt waren und den ganzen Tag über fortfuhren zu spielen, ohne sich im geringsten um die Nässe zu kümmern. Nie zuvor hätte irgendein Han sich durchregnen lassen, selbst auf dem Weg zu der legendärsten Hang-zhoer Kurtisane nicht. Und als ich begriff, daß wir einen Zeitvertreib entdeckt hatten, dem man sich nicht mehr entziehen konnte wie dem Liebesspiel, sah ich mich in der Stadt um und mietete ungenutzte Gärten und freie Plätze an und beauftragte unseren Nachbarn, den Steinmetz, in aller Eile neue Tische für uns zu meißeln.
    Alle Schichten der Hang-zhoer Gesellschaft beehrten uns mit ihrem Kommen -reiche Adlige, die dem alten Regime gedient hatten und jetzt nichts mehr zu tun hatten, wohlhabend und aalglatt aussehende Kaufleute, Händler mit gehetzten Augen, halbverhungerte Last-und Sänftenträger, stinkende Fischer und verschwitzte Bootsleute -, Han, Mongolen, ein paar Muslime und selbst ein paar Männer, die ich für hier ansässige Juden hielt. Die paar nervösen und juchzenden Spieler, die zuerst aussahen wie Frauen, entpuppten sich als Wesen, die Kupferreifen am Handgelenk trugen. Ich kann mich nicht erinnern, jemals eine richtige Frau bei uns erlebt zu haben, höchstens, um überheblich-amüsiert zuzusehen wie so manche Besucher in den Häusern der Täuschung. Han-Frauen wetten einfach nicht, dafür geht ihnen jedes Gefühl ab; bei den Männern hingegen war es eine größere Leidenschaft als im Übermaß zu trinken oder

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