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Marco Polo der Besessene 2

Marco Polo der Besessene 2

Titel: Marco Polo der Besessene 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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ihre kläglich kleinen Organe zu üben.
    Die Männer der Unterschicht, die in der verzweifelten Hoffnung kamen, ihr Los zu verbessern, setzten für gewöhnlich die kleinen tsien-Münzen mit dem Loch in der Mitte, denn dies war das Geld der Armen. Männer der Mittelschicht setzten gewöhnlich fliegendes Geld, allerdings nur solches mit geringem Nennwert (und oft aus schon arg abgegriffenem Papier). Die Reichen, die kamen und glaubten, die Bank sprengen zu können, indem sie ausharrten und versuchten, ihre Mitspieler dadurch zu zermürben, daß sie nie aufgaben, warfen dicke Bündel Scheine fliegendes Geld mit größerem Nennwert auf den Tisch. Doch ob jemand nun nur einen einzelnen tsien oder einen Stapel liangs setzte, jeder hatte dieselben Chancen, wenn die Zählbohnen des Bankhalters immer zu vieren beiseite geschnippt wurden, um die Gewinnzahl zu ermitteln. Wie genau die Chancen eines jeden aussahen, zu einem Vermögen zu kommen, habe ich mir nie die Mühe gemacht auszurechnen. Ich weiß nur soviel, daß etwa dieselbe Anzahl von Spielern reicher wie ärmer nach Hause ging, als sie gekommen waren; aber es war ja ihr eigenes Geld, das sie untereinander getauscht hatten, und ein ansehnlicher Teil davon war bei unserer Bohnen-Bank hängengeblieben. Mein Schreiber und ich verbrachten einen Großteil der Nacht, das Papiergeld mit demselben Nennwert auf dieselben Haufen zu legen und die kleinen Münzen zu Hundertern aufzufädeln und zu Tausendern zu bündeln.
    Schließlich wurde das Geschäft für mich und Hui-sheng selbstverständlich viel zu groß und viel zu verzwickt, als daß wir es persönlich in der Hand hätten behalten können. Nachdem wir in Hang-zho eine ganze Reihe von Bohnen-Banken eröffnet hatten, taten wir das gleiche in Su-zho und danach in anderen Städten; binnen weniger Jahre gab es kein einziges kleines Nest in Manzi, in dem das Spiel nicht gespielt wurde. Als Bankhalter stellten wir nur erprobte und vertrauenswürdige Männer und Frauen ein, und mein Adjutant Fung stellte -und das war sein Beitrag zu dem ganzen -einen Vertreter des Gesetzes ab, der ganz allgemein als Aufseher und Rechnungsprüfer fungierte. Ich machte meinen Schreiber zu meinem Bevollmächtigten für das gesamte ausgedehnte Unternehmen und hatte danach mit allem nichts mehr zu tun, als über die eingehenden Beträge aus dem ganzen Land Buch zu führen, davon die Ausgaben zu begleichen und den stattlichen Restbetrag -den wirklich beträchtlichen Rest - nach Khanbalik zu schicken.
    Für mich selbst entnahm ich den Gewinnen nichts. Hier in Hang-zho besaßen Hui-sheng und ich wie in Khanbalik eine elegante Wohnung mit vielen Dienern und erfreuten uns einer üppigen Tafel. All dies stellte uns der Wang Agayachi zur Verfügung -oder vielmehr seine Regierung -, die, da sie an den kaiserlichen Einkünften teilhatte, weitgehend von unseren Bohnen-Banken unterhalten wurde. Was Hui-sheng und ich uns sonst noch an Luxus oder Torheiten leisten wollten, mußten wir aus den Einnahmen bestreiten, die ich aus meines Vaters Compagnia Polo bezog, die sich weiterhin gedeihlich entwickelte und jetzt zafràn und andere Handelswaren auch nach Manzi schickte. Deshalb zog ich den Einnahmen der Bohnen-Banken nur jeweils die Pacht und das für den Unterhalt von Gärten und Gebäuden der Bank Benötigte ab, die Löhnung für die Bankhalter, Aufseher und Kuriere sowie die lächerlich geringen Posten für die Einrichtung (die kaum jemals über Tische und Tischtücher sowie den Nachschub an getrockneten Bohnen hinausging). Und wie ich schon gesagt habe, fließt dieser Strom wahrscheinlich heute noch gen Khanbalik.
    Kubilai hatte mir eingebleut, seine Untertanen in Manzi nicht bis aufs Blut auszusaugen. Man könnte meinen, daß ich seinen Anordnungen zuwiderhandelte und genau dies tat, doch das stimmt nicht. Die meisten Spieler setzten an unseren Bohnen-Banken nur das Geld aufs Spiel, das sie bereits verdient und gehortet hatten und sich leisten konnten zu verspielen. Verloren sie, waren sie nur gezwungen, härter zu arbeiten und neues Geld zu verdienen. Selbst diejenigen, die so unverständig gewesen waren, an unseren Spieltischen arm zu werden, verfielen danach nicht einfach dem Nichtstun und der Bettelei, wie sie es getan hätten, wäre all ihr Geld an einen Steuereintreiber verlorengegangen. Die Bohnen-Bank bot zumindest die Hoffnung, die Verluste wettzumachen -wohingegen ein Steuereintreiber nie etwas wieder herausgibt -und so hatten sogar diejenigen, die ihr

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