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Marco Polo der Besessene 2

Marco Polo der Besessene 2

Titel: Marco Polo der Besessene 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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Shaibani.«
    Nachdem dies gedolmetscht war, stießen alle im Raum Anwesenden, Shaibani und Tofaa eingeschlossen, überrascht den Atem aus, der jedoch je nach der Person Zorn, Erleichterung oder Bewunderung ausdrückte. Ich fuhr fort:
    »Jeder hier Anwesende wird von einer Wache zurückbegleitet werden in seine Wohnung oder sein Kontor, und sämtliche geplünderten Schätze werden wieder eingesammelt. Wer in Akyab sich weigert, das zu tun, und später dabei ertappt wird, wie er solches Eigentum doch noch behalten hat, wird zum Tode verurteilt. Der Abgesandte des Khans Aller Khane hat gesprochen. Zittert, alle Menschen, und gehorcht!«
    Als die Wachen die jammernden und wehklagenden Männer hinausbrachten, warf die Dame Tofaa sich aufs Gesicht, streckte sich bäuchlings vor mir aus, was die kriecherische Hindu-Entsprechung des würdigeren salaam oder ko-tou ist, und Shaibani betrachtete mich mit ehrfürchtigem Schrecken und sagte: »Älterer Bruder Marco Polo, Ihr seid ein echter Mongole. Und beschämt diesen Mongolen -daß er nicht von selbst auf diesen Meisterstreich gekommen ist!«
    »Das könnt Ihr wettmachen«, sagte ich freundlich. »Findet mir ein vertrauenswürdiges Schiff mit einer Mannschaft, das mich und meinen neuen Dolmetsch sofort hinüberbringt über die Bucht von Bengalen.« Dann wandte ich mich an Yissun: »Euch will ich nicht mit hinüberschleppen, denn dort wäret Ihr so sprachlos wie ich selbst. Deshalb entbinde ich Euch von Eurer Pflicht, Yissun. Ihr könnt Euch bei Bayan zurückmelden oder bei Eurem früheren Kommandanten in Bhamo. Ich werde bedauern, Euch nicht bei mir zu haben, denn Ihr seid ein Gefährte gewesen, auf den man sich verlassen konnte.«
    »Ihr müßtet mir leid tun, Marco«, sagte er und schüttelte mitleidig den Kopf. »In Ava Dienst tun zu müssen ist schon schrecklich genug. Aber Indien…?«
     
    INDIEN
     
    1
     
    Kaum hatte unser Schiff vom Landesteg in Akyab abgelegt, da wandte sich Tofaa höchst geziert mit einem: »Marco-wallah!« an mich und schickte sich an, die Regeln für wohlanständiges Benehmen während unserer gemeinsamen Überfahrt festzulegen.
    Doch da ich kein Hoher Herr Richter mehr war, hatte ich ihr erlaubt, mich weniger förmlich anzureden, woraufhin sie mir erklärt hatte, wallah sei eine Hindu-Nachsilbe, die an den Namen angehängt werde und sowohl Achtung als auch Freundlichkeit zum Ausdruck bringe. Allerdings hatte ich ihr nicht erlaubt, mir Moralpredigten zu halten. Trotzdem hörte ich höflich zu und schaffte es sogar, nicht zu lachen.
    »Marco-wallah, Ihr müßt begreifen, daß es eine große Sünde für uns wäre, beieinander zu liegen -höchst verwerflich in den Augen der Menschen wie der Götter. Nein, macht kein so trauriges Gesicht. Laßt mich erklären, und Euch wird ob Eurer unerwiderten Sehnsucht nicht gleich das Herz brechen. Wir Ihr wißt, habt Ihr mit Eurem höchstrichterlichen Urteil dem Streit in Akyab ein Ende gesetzt. Was Ihr jedoch nicht getan habt, ist, für oder gegen die einander widersprechenden Argumente zu sprechen, und infolgedessen müssen diese in der Beziehung zwischen Euch und mir immer noch berücksichtigt werden. Einerseits: Wenn mein lieber verstorbener Gatte bei seinem Tode immer noch mein Gatte war, bin ich immer noch sati -es sei denn, ich verehelichte mich aufs neue, zumindest jedoch bis dahin -, Ihr würdet also die verruchteste aller Sünden begehen, wenn Ihr mir beiwohntet. Würde man uns zum Beispiel drüben in Indien beim Akt des surata-Machens ertappen, würde man Euch dazu verurteilen, mit einer feuergefüllten, glühenden Messingstatue einer Frau surata zu machen, bis Ihr Euch versengt und schrecklich zu Tode verschmurgelt wäret. Nach
    Eurem Tode müßtet Ihr in der Unterwelt Kala verweilen und dort für so viele Jahre Feuer und Qualen erleiden, wie ich Poren auf der Haut habe. Andererseits: Wäre ich jetzt praktisch die Sklavin jenes Kerls in Akyab, der mich beim Würfelspiel gewonnen hat, und Ihr wohntet mir bei, würdet Ihr dem Gesetz nach auch zu seinem Sklaven. Doch wie dem auch sei: Ich gehöre der brahmanischen jati an -der höchsten der vier jati, in welche die Hindu-Gesellschaft eingeteilt ist -, Ihr hingegen gehört überhaupt keiner jati an und steht daher unter mir. Lägen wir also beisammen, würden wir damit der heiligen jati-Ordnung trotzen und uns gegen sie vergehen; zur Strafe würde man uns Hunden vorwerfen, die eigens darauf abgerichtet sind, solche Gotteslästerer zu zerfleischen und

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