Marcus Gladiator 02 - Strassenkämpfer
es wird eine Weile dauern, bis sie alles in die Wege geleitet haben, da haben wir also Zeit, uns etwas zu überlegen. Ich verspreche dir, ich werde tun, was ich kann, um Onkel zu überreden, damit du bei mir bleiben kannst.« Sie gähnte und hielt sich die Hand vor den Mund. »Ich bin müde. Es war ein langer Tag und ich muss jetzt schlafen. Ich wollte dir nur als Erstem die Neuigkeit mitteilen, Marcus.«
Sie stand auf und Marcus ebenso.
»Dann also Gute Nacht«, sagte sie.
Marcus verneigte sich. »Gute Nacht, Herrin.«
Er schaute ihr nach, wie sie aus der geschützten Laube verschwand und das Echo ihrer Schritte auf dem Gartenweg verhallte.
IX
Am nächsten Morgen setzte Marcus seine Ausbildung fort und sah Portia erst wieder, als Flaccus ihn in der folgenden Woche an einem späten Frühlingstag zu sich rief und verkündete, Marcus solle seine Herrin am nächsten Tag zum Forum begleiten. Der Meister wolle eine kleine Abendessensgesellschaft in seinem Haus geben, um die Verlobung seiner Nichte zu feiern, und sie solle dazu Stoff für ein neues Kleid kaufen. Man hatte entschieden, dass die Hochzeit im Sommer stattfinden solle.
»Glaubt Ihr, dass ich so weit bin, sie beschützen zu können, Meister?«, fragte Marcus Festus, als er ihn anschließend auf dem Hof sitzen und Wein trinken sah. »Es hat Ärger auf den Straßen gegeben.«
»In den letzten Tagen nicht mehr«, entgegnete Festus. »Außerdem ist der Streit zwischen dem Meister und seinen Feinden eine politische Sache. Wir wollen doch hoffen, dass niemand Caesars Nichte zu viel Aufmerksamkeit schenkt und dass du dir nur Sorgen wegen der Taschendiebe und Straßenräuber machen musst. Du wirst gut zurechtkommen, mein Junge. Ich habe dich bestens ausgebildet. Wenn es Ärger gibt, weißt du, wie du zu reagieren hast. Denke nur immer daran, die Kapuze deines Umhangs tief ins Gesicht zu ziehen. So kannst du deine Umgebung besser im Blick behalten, ohne das allzu offensichtlich zu tun.« Festus nahm einen Schluck aus seinem Becher. »Achte auf jedes Anzeichen von Ärger zwischen Catos Leuten und unseren Leuten. Falls es ungemütlich wird, dann sieh zu, dass du die Herrin so schnell wie möglich heimbringst. Bleibe auf keinen Fall stehen, ehe sie sicher im Haus ist, ganz gleich, was geschieht. Ansonsten achte darauf, dass du gut ausgerüstet bist. Knüppel und Messer sollten reichen. Vielleicht nimmst du auch noch eine Filzmütze mit.«
Der Sommer stand bereits vor der Tür und Marcus fand diesen Vorschlag ein wenig verwirrend. »Ich denke, mir ist auch so warm genug, vielen Dank.«
»Es geht nicht um Wärme«, erklärte Festus. Er stellte den Becher neben sich auf dem Boden ab und suchte in seiner Tunika, bis er ein kleines Filzbündel hervorzog. »Siehst du?«
Er faltete die Mütze auseinander, und Marcus bemerkte, dass sie voluminöser als andere Mützen war.
»Ich habe einige dicke Korkstreifen hineingenäht. Wenn du einen Schlag auf den Kopf bekommst, kann ihn diese Schicht ein wenig abmildern. Hier, nimm sie mit. Sie ist dir wahrscheinlich ein bisschen zu weit, du solltest sie also unbedingt heute noch enger nähen, damit sie gut sitzt.« Er zuckte die Achseln. »Man weiß ja nie, vielleicht rettet sie dir das Leben.«
Marcus nahm die Mütze aus der ausgestreckten Hand seines Lehrmeisters entgegen und das großzügige Verhalten des knurrigen Festus wärmte ihm das Herz. »Vielen Dank, Meister.«
Festus trank seinen Becher leer und tätschelte Marcus die Schulter. »Sieh zu, dass du genug Schlaf bekommst, mein Junge. Du musst morgen hellwach sein.«
»Jawohl, Meister.« Marcus wandte sich um und machte sich auf den Weg in die Sklavenquartiere. Dann blieb er stehen, schaute zurück und hielt die Mütze hoch. »Und danke für die hier.«
»Pass gut drauf auf.« Festus lächelte. »Ich will sie unbeschädigt zurück.«
Früh am nächsten Morgen trat die kleine Gesellschaft aus Caesars Haus auf die Straße. Außer Portia und Marcus gehörten die beiden Küchenjungen dazu. Der Koch hatte eine Liste mit all dem Fleisch und Obst aufgesetzt, die er benötigte, und Lupus und Corvus sollten alles nach Hause tragen, sobald die Herrin bezahlt hatte. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zum Forum, Portia voraus, gefolgt von den Küchensklaven. Marcus ging ein paar Schritte hinter ihnen, sodass er nach Gefahren Ausschau halten und bereit sein konnte, im Notfall sofort nach vorn zu stürzen und Portia zu beschützen. Portia trug einen schlichten Umhang über
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