Marcus Gladiator 02 - Strassenkämpfer
sein Messer. Marcus gesellte sich zu ihm.
Zusammen gelang es ihnen, die schweren Balken zurückzuschieben, und die Tür fiel mit einem tiefen Dröhnen zu. Caesar packte sofort den Verschlussriegel und zwängte ihn in die Halterung.
Einen Augenblick lang drückten die Männer noch gegen die Tür, als fürchteten sie, dass sie doch plötzlich aufspringen würde, aber alles Hämmern und wütende Schreien auf der anderen Seite waren zwecklos, da die Tür standhielt.
Caesar eilte zu Crassus, um ihm vom Boden aufzuhelfen. »Mein lieber Freund, geht es dir gut?«
»Jetzt schon«, sagte Crassus mit einem schwachen Lächeln. »Aber das war knapp. Ich bin sicher, sie hätten mich umgebracht.«
Caesar schüttelte den Kopf. »Das würden sie nicht wagen.«
»Wirklich?« Crassus zog fragend eine Augenbraue in die Höhe und machte eine Kopfbewegung zu seinen Leuten. »Ich habe fünf meiner Leibwächter verloren und die meisten meiner Sänftenträger.«
»Was ist geschehen?«
»Ich war auf dem Weg zu einer Besprechung mit Pompeius. Wir hatten gerade das Forum überquert und waren am Rande der Subura, als uns eine Menschenmenge den Weg versperrte. Ehe wir reagieren konnten, hatte uns eine andere Gruppe hinter uns den Weg abgeschnitten. Dann fingen sie an, uns mit Steinen zu bewerfen. Meine Träger hatten keine Möglichkeit, sich dagegen zu schützen. Sie mussten die Sänfte absetzen. Sobald ich ausgestiegen war, konnte ich sehen, dass wir in der Falle saßen. Es gab nur einen einzigen Ausweg, eine kleine Straße, die in die Subura führte.
Dein Haus war die nächste Zuflucht, die mir in den Sinn kam, und da sind wir nun – oder unsere traurigen Überreste.«
Crassus zitterte, als Caesar ihn beim Arm nahm und sanft von der Vordertür wegführte.
»Wir müssen reden. Komm in mein Studierzimmer. Festus!«
»Ja, Herr?«
»Kümmere dich um diese Männer. Lass ihre Wunden verarzten.«
»Jawohl, Herr.« Festus verneigte sich und wandte sich dann Marcus zu. »Du kannst mir helfen, Marcus. Es wird Zeit, dass du auch lernst, wie man Wunden behandelt, nicht nur, wie man anderen welche zufügt. Aber nimm besser den Schlagring ab, sonst richtest du noch mehr Unheil an.«
VIII
Später an jenem Abend, nachdem Crassus das Haus im Schutze all der Männer verlassen hatte, die Caesar entbehren konnte, ging Marcus zu den Bänken in der Ecke des Gartens, um nachzudenken. Er war zutiefst niedergeschlagen über seine Lage. Der unerwartete Besuch von Crassus hatte ihn noch einmal daran erinnert, dass er sein Vorhaben, seine Mutter zu befreien, um keinen Schritt vorangebracht hatte. Früher einmal hatte er geglaubt, seine Aufgabe würde erledigt sein, sobald er nur Rom erreicht hatte. Er musste einfach das Haus des Generals Pompeius finden und diesem erklären, was geschehen war, und schon würde alles in Ordnung kommen. Er und seine Mutter würden aus der Sklaverei befreit werden und man würde Decimus bestrafen. Aber jetzt? Er war seinem Ziel kein bisschen näher gekommen, Pompeius seinen Fall zu unterbreiten. Schlimmer noch. Decimus war ein Freund von Crassus, und der war ein Verbündeter von Caesar und Pompeius. Jetzt begriff Marcus, wie dumm und naiv er gewesen war. Diese Welt war wesentlich komplizierter, als er je geglaubt hätte – wie konnte er da hoffen, sie zu seinem Vorteil zu nutzen? Er stieß einen verbitterten Seufzer aus und verfluchte das Schicksal, das ihn seinem Ziel so nah gebracht, ihm aber dann letztlich den Preis vorenthalten hatte.
»Dachte ich mir doch, dass ich dich hereinkommen sah.«
Er schaute auf und erblickte Portia, die in einer Lücke in der Hecke stand, hinter der die Bänke verborgen waren. Sie lächelte ihn an, kam dann zu ihm und setzte sich. »Wir haben schon tagelang nicht mehr miteinander gesprochen. Ich habe schon überlegt, ob du mir aus dem Weg gehst.«
»Festus hat mich schwer beschäftigt«, erklärte Marcus. »Er möchte, dass ich so bald wie möglich so weit bin, dass ich dich beschützen kann. Er hat mir keine Verschnaufpause gegönnt. Und jetzt begreife ich, warum.«
»Du meinst den Angriff auf Crassus?«
Marcus nickte. »Wenn so etwas einem derart mächtigen Mann passieren kann, dann kann es jedem passieren. Ich hatte ja keine Vorstellung, dass die Menschenmeuten so gefährlich sein können. Crassus meinte, es hätte wie eine Falle ausgesehen.«
Portia nickte. »Ich war in der Bibliothek. Die ist von Onkels Studierzimmer nur durch einen Vorhang getrennt, und so habe ich mitgehört,
Weitere Kostenlose Bücher