Marcus Gladiator 02 - Strassenkämpfer
die Beamten ihr Schreibzeug zusammenpackten. Er verließ die Kammer und stieg die Treppe hinauf, um sich zu Lupus und Marcus zu gesellen, die von der öffentlichen Galerie aus zuschauten. Als er sie erreichte, waren seine Worte brutal und abgehackt. Marcus hatte seinen Herrn niemals so ernst gesehen. Er konnte das Gefühl erst nicht ausmachen, das auf Caesars Gesicht zu lesen war. Aber dann begriff er – Caesar hatte Angst.
»Lupus, geh nach draußen und suche Festus. Sag ihm, dass er seine Männer bereithalten und vor dem Senatsgebäude mit ihnen auf mich warten soll. Er soll alles tun, was in seiner Macht steht, um zu verhindern, dass Senatoren aus dem Gebäude entwischen, ehe ich Cato eine Lektion erteilt habe. Und dann macht, dass ihr nach Hause kommt, ehe der Ärger losgeht.«
»Jawohl, Herr!« Lupus verneigte sich und eilte davon, während Caesar sich bereits an Marcus wandte. »Ich möchte, dass du Clodius suchst. Wahrscheinlich ist er im Gasthaus zum Blauen Delfin am anderen Ende des Forums. Kennst du das?«
»Ja, Herr, ich bin einmal mit Festus dort gewesen.«
»Gut, dann sag Clodius, er soll seine Leute so bald wie möglich vor dem Senatsgebäude zusammentrommeln. Ich möchte, dass Cato und jeder einzelne seiner Anhänger begreift, dass sie es diesmal übertrieben haben. Ich werde sicherstellen, dass ich fortgehe, ehe Clodius’ Schlägertrupp eintrifft. Sag Clodius, dass er Ausschau nach den Banden von Milo halten soll. Die müssen irgendwo in der Nähe sein und auf den Befehl warten, Cato zu Hilfe zu eilen.«
Marcus schaute sich verstohlen um, ob ihnen auch niemand zuhörte, und sagte dann mit leiserer Stimme: »Und was soll Clodius machen, Herr?«
Caesar schloss einen Moment die Augen, ehe er antwortete: »Sag ihm, er soll hart zur Sache gehen. Sie können alles machen, nur niemanden umbringen. Verstanden?«
»Jawohl, Herr.«
»Dann geh.«
Caesar wandte sich rasch ab und ging wieder die Treppe hinunter, um sich zu der Gruppe von Senatoren zu gesellen, die ihn unterstützten und bei denen auch Pompeius und Crassus standen. Marcus bemerkte, dass sie ängstlich wirkten. Aber Caesar lächelte und breitete die Arme aus, als er sich ihnen näherte. Er strahlte nun wieder wie selbstverständlich Ruhe und Selbstbewusstsein aus.
Marcus drängte sich durch die Menschenmenge auf der Galerie und verließ das Senatsgebäude. Er eilte über das Forum zur Subura. Als er die Gasthäuser erreichte, die dort die Straße zum Forum säumten, sah er draußen auf den Bänken Gruppen von markig aussehenden Kerlen sitzen, während andere an den rauen Putz der Mauern gelehnt standen. Marcus wollte gerade auf den Hof des größten Gasthauses, des Blauen Delfins, treten, aber ein riesiger Mann mit einem dicken Stock versperrte ihm den Weg.
»Was willst du hier?«, knurrte er.
»Ich bin im Namen Caesars unterwegs. Ich muss mit Clodius sprechen.«
Der Mann schaute ihn unverhohlen misstrauisch an. »Dann komm mit.«
Er ging Marcus voraus einen schmalen Gang entlang zum Hof. Marcus erkannte Clodius sofort. Er saß am Kopfende eines langen Tisches und war zu beiden Seiten von stämmigen Männern umgeben. Die waren ein wenig besser angezogen als die Burschen auf der Straße und viele trugen goldene Armreife und Ketten um den Hals. Manche hatten Narben, andere die gebrochene Nase von Männern, die ihre Fäuste gebrauchen. Marcus wurde klar, dass dies die Anführer der Straßenbanden sein mussten, die Clodius verpflichtet hatte.
»Der hier behauptet, Caesar hätte ihn geschickt.« Der Mann deutete mit dem Daumen auf Marcus.
Clodius schaute auf und nickte. »Das geht in Ordnung. Ich kenne ihn.«
Der Wachmann nickte und ging weg. Marcus holte tief Luft und befeuchtete sich die Lippen.
»Mein Herr braucht Euch und Eure Männer sofort.«
»Wo?«
»Auf dem Forum. Cato versucht, Caesar dazu zu zwingen, nächstes Jahr einen Feldzug gegen Räuber zu führen. Caesar ist wütend. Er möchte, dass Ihr Euch Catos Anhänger vornehmt. Ihr sollt dafür sorgen, dass sie begreifen, was passieren würde, wenn sie für Cato stimmen, sobald der Senat später wieder zusammentritt.«
Clodius nickte. »Hat Caesar bestimmte Anweisungen gegeben?«Marcus sprach leise und mit Bestimmtheit: »Alles außer Mord.«
Clodius zog die Augenbrauen in die Höhe. »Verstehe.«
Er erhob sich und schaute in die gewalttätigen Gesichter der Bandenführer am Tisch. »Ihr habt den Jungen gehört. Sammelt eure Leute. Macht euch auf den Weg zum Senat, und
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