Marcus Gladiator 02 - Strassenkämpfer
kam er sich ganz eingesperrt, sehr jung und sehr klein vor. In der Arena hatte ein Kämpfer wenigstens Platz, um sich zu bewegen. Das hier war ganz anders. Furchterregend.
Das Geschrei von Clodius’ Leuten war verstummt, als Milos Gefolgsleute näher kamen. Stille senkte sich über das Forum herab, nur vom Knirschen der Nagelstiefel unterbrochen. An der Spitze der gegnerischen Banden marschierte ein großer, breitschultriger Mann mit einem breiten Ledergürtel. Er trug eine schlichte schwarze Tunika und grobe Lederstiefel, die ihm bis zur Hälfte der massigen Waden gingen. In den Händen hielt er einen schweren Knüppel, der mit Eisennägeln beschlagen war. Sein dunkles Haar war kurz geschoren und über Brauen, Nase und Wangen verlief eine weiße Narbe.
Clodius lächelte und murmelte: »Milo, prachtvoll wie immer.«
Ringsum schwangen Clodius’ Männer ihre Waffen, waren bereit zum Einsatz. Marcus ließ seinen eigenen Knüppel in die linke Hand gleiten.
Als Milo keine zwanzig Schritte mehr entfernt war, hob er die Hand, um seinen Leuten das Zeichen zum Stehenbleiben zu geben. Er nickte Clodius zu.
»Ich habe mir sagen lassen, dass du Ärger machst.«
»Ärger?« Clodius tat entrüstet. »Ich? Keine Spur. Ich und die Jungs hier, wir sprechen nur für das Volk. Das Problem ist, dass einige der Senatoren nicht zuhören möchten.«
Milo lachte. »Das Zuhören fällt ja nicht ganz leicht, wenn man von einer Horde zwielichtiger, feiger Kerle mit Steinen beworfen wird, dem Abschaum aus den Kloaken der Subura.«
Ein wütendes Raunen lief durch die Reihen. Clodius hielt sich die Hand vor den Mund. »Ruhe! Lasst das Großmaul seine Gedanken aussprechen, viele sind es ohnehin nicht.«
Das Raunen wich nun Gelächter, und Unmut verzerrte Milos zerfurchtes Gesicht.
»Das reicht!«, brüllte er. »Verschwinde mit deinen Männern vom Forum, Clodius. Ehe ich euch dazu zwinge.«
»Pfftt!«, höhnte Clodius, nahm seinen Umhang zur Seite, zog ein kurzes Schwert und erhob die Spitze so, dass sie auf Milo zeigte. »Zwing mich doch! Die Straßen gehören nicht mehr dir.« Clodius breitete die Arme weit aus. »Sondern uns! Die Straßen Roms gehören Clodius und den Banden der Subura!«
Seine Männer begrüßten diese Aussagen mit zustimmendem Gebrüll.
Milo stieß seinen Knüppel in die Luft und brüllte: »Auf sie, Jungs!«
Er stürmte über das Forum, seine Horden ihm nach. Marcus nahm seinen Knüppel in die rechte Hand und holte damit weit aus, während er seinen Platz neben Clodius einnahm. Sein Herz pochte wild, aber er hatte nicht viel Zeit, sich zu fürchten. Schon prallte der Sturmangriff mit ohrenbetäubendem Krachen und Klirren auf sie ein, als Waffe auf Waffe traf. Ein großer Mann mit einem schlecht gestutzten Bart kam auf Marcus zugestürmt, einen dicken Knüppel hoch erhoben, ein wildes Grinsen auf dem Gesicht, das immer breiter wurde, als er Marcus bemerkte, den er für eine leichte Beute hielt.
Marcus wich zur Seite aus, als der Knüppel des Mannes herabsauste und mit einem lauten Knall auf die Pflastersteine donnerte. Sofort schlug Marcus dem Angreifer seinen Knüppel mit aller Kraft in die Seite, dass dem die Luft wegblieb und eine Rippe brach. Der Mann sackte zusammen und rang um Atem. Marcus hörte hinter sich ein Knirschen, fuhr herum und sah, dass Clodius dem Mann mit seinem Schwert den Schädel gespalten hatte.
»Gute Arbeit, Marcus!« Clodius lachte, als er die Klinge wieder herauszog und den Leichnam mit einem Fußtritt versah, und sprang dann vor, um dem nächsten Mann sein Schwert in die Eingeweide zu stechen. Marcus wurde von den herandrängenden Körpern der Kämpfenden eingequetscht. Manche Männer hielten einander grimmig umschlungen, während sie um jeden Vorteil rangen. Andere waren eng zusammengedrängt, krallten ihren Gegner ins Gesicht oder stießen einander mit dem Kopf. Marcus verlor Clodius aus den Augen und wurde von den anderen Männern aus den Subura-Banden zur Seite gedrückt, während die voranpreschten.
Er stand ein wenig hinter den kämpfenden Männern, hielt kurz inne und überlegte, was er nun tun sollte. Sein Instinkt war, mitzukämpfen, aber als er wieder Luft geschnappt hatte, wich seine Erregung dem klaren Denken. Er war zu klein für einen solchen Kampf. Er war für Einzelkämpfe ausgebildet, nicht für ein Handgemenge in einer gewalttätigen Meute. Das wahrscheinlichste Ergebnis würde sein, dass man ihm den Schädel einschlug oder sämtliche Knochen im Leib brach, und
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