Marcus Gladiator 02 - Strassenkämpfer
die Decke. Sein Herz war schwer und nun war eine weitere Traurigkeit hinzugekommen. Trotz all seiner harten Ausbildung überkam Marcus plötzlich eine tiefe Trauer, tiefer, als er sie je gekannt hatte. Er begriff, dass es etwas gab, das viel schlimmer war als Furcht – schlimmer, als von einer blutrünstigen Bande durch die Straßen Roms gehetzt zu werden –, und das war das Wissen, ganz allein auf der Welt zu sein.
Er rollte vorsichtig auf die Seite und kugelte sich zusammen, unfähig, länger gegen den Schmerz anzukämpfen, der sich schon so lange in ihm aufgestaut hatte.
XXV
»Zumindest muss ich das nicht allein durchstehen«, verkündete Caesar selbstbewusst, als sie sich von seinem Haus in der Subura aufmachten. Vor ihm gingen zehn von Festus’ Leuten, während er von den zwölf Liktoren umgeben war, aus denen die Ehrengarde des Konsuls bestand. Die Nachhut bildeten weitere zehn Leibwächter. Neben Caesar schritten Festus und Marcus, jeder bis an die Zähne bewaffnet mit allerlei verborgenen Gerätschaften. Lupus, vom Gewicht seiner Tasche niedergedrückt, ging einige Schritte hinter seinem Herrn.
Marcus kam zu dem Entschluss, dass jeder Mörder, der einen Anschlag auf Caesars Leben plante, alle Hände voll zu tun haben würde. Trotz allem war Marcus sehr müde. Er hatte nicht gut geschlafen, denn Portias Neuigkeiten und seine Furcht, Caesar könnte das Geheimnis seines Brandzeichens entdecken, hatten ihn beunruhigt. Seit jenem Tag war es nicht erwähnt worden, und Marcus betete zu allen Göttern, dass Caesar es nicht für wichtig genug halten würde, um genauer nachzuforschen.
Die kleine Prozession bahnte sich ihren Weg durch die schmalen Straßen der Subura, bis sie auf das Forum kam. Es war heller Morgen und die Stadtmitte war voller Menschen. Die meisten kauften an den Marktständen ein, die an den wichtigsten Straßen und öffentlichen Gebäuden entlang aufgebaut waren, aber viele Männer standen auch in lockeren Gruppen herum und schauten den Passanten nach, während sie sich unterhielten und miteinander scherzten. Marcus fragte sich, wie viele von ihnen wohl zu den rivalisierenden Straßenbanden gehörten und wie viele in der Hoffnung gekommen waren, sie bekämen einen ordentlichen Kampf zu sehen.
Die größte Menschenmenge hatte sich rings um das Senatsgebäude zusammengefunden. Es herrschte eine erwartungsvolle Atmosphäre, als Caesar und seine Männer sich der Eingangstreppe näherten. Man hatte Marcus die Aufgabe übertragen, die linke Seite zu überwachen, während Festus seinen Blick rechts hielt. Die Gesichter der Umstehenden, die Caesar und seine Leute umringten, drückten verschiedene Gefühle aus. Die meisten Menschen jubelten seinen Namen und winkten ihm zu. Aber andere buhten und schüttelten ihre Fäuste, und Marcus beobachtete sie genau und hielt Ausschau nach dem Aufblitzen einer Klinge.
Die Menge verlangsamte das Vorankommen des kleinen Trupps, es schien sehr lange zu dauern, bis Caesar und sein Gefolge den Eingang des Gebäudes erreicht hatten und vor den Banden draußen in Sicherheit waren. Die meisten Leibwächter und Liktoren warteten vor dem Eingang, aber Marcus, Festus und Lupus gesellten sich zu den wenigen Beamten hinter der Plattform, auf der die Stühle der Konsuln standen. Während sich die Senatsbeamten auf Hocker setzten und ihre Wachstäfelchen und Stifte vorbereiteten, um die Sitzung zu protokollieren, schauten Festus und Marcus zu den Senatoren, um zu bemerken, wenn das rote Tuch gezückt wurde, das die Attentäter als Zeichen verabredet hatten. Die meisten Senatoren hatten bereits auf den Bänken Platz genommen, die im Halbrund um die Plattform standen. Während viele Senatoren feine weiße Togen trugen, waren einige, insbesondere die jüngeren Senatoren, in leuchtende Farben gekleidet. Andere, wie Cato, hatten absichtlich schlichte braune Togen gewählt, um den Anschein zu erwecken, sich an die puritanischen römischen Traditionen zu halten.
Wie schon früher im Jahr war Bibulus’ Stuhl leer, und Caesar überging diese Tatsache, als er sich selbst hinsetzte und das Haus zur Ordnung rief. Marcus interessierte sich nicht sehr für die üblichen Rituale, die Gebete und das Verkünden der Tagesordnung. Erst als die Debatte begann, lauschte er aufmerksam den verschiedenen Beiträgen und Reaktionen der Senatoren. Während Caesars Gefolgsleute und diejenigen von Pompeius und Crassus der Ergänzung zum Landgesetz ihre Unterstützung zusagten, hörten die anderen
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