Marcus Gladiator 02 - Strassenkämpfer
Wolf und ein Schwert keine ungewöhnlichen Symbole. Marcus knirschte mit den Zähnen, während er diese hoffnungsvollen Gedanken verwarf. Der Kopf eines Wolfes – des Tiers, das Romulus und Remus, die Gründer Roms, gesäugt hatte – auf das Schwert eines Gladiators gespießt, das war eine offensichtliche Herausforderung Roms. Das hatte Lupus gesagt. Caesar würde das sicher auch begreifen, selbst wenn er den genauen Ursprung des Symbols nicht kannte. Marcus war übel vor Angst, als er den Flur entlang zu den Quartieren der Sklaven ging.
Lupus war nicht da, und Marcus war erleichtert, mit seinen Gedanken allein zu sein. Er legte sich auf seinen Schlafsack und starrte zur Decke. Nun, da er ruhte, machten sich die Schmerzen seiner Wunden bemerkbar, und besonders das Pochen in seinem Knie ließ ihn zusammenzucken. Er ging noch einmal die Geschehnisse des vorigen Abends durch, die Todesangst, man könnte ihn fangen und foltern, um an Informationen zu kommen. Er war so dankbar gewesen, wieder in Caesars Haus in Sicherheit zu sein, aber nun hatte Caesar das Zeichen des Spartakus gesehen und ihn daran erinnert, dass auch diese Sicherheit eine Illusion war. Sobald Caesar wieder einfiel, was das Zeichen bedeutete, würde er Marcus’ Verbindung zu seinem eingeschworenen Feind sehen. Dann würde es keine Belohnung für Marcus geben. Er und seine Mutter würden beide getötet werden.
Er hörte leise Schritte und blickte zur Tür. Portia stand auf der Schwelle, und ihr Gesicht wurde aschfahl, als sie zu ihm hinunterblickte.
»Bei allen Göttern, Marcus. Was haben sie mit dir angestellt?«
Marcus langte nach der zerschlissenen Decke neben seinem Schlafsack und zog sie sich über den Körper. »Es geht mir gut, Herrin. Ich bin nur müde.«
»Wo bist du gewesen? Festus hat gesagt, dass du etwas für meinen Onkel erledigt hast.« Ihre Augen wurden schmaler. »Hat man dich wegen irgendetwas verprügelt? War es Flaccus? Sag es mir und ich knöpfe ihn mir vor.«
»Nein, Herrin. Ich bin einfach hingefallen.«
»Einfach?« Portia zog eine Augenbraue in die Höhe. »Bloß einmal?«
Marcus lachte und zuckte dann vor Schmerzen zusammen.
Portia trat näher und ging neben ihm in die Hocke, legte vorsichtig ihre Finger an seine Schulter. »Du hast Schmerzen. Ich sollte nach dem Arzt meines Onkels schicken.«
»Nein. Ich brauche nichts außer Ruhe«, erwiderte Marcus. »Du solltest gar nicht hier sein, Herrin. Wenn man dich hier fände …«
»Ich würde denen sagen, dass ich mich nach der Gesundheit meines Leibwächters erkundige. Eine völlig unschuldige Nachfrage.« Sie lächelte. »Und nenn mich bitte nicht ›Herrin‹. Wir sind allein – wahrscheinlich zum letzten Mal. Ich heirate den Neffen von Pompeius, sobald diese Angelegenheit im Senat vorbei ist. Onkel plant in wenigen Tagen ein Fest, um seinen Erfolg und meine Hochzeit zu feiern.«
»So bald? Ich dachte, die Hochzeit sollte im Spätsommer sein?«
»Das stimmt. Pompeius hat darum gebeten, sie vorzuverlegen. Onkel glaubt, dass er sicher sein will, dass der Pakt zwischen ihnen fest ist.«
Das ist ein herber Schlag, dachte Marcus. »Und was ist mit unseren Plänen, dass du mich als deinen Leibwächter mitnimmst?«
Sie schüttelte traurig den Kopf. »Mein Onkel lässt dich nicht gehen.«
»Du hast ihn gefragt?«
»Ja. Er meinte, du wärst für ihn viel zu wertvoll.« Sie lächelte gezwungen. »Es scheint, dass ich nicht die Einzige bin, die eine sehr hohe Meinung von dir hat.«
Marcus seufzte. Es war, wie er es sich gedacht hatte – es hing nun alles davon ab, dass er Caesars Gunst gewann. Und Portias Freundschaft würde ihm fehlen.
Portias Unterlippe bebte. »Es sieht so aus, als müsste ich mich von allem verabschieden, was ich je gekannt habe, und von dir auch. Ich schulde dir etwas, das ich dir niemals zurückzahlen kann. Du hast mir das Leben gerettet.«
»Ich habe unser beider Leben gerettet.« Marcus lächelte zurück.
Sie schaute ihn einen Augenblick lang an, dann neigte sie sich vor und küsste ihn. »Ich werde dich nie vergessen, Marcus.«
Marcus hob die Hand, um sie zum Schweigen zu bringen. »Ich dich auch nicht. Auf Wiedersehen, Portia.«
Sie lächelte, wandte sich dann ab und verließ das Zimmer. Marcus hörte, wie ihre Schritte verklangen, und dann war das Haus wieder ganz still. Nur das Geräusch anderer Sklaven, die sich unterhielten, während sie im Garten arbeiteten, drang über das schwache Summen der Stadt an Marcus’ Ohr. Er starrte an
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