Marcus Gladiator 02 - Strassenkämpfer
sicher, dass du das wirklich gehört hast?«, fragte Caesar. Marcus stand neben dem Küchentisch, nur mit einem Lendenschurz bekleidet, während Festus seine Wunden säuberte. Marcus war selbst überrascht gewesen, als er seine zerfetzte Tunika ausgezogen und das volle Ausmaß der Verletzungen gesehen hatte, die er während seiner Flucht erlitten hatte. An seinem Knie war eine besonders schlimme, tiefe Platzwunde, die eine hässliche Narbe hinterlassen würde. Er hatte seine Tunika nicht vor allen anderen ausziehen wollen, aber Festus hatte ihm keine Wahl gelassen. Zumindest war seine Schulter vom Raum abgewandt. Marcus betete, dass der Schmutz, den Lupus in seine Haut gerieben hatte, sein Brandzeichen noch verdeckte.
»Ja, Herr«, erwiderte Marcus. »Ich irre mich nicht. Sie haben vor, Euch zu töten, sobald Ihr verkündet habt, dass die Senatoren einen Schwur auf die Einhaltung des neuen Gesetzes leisten müssen.«
»Und du bist sicher, dass es Bibulus war, den du bei Milo gesehen hast?«
»Es war Bibulus.«
»Und der andere Mann? Er hat dir sein Gesicht nie gezeigt?«
»Kein einziges Mal, Herr. Aber seine Stimme kam mir bekannt vor.«
»Hmmm.« Caesar strich sich nachdenklich über das Kinn. »Das ist ein ziemlich interessantes Ergebnis. Es gibt eine Handvoll Männer, von denen ich vermute, dass sie mich töten lassen wollen, aber Bibulus hat bisher nicht zu ihnen gehört. Ihm fehlt der Mumm dafür. Ich dachte, er wäre wie Cato, nichts als heiße Luft und hehre Prinzipien. Jetzt scheint es, dass er doch einen rücksichtsloseren Charakter hat. Ich frage mich, wer ihn dazu überredet hat?«
Nach einem Klopfen an der Tür kam Flaccus in die Küche. Er schaute überrascht, als er die Wunden sah, die Marcus’ ganzen Körper übersäten.
»Was ist?«, fragte Caesar.
»Publius Clodius wartet im Atrium, Herr. Er sagt, Ihr habt nach ihm geschickt.«
Das war das Erste, was Caesar getan hatte, nachdem Marcus kurz nach Tagesanbruch zurückgekehrt war.
»Das stimmt. Bring ihn herein.«
»Möchtet Ihr ihn in Eurem Arbeitszimmer empfangen, Herr?«
»Nein, schickt ihn hierher.«
Flaccus schaute sich in der Küche um, ehe er den Kopf neigte und in missbilligendem Ton antwortete: »Wie Ihr meint, Herr.«
Er entfernte sich und kehrte wenig später mit Clodius zurück. Der junge Aristokrat schüttelte Caesar die Hand, ehe er Marcus seine Aufmerksamkeit zuwandte.
»Schau, schau, der Spion ist wieder da. Und so schnell. Ich nehme an, dass es ein Misserfolg war.«
Bevor Marcus antworten konnte, fiel Caesar ein. »Keineswegs. Der junge Marcus hier hat sehr viel herausgefunden, ehe man ihn entdeckt hat und er fliehen musste. Wir kennen jetzt die Pläne des Feindes im Einzelnen.«
»Oh?« Clodius schaute Marcus an. »Nun, du hast offensichtlich verborgene Talente, junger Gladiator. Du hast Männerarbeit geleistet. Ich gratuliere.«
Marcus spürte, wie sein Herz vor Stolz anschwoll, und neigte dankbar den Kopf.
Clodius wandte sich Caesar zu. »Was haben sie also vor?«
Sobald Caesar den Plan kurz umrissen hatte, überlegte Clodius eine Weile. Dann antwortete er: »Ihr könnt eindeutig nicht in den Senat gehen, wenn ein Mörder so nah ist. Ihr müsst die Abstimmung über die Ergänzung des Gesetzes verschieben, bis die Gefahr vorüber ist. Ich habe immer gedacht, dass Ihr einen Schritt zu weit gegangen seid, als Ihr darauf beharrt habt, die Senatoren zum Eid für ein unumstößliches Landgesetz zu zwingen. Ihr wisst, wie reizbar sie sind, wenn es so aussieht, als hätte ein Einzelner zu viel Macht.«
»Und Ihr könnt Euch vorstellen, wie reizbar ich bin, wenn die Politik so tief sinkt, dass sie Mord als Mittel wählt. Insbesondere, wenn ich ermordet werden soll«, erwiderte Caesar.
»Genau«, sagte Clodius mit einem Kichern. »Was gedenkt Ihr also zu tun?«
»Ich werde ihnen nicht zeigen, dass ich mich fürchte. Das würde sie nur selbstbewusster machen. Es geht also alles wie geplant weiter. Ich gehe in den Senat und lege den Senatoren meine Ergänzung zum Gesetz vor.«
Festus hörte auf, den Schmutz aus Marcus’ Wunden zu tupfen. »Nein, Herr. Warum solltet Ihr Euch dem Messer des Mörders in den Weg werfen? Ihr könnt das Risiko nicht auf Euch nehmen.«
»Jedes Leben, das lebenswert ist, ist eine riskante Angelegenheit, mein lieber Festus. Aber ich nehme deine Ansicht zur Kenntnis, und ich habe fest vor, die Gefahr, der ich mich aussetze, so gering wie möglich zu halten. Zunächst einmal lasse ich mich von
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