Marcus Gladiator - Aufstand in Rom (German Edition)
unbedingt den neuen Sklavenaufstand rasch unterdrücken, damit er sich anschließend in Gallien Ruhm und Ehre erwerben konnte. Trotz seiner Bedenken gegen seinen früheren Besitzer wusste Marcus, dass Caesar stets diejenigen belohnte, die ihm gute Dienste leisteten. Marcus’ Sieg im Kampf gegen Ferax vor dem Senatshaus hatte Caesar berühmter gemachtund ihn in die Lage versetzt, neue Gesetze zu verabschieden, die das Leben der gewöhnlichen Römer verbesserten und einige Spannungen verminderten, die einen neuen Bürgerkrieg hätten heraufbeschwören können. Marcus hatte die Absicht, Caesar an sein Versprechen zu erinnern, er würde ihm als Gegenleistung helfen, Marcus’ Mutter aus der Sklaverei zu befreien. Deswegen blieb Marcus an Caesars Seite.
Marcus ritt mit Lupus im hinteren Teil der Kolonne. Er war auf einem Bauernhof aufgewachsen und hatte schon früh reiten gelernt. Lupus dagegen war ein schlechter Reiter. Er klammerte sich an die Zügel und lehnte sich nach vorn an den Sattelknauf, als fürchtete er, jeden Augenblick herunterzufallen.
»Sitz gerade«, riet ihm Marcus. »Der Sattelknauf hält dich schon an der richtigen Stelle. Wenn wir traben oder galoppieren müssen, klammere dich mit Oberschenkeln und Füßen an das Pferd und halte dich gut fest.«
Lupus warf ihm einen ärgerlichen Blick zu. »Du hast gut reden.«
»Aber du bist doch sicher schon mal geritten?«
»Oh ja. Ein paar Mal auf dem Maultier des Kochs und letztes Jahr auf ein paar Pferden auf dem Landgut des Herrn. Aber das ist alles.«
»Verstehe.« Marcus holte tief Luft, um seine Enttäuschung zu überspielen. »Nun, du kannst es sicher schon bald besser.«
»Danke für die Ermutigung«, antwortete Lupus knapp, ehe er sich wieder vorlehnte und die Zügel umklammerte.
Schon bald hatte die Straße sie aus Rom herausgeführt. Als sie eine Hügelkuppe erreicht hatten, wandte sich Marcus imSattel um und schaute zurück. Graue Wolken zogen im Westen auf und überschatteten die gewaltige Stadt. Aus der Entfernung war Rom eine hässliche Ansammlung von Gebäuden, die sich unter einer schmutzigen Dunstglocke aus Holzrauch über die sieben Hügel ausbreitete. Marcus war froh, in der frischen Landluft mit ihren sauberen Düften zu sein. Rom würde ihm nicht fehlen. Außer den scheußlichen, finsteren Gassen, dem Gestank und dem ständigen Lärm waren da noch die Gefahren, die durch Straßenbanden drohten, die blutrünstigen, wankelmütigen Massen und die endlosen Intrigen und Verschwörungen der Politiker. Mit einem Zungenschnalzen trieb Marcus sein Pferd an und holte die Kolonne ein, die sich weiter in östlicher Richtung auf die schneebedeckten Hänge des Apennins zubewegte.
Bisher war der Winter ungewöhnlich kalt gewesen. Die offene Landschaft war öde, und die Laubbäume standen kahl und stumm da, wie zersplitterte Risse im bleiernen Himmel. Nach den häufigen Regenschauern und einem vorüberziehenden Unwetter stand das Wasser auf den Feldern, und in den Rillen und Mulden der Straße hatten sich Pfützen gebildet. Zunächst lagen an der Straße noch viele Bauernhöfe und Dörfer, deren Einwohner gut davon lebten, ihre Ernte, das Obst und Fleisch auf den Märkten Roms zu verkaufen. Doch im Laufe des Tages waren immer weniger Gebäude zu sehen, und der Trupp ritt durch unberührte Wälder, zwischen denen ab und zu kleinere Höfe und vereinzelte ländliche Siedlungen lagen, die man kaum als Dörfer bezeichnen konnte. Die rotbackigen Einwohner, die draußen Feuerholz hackten oder ihren Tieren Winterfutter brachten, hielten inne, schauten den vorbeiziehenden Reitern neugierig, manchmal misstrauisch nach und machten dann mit den ewig gleichbleibenden Arbeiten ihres Landlebens weiter.
Nach einer kurzen Ruhepause zu Mittag machten sie sich wieder auf den Weg. Die Straße erreichte gerade die ersten Ausläufer der Berge, die wie ein Rückgrat durch Italia verliefen, als die Wolken den Himmel über ihnen verdüsterten und die ersten Regentropfen fielen. Die Reiter rafften ihre Umhänge enger um sich und zogen sich die Kapuzen über, als die Tropfen auf die Straße platschten. Marcus hoffte, dass es nur ein Schauer sein würde, doch der Regen hörte nicht auf und wurde sogar noch stärker. Obwohl man den Stoff der Umhänge mit Tierfett eingerieben hatte, um sie wasserdicht zu machen, waren die Reiter schon bald völlig durchnässt. Die Luft war ohnehin schon kalt, und nun machte der Wind sie noch eisiger.
Marcus konnte es nicht verhindern, dass er
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