Marcus Gladiator - Aufstand in Rom (German Edition)
Letzte. Was ist los?«
»Selbst wenn ich es wüsste, würde ich es nicht ausgerechnet dir sagen, du großer Ochse! Du wirst es schon noch früh genug erfahren.« Mandracus legte Lupus eine Hand auf die Schulter und geleitete ihn in den Hohlweg. »Inzwischen macht euch lieber wieder an euren Dienst.«
Die Wachen traten zur Seite, und die kleine Kolonne von Rebellen zog vorwärts. Die Luft war kalt und feucht von der Gischt des Wasserfalls. Lupus schauderte, als er vorsichtig vorwärtsschritt. Obwohl man den Pfad so weit freigeräumt hatte, dass ein Pferd durchkonnte, war das Gelände doch uneben und der Weg schlängelte sich mal hierhin und mal dorthin durch die Schlucht. Über ihnen war der graue Himmel nur als schmaler Streifen zwischen den Felsen und den Zweigen verkrüppelter Büsche zu sehen, die aus den Felsspalten wuchsen. Nach etwa einer Viertelmeile wichen die Felswände zu beiden Seiten allmählich ein wenig zurück und es schienmehr Licht in den Hohlweg hinein. Nach der letzten Biegung des Pfades eröffnete sich Lupus ein erster Blick auf das Rebellenlager, und er blieb stehen, um verdutzt die Luft anzuhalten.
Vor ihm führte der Pfad einen sanften Abhang hinunter in ein kleines Tal, das anscheinend zu allen Seiten von Klippen und Felsen begrenzt war. Vom fernen Ende floss ein Bach über den Talboden, ehe er unter der Erde verschwand und wohl in Richtung des Wasserfalls weiterströmte. Aber seinen Augen bot sich ein noch viel bemerkenswerterer Anblick: Vor ihm lag ein riesiges Lager aus Zelten und fest gebauten Unterkünften. Dazwischen befanden sich Pferche für Tiere und verschiedene größere Gebäude. Bei einem, das ihm am nächsten war, waren die Türen weit geöffnet, und Lupus sah, wie ein Mann an eine Menschenschlange Schüsseln voller Getreide austeilte. Mitten im Tal stand eine große, runde Hütte, die von einem offenen, mit einem Palisadenzaun umgrenzten Gelände umgeben war. Rings auf dem Gelände waren noch kleinere runde Hütten verteilt.
»Hier müssen ja Tausende leben«, sagte Lupus. »Zehntausende!«
Mandracus musste über den ehrfürchtigen Ausdruck des Jungen lächeln. »Das stimmt. Wir sind eine ganze Armee. Wir warten nur auf den Tag, an dem wir uns wieder erheben und das Werk vollenden, das Spartakus begonnen hat.« Er deutete auf die größte Hütte. »Komm, da finden wir Brixus.«
Er führte seine Männer ins Tal hinunter. Lupus folgte ihm, und seine Augen wanderten hin und her, während er alle Einzelheiten des geheimen Rebellenlagers in sich aufnahm. Rings um ihn herum wirkten die Hänge des Tals uneinnehmbar. Außer dem schmalen Hohlweg, durch den sie gekommen waren, schien es keinen Zugang zu geben. Ein perfektes Versteck, überlegte er. Kein Wunder, dass es den Sklaven gelungen war, den römischen Truppen auszuweichen, die man auf die Jagd nach ihnen geschickt hatte. Die Römer konnten auf keinen Fall ahnen, dass ein so mächtiger Feind täglich an Stärke zunahm und sich auf einen Angriff vorbereitete.
Lupus verspürte kurz Sorge um Caesar und Marcus. Die rechneten mit weit verstreuten Banden zerlumpter Räuber. Sie konnten unmöglich wissen, was sie erwartete, wenn sie zur Schlacht in die Berge marschierten.
XIII
Der Januar näherte sich seinem Ende und der Winter packte das Gebirge mit eisigem Griff. Beißende Regenstürme peitschten über die Ausläufer der Berge und brachten oft Hagel mit, der auf die Männer in Caesars Kolonne niederprasselte, die auf Mutina zumarschierten. Die Stadt sollte ihnen als Ausgangspunkt dienen. Die Kavallerie patrouillierte weiter oben in den Bergen jenseits der Marschlinie und versuchte, dort Informationen über die Aufenthaltsorte und Anzahl der Rebellen zu bekommen. Wenn die Reiter wiederkehrten, brachten sie Berichte mit von wilden Schneestürmen, die durch die Bergpässe fegten, und von dicken Eisschichten, die sich überall auf den Straßen und Wegen bildeten. Man hatte Boten in die Städte entlang der Straße vorausgeschickt, die den Befehl übermittelten, dass die Einwohner Caesars Truppen Lebensmittel und Unterkunft zur Verfügung zu stellen hätten, während man weitere Vorräte in Mutina lagerte.
Marcus, der mit dem Stab des Hauptquartiers ritt, hatte noch nie zuvor solche Witterungsbedingungen erlebt. Er hatte sorgfältig darauf geachtet, einen Umhang auszuwählen, der frisch mit Tierfett imprägniert und so wasserdicht wie möglich war. Trotzdem drang der kalte Regen, den ein eisiger Wind vor sich hertrieb, schon bald
Weitere Kostenlose Bücher