Marcus Gladiator - Aufstand in Rom (German Edition)
durch den Stoff und durchnässte ihn bis auf die Haut. Marcus hatte auch ein Paar lederne Fäustlinge mitgenommen, die ebenfalls schnell ein Opfer des schrecklichen Wetters wurden. Nun folgte er mit grimmiger Miene den anderen Reitern und ihrem Befehlshaber nach.
Caesar hatte unter den gleichen Unannehmlichkeiten zu leiden wie seine Männer, schien aber die Kälte nicht zu spüren. Ab und zu ließ er einige Offiziere an seine Seite kommen und unterhielt sich fröhlich mit ihnen. Manchmal über die Ereignisse im fernen Rom, doch weit öfter über die ruhmreiche Zukunft, die sie alle in Gallien erwartete, sobald sie die Rebellen niedergeschlagen hatten. Er hatte sogar einige Augenblicke für Marcus übrig und unterhielt sich mit ihm über seine Laufbahn in der Arena.
»Ich habe beschlossen, dass du als Retiarius kämpfen sollst«, verkündete Caesar, als einmal eine kleine Pause zwischen zwei Regenschauern eingetreten war. Der Himmel war klar und hell und der Wind hatte sich gelegt. Über den Bergen waren aber bereits wieder neue Wolken zu sehen, die nur darauf warteten, die Hänge hinunterzurollen und die Männer unten auf der Straße mit neuen Schauern zu überziehen. Marcus hatte seine Kapuze zurückgeschlagen und genoss die warme Sonne auf seiner Haut und seinem nassen Haar.
»Du hast den Körperbau eines Netzkämpfers«, fuhr Caesar fort. »Schmal, aber stark, und du bewegst dich sehr schnell und elegant. Ich habe das gleich gesehen, als du damals in Rom gegen Ferax gekämpft hast. Natürlich kann sich alles ändern. Manche Jungen, die in der Jugend dünn sind, setzen späterjede Menge Muskeln an. Wenn das bei dir so ist, muss ich noch einmal überlegen, was die beste Kampfart für dich ist. Mit einem massigeren Körperbau wäre es vielleicht besser, als Thraker oder Samnit zu kämpfen. Aber wir wollen doch hoffen, dass dein Körperbau so bleibt wie jetzt. Ich möchte mir nur ungern vorstellen, dass du schwerfällig durch die Arena trampelst, anstatt der Menge mit deiner Geschwindigkeit ein packendes Schauspiel zu bieten.«
»Ja, Herr«, antwortete Marcus, der sich sehr bemühte, das Bibbern zu unterdrücken, das seinen ganzen Körper erfasst hatte. Er fror, und er war zu müde, als dass er Bitterkeit darüber verspürt hätte, dass sein früherer Besitzer so über sein Schicksal entschied.
Außerdem war er in Gedanken mit der Tatsache beschäftigt, dass Decimus mit dem Tross ritt. Marcus hatte ihn nur bei wenigen Gelegenheiten gesehen, seit sie Ariminum verlassen hatten, und er konnte das Verlangen nicht unterdrücken, sich an dem Mann zu rächen. Während der langen Tage zu Pferd hatte er sich an alles erinnert, was er außer dem Leid seiner unmittelbaren Familie zu rächen hatte. Aristides, ein Sklave, der Marcus beinahe wie ein Großvater gewesen war, war auch von dem Geldverleiher ermordet worden. Selbst Zerberus, den Hund, den Marcus von einem grausamen Händler gerettet und zu einem treuen Gefährten erzogen hatte, hatten Decimus’ Leute zu Tode geprügelt, als sie den Bauernhof überfielen. Es würde nicht reichen, den Mann einfach nur umzubringen, beschloss Marcus. Er musste leiden, so, wie seine Opfer gelitten hatten.
»Du hörst mir gar nicht zu, stimmt’s?«, fragte Caesar.
Marcus verbannte sofort jeden Gedanken an Decimus und versuchte sich krampfhaft daran zu erinnern, was Caesar gerade gesagt hatte. Vage war ihm noch ein Kommentar über das Schicksal eines berühmten Retiarius im Gedächtnis, der sich während Sullas Diktatur ein Vermögen erworben hatte. Er räusperte sich.
»Ja, Herr. Es wäre schön, sehr viel Geld zu verdienen.«
Caesar starrte ihn langmütig an. »Marcus, das war vor einer ganzen Weile, ehe ich mit dir über deine Ausbildung geredet habe. Du hörst gar nicht zu.«
Marcus senkte die Augen. »Tut mir leid, Herr. Ich bin müde. Meine Gedanken sind abgeschweift.«
»Abgeschweift, was? Du grübelst wieder über Decimus nach, nicht?«
Marcus überlegte, ob er das abstreiten sollte, wollte aber nicht noch einmal riskieren, von Caesar durchschaut zu werden, also nickte er. »Ich kann einfach nicht aufhören, an ihn zu denken. Und an das, was er meiner Familie und meinen Freunden angetan hat. Es tut mir leid, Herr, aber es frisst mich von innen auf, zu wissen, dass er so nah ist und ich nichts machen kann.«
»Alles zu seiner Zeit, Marcus«, mahnte ihn Caesar. »Du brauchst meine Erlaubnis, ehe du etwas unternimmst. Im Augenblick dient es meinen Absichten, Decimus nah bei
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