Marcus Gladiator - Aufstand in Rom (German Edition)
Toren der Stadt. Ein Hirte hatte am vergangenen Tag seine Herde in die Stadt getrieben und behauptet, er hätte eine Gruppe von Rebellen gesehen, kaum mehr als hundert, die sich zu Fuß auf eine Villa im Tal zubewegten, die etwa zehn Meilen von der Stadt entfernt lag. Caesar befahl Marcus, die Einzelheiten aufzuschreiben, während er geduldig zuhörte und dann Flavius versicherte, diese Bedrohung würde nun schon bald ein Ende haben.
Am folgenden Morgen wurde es kälter und begann zu schneien. Eine weiße Decke legte sich über die Ziegeldächer der Stadt. Schnee wehte über die Pfade, die weiter hinauf in die Berge führten. Caesar musterte die Wege mit ärgerlicher Miene, ehe er kehrtmachte und seinen engsten Vertrauten Befehle gab.
»Wir nehmen die Kavallerie und reiten weiter. Der Rest der Kolonne kann folgen, so gut es geht. Ich will unbedingt die Rebellen einholen, die der Hirte gesehen hat. Wenn wir die gefangen nehmen, können sie uns nützliche Informationen über Brixus geben. Mit etwas Glück erfahren wir sogar, wo er sich aufhält.«
Festus blies die Backen auf und räusperte sich. »Ist das wirklich klug, Herr?«
»Klug?«, fragte Caesar tonlos, aber Marcus konnte das gefährliche Glitzern in seinen Augen sehen, das erste Anzeichen eines seiner Wutausbrüche. »Warum sollte das nicht klug sein, Festus?«
»Herr, es würde bedeuten, dass wir die Streitkraft noch einmal aufteilen.«
»Ich habe mehr als genug berittene Männer, um es mit hundert Rebellen aufzunehmen. Außerdem halten uns die Infanterie und die Wagen nur auf. Wenn wir zusammenbleiben, entkommt uns der Feind. Das lasse ich auf keinen Fall zu. Mein Entschluss steht fest. Gebt den Befehl an die Anführer der Kohorten weiter. Inzwischen soll die Kavallerie aufbrechen, sobald sie bereit ist.«
Festus verneigte sich. »Ja, Herr.«
Als der Befehlshaber seiner Leibwache sich entfernte, um die Befehle weiterzugeben, wandte sich Caesar an Marcus.
»Die Jagd geht los, was, Marcus?«
Marcus nickte trotz seiner Zweifel. Er teilte Festus’ Meinung. Caesar ging ein großes Risiko ein. Aber offensichtlich würde er seine Meinung nicht mehr ändern.
»Wenn Fortuna uns hold ist«, fuhr Caesar fort und rieb sichdie Hände, um sie zu wärmen, »dann entdecken wir vielleicht bis heute Abend Brixus’ Versteck. Wir finden Brixus und vernichten ihn und sein Gesindel endgültig, und damit nehmen wir allen, die ihm folgen wollen, den Mut. Nur so lernen die Sklaven ihre Lektion. Niemand widersetzt sich Rom. Dann bin ich frei und kann meine Aufmerksamkeit den Galliern zuwenden.«
»Ja, Herr. Und ich kann meine Mutter suchen.«
Caesar warf ihm einen ärgerlichen Blick zu. »Natürlich. Meinst du, das hätte ich vergessen?«
Marcus wagte es nicht, ihm darauf zu antworten. Caesar wandte sich ab und rief einem Stallknecht zu, er solle ihm sein Pferd bringen.
Den ganzen Morgen lang schneite es weiter, während die Reiter dem Pfad folgten. Oft ritten sie hintereinander, um durch die Schneewehen zu kommen, die sich gebildet hatten. Zu beiden Seiten waren die Äste der Kiefern schwer vom Schnee, und das dumpfe Schlagen der Hufe erschallte gedämpft, während sie weiterritten. Dann führte um die Mittagszeit, kurz nachdem es aufgehört hatte zu schneien, der Pfad in ein kleines Tal hinunter.
Plötzlich waren Schreie von einem der Männer zu hören, die als Späher vorausgeritten waren. Marcus und die anderen schauten erwartungsvoll auf den Reiter, der zu ihnen zurückgaloppiert kam. Er brachte sein Pferd so abrupt zum Stehen, dass der Schnee nur so stiebte. Er machte eine ausladende Armbewegung.
»Da vorn ist ein Feuer, Herr!«
»Ein Feuer?« Caesar packte die Zügel fester. »Dann haben wir sie vielleicht eingeholt! Los!«
Er trieb sein Pferd an, und auch die restliche Kolonne kam allmählich in Bewegung. Die Pferde donnerten über den Pfad und prusteten dampfenden Atem aus geweiteten Nüstern. Jeder Gedanke an die Kälte war aus Marcus’ Kopf verschwunden. Er spornte sein Pferd an, um mit Festus und Caesar Schritt zu halten. Die anderen Leibwachen und Stabsoffiziere galoppierten hinterher, gefolgt von der Kavallerie.
Vor ihnen warteten die anderen Späher auf einer kleinen Anhöhe, die einen Blick über das Tal bot. Als sie den Grat erreichten, konnte Marcus sehen, dass die Bäume zu beiden Seiten zurückwichen und sich vor ihnen zwischen den Bergen offenes Gelände erstreckte. Uralte, gemauerte Pferche zeigten, dass man das Land schon seit langer Zeit
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