Marcus Gladiator - Aufstand in Rom (German Edition)
Hinterhalt zu sichern. Hinter ihnen folgten der General und seine Offiziere und Leibwachen sowie die Infanterie, in Reihen von je vier Legionären, alle mit dem Joch auf den gepolsterten Schultern. Nach der Infanterie kam ein kleiner Tross mit Getreidevorräten für einige Tage und den Zelten der Soldaten,die ihnen ein wenig Schutz vor den eiskalten Temperaturen in den Bergen bieten sollten. Mit ihnen holperte der Wagen des Decimus, der nebenherritt. Ganz am Ende der Kolonne marschierte eine Kohorte von Legionären als Nachhut.
Als die Kolonne die rauchenden Überreste der Villa hinter sich ließ, verstärkten sich Marcus’ ungute Vorahnungen. Er bezweifelte, dass Caesars Plan weise war. Da er nur wenig über die Stärke des Feindes wusste, war es nicht sinnvoll, mit einer so kleinen Streitmacht aufzubrechen und sie dann auch noch aufzuteilen.
Auch die Wahrheit über seinen Vater bereitete ihm Sorgen. Es schien ihm, als ermutigte ihn eine leise Stimme ständig dazu, die Herausforderung anzunehmen: so zu leben, dass sein Vater Spartakus stolz auf ihn wäre. Dieselbe Stimme erinnerte ihn ständig an die Übel der Sklaverei und daran, dass jeder, der einmal begriffen hatte, wie ungerecht all das war, die Pflicht hatte, gegen diejenigen aufzustehen und zu kämpfen, die andere zu Sklaven machten. Das hieß, dass er gegen das Römische Reich selbst und all seine Diener kämpfen musste. Besonders gegen Männer wie Caesar.
Und doch wusste Marcus, dass ein derartiger Kampf nicht einfach sein würde. Er erinnerte sich an die Geschichten, die ihm Titus erzählt hatte, als er noch ein kleiner Junge war. Titus hatte gegen die Gallier, die Parther und andere Barbaren gekämpft, und die lebhaften Beschreibungen der Gräueltaten dieser Gegner hatten Marcus das Blut in den Adern gerinnen lassen. Diese Geschichten hatten Marcus auch davon überzeugt, dass es auf der Welt schlimmere Menschen als die Römer gab. Aber es musste einen Mittelweg zwischen den Traditionen der Römer und denjenigen geben, die die Sklaverei beenden wollten. Oder waren das nur Wunschträume eines kleinen Jungen? Doch nun ritt er Seite an Seite mit Männern, die Menschen zur Strecke bringen und töten wollten, die gegen die Sklaverei waren. Einerseits glaubte Marcus, dass er auf der falschen Seite stand. Dass er die Gelegenheit ergreifen, weglaufen und sich Brixus und seinen Männern anschließen sollte. Andererseits erinnerte er sich an seine Mutter. Die beste Überlebenschance für sie war immer noch, dass Caesar Marcus half, sie zu finden und zu befreien. Mit einem bleiernen Gefühl im Herzen wusste Marcus, dass er in der Falle saß. Er musste an Caesars Seite bleiben und dem römischen General dienen, bis seine Mutter in Sicherheit war. Danach konnte er endlich frei über seine eigene Zukunft entscheiden.
Die Kolonne marschierte weiter in die Berge. Die Straße wurde schon bald zu einem schmalen Weg, der zu beiden Seiten von Kiefern gesäumt und in Nebel und Wolken gehüllt war. Der graue Himmel wurde allmählich immer dunkler und es fielen häufig Regenschauer. Marcus kauerte sich mit hochgezogenen Schultern in den Sattel und träumte davon, in Portias Haus in Ariminum vor einem Feuer zu sitzen, sobald der Feldzug vorüber war. Dort würde er ihr zusammen mit Festus und Caesar von ihren Erlebnissen berichten und vielleicht würde sie Marcus insgeheim einen verschwörerischen Blick zuwerfen.
Kaum war ihm dieser Gedanke gekommen, da verbannte Marcus ihn auch schon. Er durfte sich nicht erlauben, so an Portia zu denken. Sie durfte niemals mehr als eine Freundin sein, und das auch nur, wenn sie allein waren, verborgen vorden Augen aller, die den Gedanken an eine Freundschaft zwischen ihnen verabscheuen würden.
Als auf den Regen Graupeln und Schnee folgten, zog die Kolonne an den Überresten einiger kleiner Villen vorüber, die die Rebellen überfallen hatten. Es waren nur Ruinen übrig, und Marcus spürte, wie ringsum in den Männern die Wut aufstieg. Wenn die Zeit für ein Gefecht gekommen war, würden sie wenig Erbarmen zeigen.
Am Ende des ersten Tages erreichte die Kolonne ein Städtchen, das auf einem Felsen oberhalb eines kleinen Flusses lag. Während die Männer auf dem freien Gelände außerhalb der Stadtmauern ihre Zelte aufschlugen, fanden Caesar und sein Gefolge eine Unterkunft im Haus eines reichen Maultierzüchters. Publius Flavius berichtete seinen Gästen bitter über die ständigen Überfälle auf die Bauernhöfe und Dörfer vor den
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