Marcus Gladiator - Aufstand in Rom (German Edition)
nahm die Zügel in die Hand. »Es scheint, ein letzter Rebell bleibt noch. Folgt mir.«
Das geheime Tal lag still und stumm da. Verlassene Hütten und Unterstände standen zu beiden Seiten des Weges. Caesar und seine Gruppe blickten sich misstrauisch um, erwarteten jeden Augenblick einen Hinterhalt. Als sie die kleine Anhöhe erreicht hatten, von der aus man die Mitte des Tals überblicken konnte, kamen die großen Hütten von Brixus’ Gelände in Sicht. Sofort sah Marcus, dass aus dem größten Gebäude ein dünner Rauchfaden aufstieg. Ein roter Schein glühte im Strohdach. Dann brach eine Flamme züngelnd durch das Dach und breitete sich rasch aus.
»Ich will ihn lebendig haben!«, schrie Caesar und gab seinem Pferd die Sporen. Seine Männer galoppierten hinter ihm her. Als sie die Hütte erreicht hatten, tobte das Feuer bereits in der ganzen Hütte, und die Luft war mit rot glühender und schwarzer Asche erfüllt, die in der Brise wirbelte. Die Hitze der Flammen war außerordentlich groß und Marcus’ Pferd scheute mit ängstlichem Wiehern davor zurück. Einige der Offiziere sprangen aus dem Sattel und wollten sich der Hütte nähern, aber es war unmöglich.
Dann erinnerte sich Marcus an den Eingang, der auf der Rückseite des Gebäudes zu einem kleineren Verschlag führte, und trabte mit seinem Pferd um das Feuer herum, bis er diesen Anbau sehen konnte. Die Flammen hatten sich noch nicht auf dieses kleinere Gebäude ausgeweitet, und so glitt Marcus aus dem Sattel und näherte sich dem Eingang, den Arm zum Schutz gegen die Hitze vor das Gesicht gehoben. Der frisch gefallene Schnee schmolz bereits rings um die Hütte herum, doch Marcus entdeckte Fußspuren, die auf die Berge am Ende des Tales zuführten.
Er machte einige Schritte zurück und schaute sich um. Bisher war ihm keiner der anderen gefolgt. Rasch warf Marcus mit den Füßen Schnee über die Spuren und verdeckte sie alle, ehe er sich abwandte.
»Marcus, was machst du da?« Festus kam um die Flammen herum auf ihn zu.
»Ich dachte, ich versuche es mal hinten«, rief Marcus zurück. »Aber es ist zu spät.«
Festus nickte. Sie standen Seite an Seite, starrten auf das atemberaubende Schauspiel des Feuers, das vor ihren Augen tobte, dessen Flammen das ganze Tal erhellten und die Wolken in einen rosigen Schein tauchten. Endlich nickte Festus nachdenklich. »Brixus hat also den Tod der Kapitulation vorgezogen … Unter den gegebenen Umständen ein guter Tod. Aber Caesar wird wütend sein.«
»Ja.« Marcus nickte. »Das wird er sein.«
»Zumindest hat er eine Art Sieg errungen. Der Aufstand ist vorbei. Das wird seine Feinde im Senat ärgern und ihm die Freiheit geben, sich mit Gallien zu beschäftigen.«
Marcus nickte gedankenverloren, während er zu den Felsen rings um das Tal hinaufschaute. Dann entdeckte er eine kaum wahrnehmbare Bewegung in den Klippen. Er strengte die Augen an, bis er sie noch einmal, ein letztes Mal sah. Es konnte ein Mensch sein, aber auf diese Entfernung war das schwer zu erkennen.
»Marcus?«
Er wandte sich wieder Festus zu.
»Was ist?« Caesars Leibwächter schaute zu den Bergen auf. »Hast du etwas gesehen?«
»Nein, nichts. Nur einen Vogel, aber der ist jetzt weggeflogen.«
XXIV
AN DER GRIECHISCHEN KÜSTE DREI MONATE SPÄTER
»Das ist Lechaion, da steuerbord am Bug.« Der Kapitän des Handelsschiffs hob den Arm und deutete auf die felsige Küste. Marcus folgte mit dem Blick dieser Bewegung und sah eine Ansammlung weißer Gebäude mit roten Ziegeldächern, die sich über die Hänge eines Berges zur See hin erstreckten.
»Bei gutem Wind sollten wir den Hafen vor Ende des Tages erreichen«, fügte der Kapitän hinzu. Dann schaute er kurz auf, um sich zu vergewissern, dass das breite Segel richtig im Wind stand, und ging wieder zum Heck zurück.
Marcus blickte weiter auf die vorüberziehende Küste des Peloponnes, während sich das Schiff im leichten Seegang des Golfs von Korinth auf und ab bewegte. Eine Handvoll Möwen folgten dem Schiff und tanzten vor dem klaren blauen Himmel um die Mastspitze. Es war ein guter Tag, um am Leben zu sein, überlegte Marcus, während ihm der Wind durch das dunkle Haar wehte und seine Lungen mit salziger Luft füllte.
Trotz der angespannten Lage nach der Kapitulation der Rebellen hatte Caesar Wort gehalten. Die Sklaven waren unversehrt zu ihren Herren zurückgebracht worden und auch für die Anführer hatte es keine schlimmen Folgen gegeben. Die ungeheure Hitze des Feuers hatte
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