Mareks Todfeind
ge...«
»Und habe ihn über Jahre hinweg nicht gesehen. Nein, nein, das spielt keine Rolle. Aber Vargas hat einen Beruf. Er macht Geschäfte, wahrscheinlich illegale.«
Auch damit hatte er den Nagel auf den Kopf getroffen. Doch selbst mir wollte nicht in den Kopf, wie jemand wie Vargas, der ja ein Vampir war, sich im Wirtschaftsleben herumtrieb und dort seinen vermutlich illegalen Geschäften nachging.
Ich sprach mit Marek darüber, als ich den Golf von der Wiese weg wieder auf die normale Straße lenkte.
Der Pfähler konnte darüber nur lachen. »Das frage ich mich auch. In diesem Land ist alles möglich. Hier kocht jeder seine eigene Suppe. Der Eiserne Vorhang ist schon lange verschwunden, aber die Menschen sind nicht besser geworden. Es gibt einfach zu viele, die ihre Freiheit ausnutzen und sich anderen gegenüber nicht so verhalten, wie es sein sollte. Eine Lösung fällt mir jedoch auch nicht ein. Ich bin da überfragt. Für mich ist Vargas ein Vampir, der Blut braucht. Ebenso wie seine Fledermäuse. Nur will ich nicht als ihre Blutbeute enden.«
»Dito.«
Frantisek fuhr fort: »Allerdings glaube ich inzwischen, dass wir genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind. Es wird etwas geschehen, John, und das nicht erst in Tagen oder Wochen, sondern in der folgenden Nacht. Davon bin ich überzeugt.«
Ich konnte nicht widersprechen und freute mich darüber, freie Fahrt zu haben. Manchmal ist man schon mit den kleinen Dingen zufrieden. Der Pfähler saß neben mir und hielt immer wieder nach den Fledermäusen Ausschau, die sich allerdings nicht blicken ließen. Dennoch waren wir davon überzeugt, dass sie nicht völlig verschwunden waren. Sie hielten sich bestimmt irgendwo versteckt und warteten auf einen günstigen Zeitpunkt zum Angriff.
»Du hast den Wagen vor dem Haus gesehen, John?«
»Nur kurz. Aber ich kenne ihn. Vargas hat Besuch von zwei Männern bekommen. Ich habe sie in der Gaststätte erlebt.« Das Thema hatten wir ja schon, aber Marek schien es stark zu berühren.
»Wird er ihr Blut trinken?«
Ich hob die Schultern. »Man weiß nichts Genaues. Wenn er mit ihnen Geschäfte macht, wäre er dumm, das zu tun. Aber man kann nie wissen. Vampire sind oft unberechenbar.«
»Wir hätten das Haus stürmen sollen.«
»Ach ja?« Ich musste grinsen. So überzeugt konnte Marek einfach nicht sein. Es wäre viel zu gefährlich gewesen. Außerdem war gerade er alles andere als fit.
Frantisek nickte versonnen. »Ich glaube, ich werde allmählich alt. Es geht nicht mehr so wie früher. Da hätten mich doch fast die Fledermäuse erwischt. Schrecklich. Vor ein paar Jahren wären sie kein Problem gewesen.«
»Das hört sich fast an, als wolltest du in Rente gehen.«
Der Pfähler wischte durch sein Gesicht. »Es hört sich zwar komisch an, aber es gab auch bei mir Zeiten, da habe ich wirklich daran gedacht, alles hinzuschmeißen. Es stand mir einfach bis zum Hals. Ich habe leider keinen Erfolg gesehen. Das ist die Schlange, bei der du einen Kopf abschlägst. Sofort wachsen zwei und mehr nach. Du schaust zu, und irgendwann stellst du dir die Frage, warum du dir das alles antust.«
»Das Problem habe ich ebenfalls.«
»Ich weiß, John. Nur bist du jünger als ich. Genau das ist der Unterschied.«
»Manchmal ist das Alter wirklich unwichtig. Es kommt darauf an, wie es im Innern aussieht.«
»Ja, und damit habe ich Probleme. Ich bin zu langsam geworden.« Er lächelte bitter vor sich hin. »Es hat mich auch nachdenklich gemacht, was mit Sarah Goldwyn geschah. Auch sie ist...«
»Moment«, warf ich ein. »Du kannst dich mit ihr nicht vergleichen, Frantisek. Sarah war älter als du und auch nicht mehr so fit. Außerdem haben wir ihr immer gesagt, sich aus einem Leben zurückzuziehen, das für sie zu gefährlich werden konnte. Sie hat es nicht getan. Sie wollte nicht hören. Als der Schwarze Tod zurückkehrte und sich als Helfer van Akkeren aufbaute, suchten sich beide eben die Schwachstelle mit dem Namen Sarah Goldwyn aus. Damit haben sie uns hart getroffen, das kann ich dir sagen.«
»Wichtig ist nur, dass ihr weitermacht!«
»Darauf kannst du dich verlassen«, erklärte ich. »Wobei ich das Gefühl habe, dass alles wieder von vorn beginnt. Wenn ich an den Schwarzen Tod denke, fühle ich mich um Jahre zurückversetzt.«
Marek berührte meinen rechten Arm. »Glaubst du denn, dass du es schaffen wirst, ihn zu vernichten? Und zwar so, dass er nicht mehr zurückkehrt?«
»Ich weiß es nicht. Wir haben uns nur
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