Mareks Todfeind
Gelände verdammt schwer. Er fluchte auch leise vor sich hin, aber dieses Fluchen blieb ihm plötzlich mitten im Hals stecken, als er ein anderes Geräusch hörte.
Hinter ihm.
Ein sattes Brausen, als wäre ein plötzlicher Windstoß als Vorbote des Unwetters über das Land gefahren.
Wind spürte er keinen.
Nur einen kalten Schauer auf dem Rücken. Der verdichtete sich noch, als er stoppte und sich drehte.
Seine Augen weiteten sich. Ein gezischter Fluch drang aus seinem Mund, denn hinter ihm und noch über dem Dach des Hauses flatterten unzählige dieser verdammten Fledermäuse...
***
Mein Gefühl war kein gutes, als ich in den Wagen mit der stickigen Luft im Innenraum stieg. Es ging nicht allein um diesen Vargas, sondern auch um dessen Besucher, die auf mich nicht eben einen positiven Eindruck gemacht hatten. Sie gehörten zu den Typen, die sich rücksichtslos alles nahmen, was sie nicht bekamen.
Der Wirt war in der offenen Tür stehen geblieben und schaute mir mit einem verlorenen Blick nach. Er sah aus, als hätte er alle Hoffnung fahren lassen. So weit war es noch nicht. Ich würde auch alles tun, damit es nicht dazu kam.
Der Abend war noch nicht eingebrochen. Wir hatten immer noch Sommer, und da waren die Tage länger. Wenn ich zum Himmel schaute, sah ich ein anderes Bild. Das Firmament sah aus, als wollte es den Menschen drohen, so düster war es geworden. Graue Wolken lagen schwer wie Bleiplatten über dem Land. Das Licht war fahl, besaß trotzdem eine gewisse Klarheit, die mich recht weit sehen ließ.
Die Straße lag noch immer wie ausgestorben vor mir.
Nichts bewegte sich. Auch Juric hatte sich wieder zurückgezogen. Vor den Fenstern und Türen hingen die Knoblauchstauden wie bleiche Zöpfe. Ich hatte die beiden Seitenfenster nach unten gekurbelt, um zumindest etwas Durchzug in der Schwüle zu erzeugen, aber von außen her drang kein Laut an meine Ohren.
Hätte es Juric nicht gegeben, ich hätte wirklich an eine Geisterstadt geglaubt.
Langsam fuhr ich an. Ich wollte den Weg nehmen, den ich auch gekommen war. Der Wirt hatte mir erklärt, wo ich abbiegen musste, um querfeldein zum Haus zu fahren.
Der alte Diesel tat seine Pflicht. Er brauchte auch keine Höchstleistungen zu bringen. Ich tuckerte langsam die Straße entlang, hielt die Augen offen und fragte mich zum wiederholten Male, warum Frantisek seinen Käfer nicht mitgenommen hatte. Möglicherweise war ihm das zu auffällig.
Die Gedanken beschäftigten mich nur nebenbei. Wichtig war die Beobachtung der Umgebung. Dabei schloss ich auch die beiden Besucher ein. Ich musste mich auf drei Gegner einstellen, denn ich ging davon aus, dass sie und Vargas zusammenhielten.
Geschäfte mit einem Vampir!
Beinahe hätte ich laut gelacht. Wie tief musste man eigentlich gesunken sein, um so zu handeln? Ich jedenfalls konnte mir keinen Menschen vorstellen, der sich darauf einließ.
Das Dorf lag hinter mir. Auf der rechten Seite sah ich noch eine halb zusammengestürzte Scheune. Ansonsten nur diese mit hohem Gras bewachsene Wiese, die sich bis zu den Hängen hinzog und auf der hin und wieder kleine Waldstücke wie natürliche Verstecke standen.
An der rechten Seite lag das Haus. Deshalb glitt mein Blick auch mehr in diese Richtung. Noch sah ich es nicht, fuhr weiter, schaute wieder hin und bremste.
Es hatte sich etwas verändert!
Hin kleines Waldstück, das zwischen Haus und Straße eine Deckung bildete und von dem mir Juric erzählt hatte, stach mir ins Auge. Das war einfach nicht zu übersehen.
Aber ich erkannte noch mehr!
Ungefähr dort, wo sich meinem Gefühl nach das Haus befinden musste, schwebte eine dichte und schwarze Wolke in der Luft, die sich allerdings veränderte, weil sie ihre Richtung wechselte.
Erste Zweifel erfassten mich. Ich glaubte nicht daran, dass es eine Wolke war. Die sah anders aus. Was sich dort gebildet hatte, bestand aus lebenden Puzzlestücken. Aus vielen schwarzen Teilen, die sich flatternd bewegten und ein Ziel hatten, das sich irgendwo auf dem Boden befinden musste, denn die »Wolke« senkte sich tiefer.
Ich suchte den Boden ab!
Schon beim ersten Hinschauen war mir alles klar. Es gab ein Ziel, und dieses war ein Mensch auf einem Fahrrad, der verzweifelt versuchte, der Wolke zu entkommen.
Frantisek Marek!
Ich dachte daran, was er mir von den Fledermäusen erzählt hatte. Genau die waren es, die ihn verfolgten und sein Blut wollten. Wie es aussah, würden sie es auch bekommen...
***
Der Pfähler verlor nicht den
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