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Margaret Mitchell

Margaret Mitchell

Titel: Margaret Mitchell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vom Winde verweht
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machst du nie einen Ackerknecht oder sonst etwas
Nützliches. Diese Sorte Mensch ist nur zur Verzierung da. Nun, glätte dein
gesträubtes Gefieder und überhöre freundlich meine Flegeleien, soweit sie den
ehrenwerten Mr. Ashley betreffen. Sonderbar, wie beharrlich solche Illusionen
auch in einem so harten Schädel wie dem deinen hätte. Wieviel Geld willst du haben,
und wofür brauchst du es?«
    Als sie
nicht antwortete, wiederholte er: »Wozu willst du es verwenden? Wenn du kannst,
sag mir die Wahrheit, das hilft dir weiter als eine Lüge. Wenn du mir etwas
vorlügst, komme ich doch dahinter, und es wäre für dich peinlich. Vergiß nie,
Scarlett, ich kann alles von dir vertragen, nur keine Lügen. Deine Abneigung
gegen mich, deine Wutausbrüche und all dein zänkisches Wesen, aber keine Lügen.
Wofür also willst du es haben?«
    Seine
Angriffe gegen Ashley hatten sie in solchen Zorn versetzt, daß sie ihm am
liebsten ins Gesicht gespien hätte. Aber die kalte Hand der nüchternen
Überlegung hielt sie zurück. Mühsam würgte sie ihren Zorn hinunter und suchte
sich eine würdevolle Haltung zu geben. Er lehnte sich in dem Stuhl zurück und
streckte die Beine zum Ofen.
    »Was mir
auf der ganzen Welt am meisten Spaß macht«, bemerkte er, »ist doch der Anblick
deiner Seelenkämpfe, wenn in dir etwas Grundsätzliches und etwas Praktisches,
wie zum Beispiel Geld, einander ins Gehege kommen. Ich weiß wohl, daß
Praktische trägt immer den Sieg davon, aber ich muß in deiner Nähe bleiben, um
zu sehen, ob nicht doch eines schönen Tages dein besseres Ich die Oberhand
gewinnt. Wenn dieser Tag kommt, packe ich meinen Koffer und verlasse Atlanta
für immer. Es gibt zu viele Frauen, bei denen das bessere Ich immerfort die
Oberhand gewinnt ... Aber zurück zum Geschäft. Wieviel und wofür?«
    »Ich weiß
nicht genau, wieviel ich brauche«, sagte sie verstimmt. »Ich möchte eine
Sägemühle kaufen und kann sie, glaube ich, billig bekommen. Dann brauche ich
zwei Leiterwagen und zwei Maultiere. Und ein Pferd und einen Einspänner für
meinen persönlichen Gebrauch.«
    »Eine
Sägemühle?«
    »Ja, und
wenn Sie mir das Geld leihen, beteilige ich Sie zur Hälfte daran.«
    »Was in
aller Welt soll ich mit einer Sägemühle anfangen?«
    »Geld
verdienen. Einen Haufen Geld können wir damit verdienen. Oder aber ich zahle
Ihnen Zinsen auf das Darlehen. Warten Sie, was ist ein guter Zinsfuß?«
    »Fünfzig
Prozent gilt als sehr gut.«
    »Fünfzig
... ach, Sie machen ja Spaß. Hören Sie auf zu lachen. Ich meine es ernst.«
    »Darum
lache ich ja gerade. Ich möchte wissen, ob außer mir jemand ahnt, was in diesem
Kopf hinter dem trügerischen süßen Gesicht vorgeht.«
    »Wer fragt
auch danach? Hören Sie zu, Rhett, ob Ihnen das nicht nach einem guten Geschäft
klingt. Frank hat mir von jemandem erzählt, der eine Sägemühle hat und sie
verkaufen will. Er hat es ziemlich eilig, zu Geld zu kommen, und will sie
billig hergeben. Viele Sägemühlen gibt es hier in der Gegend jetzt nicht, und
bei all den Neubauten könnten wir das Holz spielend loswerden. Der Mann will
bleiben und die Mühle gegen Lohn weiterführen. Frank hätte die Mühle selbst
gekauft, wenn er Geld hätte. Eigentlich hat er sie mit dem Geld kaufen wollen, das
er mir für die Steuern gegeben hat.«
    »Armer
Frank! Was wird er dazu sagen, wenn du ihm erzählst, du hast sie ihm vor der
Nase weggekauft? Und wie willst du ihm erklären, ohne deinen Ruf in Gefahr zu
bringen, daß ich dir das Geld geliehen habe?«
    Daran hatte
Scarlett noch nicht gedacht. »Nun, ich verschweige es ihm einfach.«
    »Er wird
es sich aber doch denken können, daß du es dir nicht aus den Rippen geschnitten
hast.«
    »Nun, ich
kann ihm ja sagen, daß ich Ihnen meine Diamantohrringe verkauft hätte. Das will
ich auch tun. Es ist meine - wie nennt man es? - Bürgschaft.«
    »Deine
Ohrringe will ich aber nicht haben.«
    »Aber ich
brauche sie nicht und mag sie nicht. Eigentlich gehören sie mir gar nicht.«
    »Wem
denn?«
    Ihr Geist
flog zurück zu jenem heißen Mittag über dem verlassenen Tara und zu dem Toten
im blauen Rock, der im Flur hingestreckt lag.
    »Ein
Erbstück von einem Toten. Sie gehören mir rechtmäßig. Nehmen Sie sie doch. Ich
will sie nicht haben, ich hätte lieber das Geld dafür.«
    »Herrgott«,
fuhr er ungeduldig auf. »Kannst du denn immer nur an Geld denken?«
    »Allerdings«,
erwiderte sie freimütig und blickte ihn mit harten grünen Augen an. »Hätten Sie
erlebt, was

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