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Margaret Mitchell

Margaret Mitchell

Titel: Margaret Mitchell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vom Winde verweht
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sagte
Frank.
    »Nur ein
einziges Mal. Einen Stalljungen, der nach einem Jagdtag das Pferd nicht
abgerieben hatte. Aber das kann man gar nicht vergleichen. Freie Neger sind
etwas anderes, denen bekäme es ganz ausgezeichnet, wenn sie einmal tüchtig
ausgepeitscht würden.«
    Frank war
nicht nur über die Ansichten und Pläne seiner Frau entgeistert, sondern über
die ganze Veränderung, die in den paar Monaten seit der Hochzeit mit ihr
vorgegangen war. Dies war nicht das sanfte, süße frauliche Geschöpf, das er
geheiratet hatte. In seiner kurzen Freierszeit hatte er gemeint, nie habe sich
eine Frau so reizend weiblich, so unwissend, schüchtern und hilflos angestellt.
Nun trat sie dem Leben überall männlich entgegen. Trotz ihrer Rosenwangen,
ihrer Grübchen und ihrem hübschen Lächeln sprach und handelte sie wie ein Mann.
Ihre Stimme klang schroff und entschieden. Sie faßte rasch und ohne
mädchenhaftes Zagen ihre Entschlüsse. Sie wußte, was sie wollte, und suchte es
auf dem kürzesten Wege wie ein Mann durchzusetzen, nicht aber auf den versteckten
Umwegen, die der Frau eigen sind. Wohl hatte Frank auch schon früher
herrschsüchtige Frauen gekannt. Atlanta hatte, wie alle Städte des Südens, ein
gut Teil Matronen, mit denen nicht gut Kirschen essen war. Niemand konnte
gebieterischer auftreten als die korpulente Mrs. Merriwether, überlegener als
die zarte Mrs. Elsing oder geschickter und zielbewußter als die silberhaarige
Mrs. Whiting mit ihrer sanften Stimme. Aber welche Mittel diese Damen auch
anwandten, um ihren Willen durchzusetzen, immer waren es weibliche Mittel. Sie
unterließen dabei nie, die Ansichten der Männer ehrerbietig gelten zu lassen,
einerlei ob sie sich danach richteten oder nicht. Sie waren höflich genug, so
zu tun, als ließen sie sich von den Männern leiten, und darauf kam es an.
Scarlett aber wurde ganz allein fertig und führte ihre Angelegenheiten auf so
männliche Art und Weise, daß die ganze Stadt über sie herzog. »Und«, dachte
Frank kläglich, »wahrscheinlich auch über mich, weil ich das alles dulde.«
    Und dann
der Butler! Seine häufigen Besuche bei Tante Pitty waren von allen Demütigungen
die ärgsten. Frank hatte ihn nie leiden können, auch als er vor dem Kriege mit
ihm geschäftlich zu tun hatte. Oft hatte er den Tag verwünscht, da er Rhett
nach Twelve Oaks mitgenommen und bei seinen Freunden eingeführt hatte. Er
verachtete ihn wegen seiner gewissenlosen Spekulationen während des Krieges und
weil er nicht an der Front gewesen war. Von Rhetts achtmonatigem Heeresdienst
bei den Konföderierten wußte nur Scarlett, denn Rhett hatte sie mit
gutgespieltem Schaudern angefleht, seine »Schande« niemandem zu verraten. Am
meisten aber verachtete Frank ihn, weil er das Gold der Konföderierten für sich
behielt, während ehrliche Männer wie Admiral Bulloch und andere in derselben
Lage dem Bundesschatz Tausende zurückerstattet hatten. Aber, ob Frank damit
einverstanden war oder nicht, Rhett kam häufig zu Besuch.
    Vor der
Welt galten seine Besuche Tante Pitty, und sie war töricht genug, es zu glauben
und sich damit wichtig zu tun. Aber Frank hatte das unbehagliche Gefühl, was
ihn ins Haus ziehe, sei gar nicht Tante Pitty. Der kleine Wade, der sich doch
vor den meisten Menschen scheute, hatte ihn sehr gern und sagte zu Franks Ärger
sogar »Onkel Rhett«. Frank wurde den Gedanken nicht los, daß Rhett während des
Krieges bei Scarlett den Beschützer gespielt und sie damit ins Gerede gebracht
hatte. Er konnte sich gut vorstellen, daß jetzt ärger den je über sie
geklatscht wurde. Zwar hatte keiner von seinen Freunden den Mut, ihm etwas
davon zu sagen, obwohl sie aus ihrer Meinung über Scarletts Sägemühle keinen
Hehl machten. Aber es fiel ihm doch auf, daß Scarlett und er immer seltener zu
Mahlzeiten und Gesellschaften eingeladen wurden und daß immer weniger Leute sie
besuchten. Scarlett hatte für die meisten ihrer Nachbarn nicht viel übrig und
war mit ihrer Mühle viel zu beschäftigt, als daß sie den Verkehr entbehrte. Ihr
war es einerlei, wenn die Besuche ausblieben. Aber Frank empfand es bitter.
    Sein Leben
lang hatte er sich von dem Satz leiten lassen: »Was sagen die Leute?«, und
jetzt mußte er wehrlos die unaufhörlichen Verstöße seiner Frau gegen die
gesellschaftlichen Sitten mit ansehen. Er empfand, daß ihn alle über die Achsel
ansahen, weil er Scarlett gestattete, sich zu »emanzipieren«. Aber wenn er ihr mit
Einwendungen, Vorwürfen oder

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