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Margaret Mitchell

Margaret Mitchell

Titel: Margaret Mitchell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vom Winde verweht
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Abkommen getroffen, wie es verwendet werden sollte. Das Abkommen
haben Sie nicht eingehalten. Denken Sie doch daran, Sie allerliebste kleine
Schwindlerin, daß der Tag kommt, da Sie wieder einmal Geld von mir werden
leihen wollen. Sie werden von mir verlangen, daß ich es Ihnen zu unglaublich
niedrigem Zinssatz leihe, damit Sie mehr Mühlen und mehr Maultiere kaufen und
mehr Kneipen bauen können. Und nach dem Geld können Sie dann lange pfeifen.«
    »Danke
schön«, sagte sie kalt, aber ihre Brust hob und senkte sich heftig vor Wut.
»Wenn ich Geld brauche, leihe ich es mir von der Bank.«
    »So?
Versuchen Sie es nur. Ich besitze ziemlich viel Aktien der Bank.«
    »Ach!«
    »O ja, ich bin auch an ein paar
ehrlichen Unternehmungen beteiligt.«
    »Es gibt noch andere Banken ... «
    »Eine
ganze Menge. Aber ich werde tun, was ich kann, damit Sie nicht einen Cent von
den Banken bekommen, und wenn Sie sich auf den Kopf stellen. Sie können zu den
neureichen Wucherern gehen, wenn Sie Geld brauchen.«
    »Das werde
ich mit Vergnügen tun.«
    »Es wird
Ihnen wenig Vergnügen machen, ihre Zinssätze zu hören. Mein liebes Kind, in der
Geschäftswelt pflegen sich krumme Wege unfehlbar zu rächen. Sie hätten mit mir
offener spielen sollen.«
    »Ein
großartiger Kerl sind Sie, wahrhaftig! Sie sind reich und mächtig und hacken
doch noch Leuten, denen es schlecht geht, wie Ashley und mir die Augen aus.«
    »Stellen
Sie sich nicht mit ihm auf eine Stufe. Ihnen geht es nicht schlecht, und nichts
wirft Sie um. Er aber ist aus dem Sattel geworfen und kommt auch nicht wieder
hoch, wenn nicht jemand mit Energie hinter ihm steht und ihn sein Lebtag leitet
und behütet. Ich habe keine Lust, mein Geld zum Besten solcher Leute
herzugeben.«
    »Sie
hatten doch nichts dagegen, mir zu helfen, als es mir schlecht ging.«
    »Es war
ein interessantes Risiko, mein Kind, und ich hatte nun einmal auf Sie gesetzt.
Warum? Weil Sie sich nicht einfach auf Ihre männlichen Verwandten verließen und
den guten alten Zeiten nachjammerten. Sie haben Ihre Ellbogen gebraucht, und
nun steht Ihr Vermögen auf gesunden Grundlagen: auf dem gestohlenen Geld aus
der Brieftasche eines Toten und auf dem unterschlagenen Schatz der
Konföderierten. Auf Ihrer Kreditseite stehen Mord, Gartendiebstahl, versuchte
Unzucht, Lüge, rücksichtslose Geschäftsmethoden und Kniffe aller Art, die keine
allzu genaue Nachprüfung vertragen. Lauter bewundernswerte Dinge, die zeigen, daß
Sie eine energische, entschlossene Person sind und eine gute Geldanlage. Leuten
zu helfen, die sich selber helfen können, macht Freude. Dieser altrömischen
Matrone Mrs. Merriwether leihe ich ohne Schuldschein zehntausend Dollar. Mit
einem Korb Pasteten hat sie angefangen, und schauen Sie sie jetzt an! Eine
Bäckerei, in der ein Dutzend Leute angestellt ist, der alte Großpapa glücklich
mit seinem Lieferwagen und der faule kleine Kreole Rene, der schwer arbeitet
und es sogar gern tut. Oder den armen Teufel Tommy Wellburn, der die Arbeit
zweier Männer mit seinem halben Mannskörper tut, und das ausgezeichnet, oder -
nun, ich will Sie nicht weiter langweilen.«
    »Sie
langweilen mich wirklich. Sie langweilen mich bis zum Wahnsinn«, sagte Scarlett
kalt, in der Hoffnung, ihn zu ärgern und von dem unseligen Thema >Ashley<
abzulenken. Aber er lachte nur kurz auf und hob ihren Fehdehandschuh nicht auf.
    »Solche
Leute sind es wert, daß ihnen geholfen wird. Aber Ashley Wilkes ... pah! In
einer Welt wie der unsern, wo das Unterste zuoberst gekehrt ist, ist diese
Sorte Mensch wert- und nutzlos. Sie geht zugrunde.
    Warum auch
nicht? Diese Leute verdienen es nicht, am Leben zu bleiben, weil sie nicht
kämpfen wollen und überhaupt nicht wissen, wie man kämpft. Dies ist nicht das
erste Mal, daß in der Welt alles auf den Kopf gestellt wird, und es wird auch
nicht das letzte Mal sein. Es ist schon oft vorgekommen und wird noch oft
wieder vorkommen. Und jedesmal verlieren alle Leute alles, und alle sind gleich.
Und dann geht das Spiel von neuem an, ohne jeden anderen Einsatz als den
gescheiten Kopf und eine starke Hand. Aber Leute wie Ashley haben weder den
gescheiten Kopf noch die starke Hand, oder wenn sie sie haben, tragen sie
Bedenken, davon Gebrauch zu machen. Deshalb gehen sie unter, und das geschieht
ihnen recht. Es ist ein Naturgesetz, und die Welt fährt ohne sie besser. Aber
immer gibt es ein paar Stahlharte, die durchkommen und mit der Zeit genau dort
wieder anfangen, wo sie standen, ehe die Welt

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