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Margaret Mitchell

Margaret Mitchell

Titel: Margaret Mitchell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vom Winde verweht
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durchfüttern. Woran ist Ihr Vater gestorben?«
    »Er wird
wohl auf vornehme Manier verhungert sein - hoffe ich wenigstens. Es wäre ihm
recht geschehen. Er wollte Mutter und Rosemary mit verhungern lassen. Jetzt ist
er tot, da kann ich ihnen helfen. Ich habe ihnen ein Haus auf der Schanze
gekauft, und sie haben Dienstboten, die für sie sorgen, aber natürlich darf
kein Mensch erfahren, daß das Geld von mir stammt.«
    »Warum
denn nicht?«
    »Mein
Kind, Sie kennen doch Charleston. Sie waren ja auf Besuch dort. Arm darf eine
Familie sein, aber ihren Stolz muß sie wahren, und das könnte sie nicht, wenn
ruchbar würde, daß das Geld eines Spielers, Spekulanten und Schiebers dahintersteht.
Nein, sie haben überall erzählt, mein Vater habe eine riesige
Lebensversicherung hinterlassen. Er habe sich wie ein Bettler zu Tode
gehungert, um die Prämien zu zahlen, damit sie nach seinem Tode versorgt seien.
Nun gilt er als ein noch größerer Gentleman alter Schule als vorher, ja als
Märtyrer für seine Familie. Hoffentlich dreht er sich im Grabe um, weil Mutter
und Rosemary jetzt trotz alldem, was er dagegen unternommen hat, gut leben. Nur
aus einem Grunde tut es mir leid, daß er tot ist, denn er wollte gern sterben
und freute sich darauf.«
    »Warum?«
    »Ach, er
ist eigentlich schon damals gestorben, als Lee sich ergab. Du kennst den Typ.
Er konnte sich nie in die neue Zeit finden und verschwatzte sein Leben in
Gesprächen über die guten alten Tage.«
    »Rhett, ob
wohl alle alten Leute so sind?«
    Sie dachte
an Gerald und an das, was Will über ihn gesagt hatte.
    »Gott
bewahre! Sieh dir doch nur deinen Onkel Henry an und den alten Löwen
Merriwether, um nur zwei zu nennen. Sie haben noch einmal zu leben angefangen,
als sie mit der Landwehr ausmarschierten, und mir scheint, sie sind inzwischen
mit jedem Tage jünger und bissiger geworden. Heute morgen begegnete ich dem
alten Merriwether, wie er Renes Pastetenwagen fuhr und auf das Pferd
einschimpfte wie ein Maultierschinder aus der Armee. Er sagte mir, er fühle
sich um zehn Jahre jünger, seitdem er dem Hause und den Zimperlichkeiten seiner
Schwiegertochter entronnen sei. Und dem Onkel Henry führt Krieg mit den Yankees
vor Gericht, wo immer er kann, und beschützt - ich fürchte unentgeltlich -
Witwen und Waisen, daß es eine Lust ist. Wäre nicht der Krieg gekommen, er
hätte sich längst zurückgezogen und seinen Rheumatismus gepflegt. Sie sind
wieder jung, weil sie sich wieder nützlich machen und unentbehrlich fühlen. Sie
haben die neue Zeit gern, in der die Alten wieder etwas gelten. Aber es gibt
viele, auch junge Leute, die wie mein Vater und wie der Ihre empfinden. Sie
können und wollen sich nicht in die Zeit finden, und damit komme ich auf das
Unangenehme, was ich mit Ihnen zu besprechen habe, Scarlett.«
    Sein
plötzlicher Gedankensprung brachte sie aus der Fassung. Sie wußte, jetzt mußte
es kommen.
    »Ich kenne
Sie und durfte weder wahre noch aufrichtige noch faire Handlungsweise von Ihnen
erwarten. Aber ich war dumm genug, Ihnen zu vertrauen.«
    »Was
wollen Sie damit sagen?«
    »Das
werden Sie schon wissen. Jedenfalls machen Sie ein sehr schuldbewußtes Gesicht.
Als ich auf dem Wege hierher die Efeustraße entlangritt, wer rief mich da aus
einer Hecke hervor an? Mrs. Ashley Wilkes. Natürlich habe ich gehalten und mit
ihr geplaudert. Wir haben uns sehr nett unterhalten. Sie hatte mir immer noch
sagen wollen, wie tapfer sie es von mir gefunden habe, noch in zwölfter Stunde
mit in den Krieg zu ziehen.«
    »Was für
ein dummes Zeug! Wegen Ihrer Heldentat hätte sie in jener Nacht sterben
können.«
    »Das hätte
sie dann wohl in der Überzeugung getan, ihr Leben für die gute Sache zu opfern.
Als ich sie fragte, was sie in Atlanta mache, war sie ganz überrascht über
meine Unkenntnis und erzählte mir, Sie hätten Mr. Wilkes zum Teilhaber in Ihrer
Mühle gemacht.«
    »Nun,
und?« fragte Scarlett kurz.
    »Als ich
Ihnen das Geld lieh, geschah es unter der einzigen Bedingung, der Sie auch
zustimmten, es solle nicht zur Unterstützung von Ashley Wilkes verwendet
werden.«
    »Sie
werden ausfallend. Ich habe Ihnen das Geld zurückgezahlt. Die Mühle gehört mir,
und was ich damit tue, geht niemand etwas an.«
    »Wollen
Sie so gut sein und mir sagen, womit das Geld zur Rückzahlung des Darlehens
verdient worden ist.«
    »Mit dem
Holzhandel natürlich.«
    »Also mit
dem Gelde, das ich Ihnen lieh, um das Geschäft anzufangen. Mein Geld ist zu
Ashleys

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