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Margaret Mitchell

Margaret Mitchell

Titel: Margaret Mitchell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vom Winde verweht
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vorwärts, um die Straßenbiegung zu gewinnen. Als sie
eben erleichtert aufatmen wollte, schlug ihr vor Schreck das Herz im Hals, denn
ein riesiger Neger kam lautlos hinter einer großen Eiche hervor. Sie verlor
nicht die Fassung, sondern brachte das Pferd sofort zum Stehen und griff nach
Franks Pistole.
    »Was
wollen Sie!« rief sie schroff. Der große Neger duckte sich wieder hinter die
Eiche, und ängstlich klang es aus dem Versteck hervor: »Herrje, Miß Scarlett
schießen doch nicht Big Sam tot!« Big Sam! Einen Augenblick konnte sie es nicht
fassen. Big Sam, der Vorarbeiter auf Tara, den sie zuletzt während der
Belagerung gesehen hatte! Was in aller Welt ...
    »Komm her
und laß sehen, ob du wirklich Big Sam bist!« Widerstrebend kam er aus seinem
Versteck hervor, eine riesige, zerlumpte Gestalt, barfuß, in Baumwollhosen und
einer blauen Uniformjacke, die für seinen großen Körper viel zu kurz und zu eng
war. Als sie sah, daß es wirklich Big Sam war, schob sie die Pistole wieder in
die Polsterung und lächelte freudig.
    »O Sam,
das ist aber nett, daß ich dich mal wiedersehe.« Sam kam an den Wagen gelaufen,
seine Augen rollten vor Freude, und die weißen Zähne blitzten. Er ergriff ihre
ausgestreckte Hand mit seinen beiden schwarzen Tatzen, die so groß wie Keulen
waren. Seine Zunge, rosa wie eine Wassermelone, leckte hervor, der ganze Körper
wand sich in beglückten Verrenkungen, so lächerlich wie eine Bulldogge, wenn
sie ihre Sprünge macht.
    »Oje, oje,
das aber schön, wieder einen von der Familie sehen!« jubelte er und preßte ihr
die Hand, bis sie meinte, ihre Knochen müßten zerbrechen. »Wie kommen es, daß
Miß wie ein Mann eine Pistole mitnehmen, Miß Scarlett?«
    »Es gibt
so viele gemeine Leute, Sam, daß ich sie mitnehmen muß. Was in aller Welt hast
du in einem Ort wie Shantytown zu suchen? Du bist doch ein ehrbarer Schwarzer.
Und warum bist du nicht in die Stadt gekommen und hast mich besucht?«
    »Ach Gott,
Missis, ich nicht wohnen in Shantytown. Ich nur für eine Weile hier, wohnen
mögen ich hier auch nicht um alle Welt. Nie im Leben ich solches Niggerpack
gesehen. Ich gar nicht wissen, daß Miß in Atlanta! Ich dachte, Miß in Tara, und
ich wollte nach Tara, wenn irgend ging.«
    »Bist du
seit der Belagerung die ganze Zeit in Atlanta gewesen?«
    »Nein,
Missis, ich weit weg immer gereist.« Er gab endlich ihre Hand frei, und sie
bewegte unter Schmerzen die Finger, um zu sehen, ob die Knochen noch heil
waren. »Wissen Miß noch, wann mich zuletzt gesehen haben?«
    Scarlett
entsann sich des heißen Tages, ehe die Belagerung begann, da sie und Rhett im
Wagen gesessen hatten und der Trupp Neger mit Big Sam an der Spitze die
staubige Straße hinunter laut singend nach den Schützengräben marschiert war.
Sie nickte.
    »Also,
dann ich haben gearbeitet wie ein Gaul und Brustwehren aufwerfen und Sandsäcke
füllen, bis die Konföderierten aus Atlanta weg. Der Gentleman Hauptmann fiel,
und niemand war da, der Big Sam sagen, was er tun sollen, deshalb ich einfach
in die Büsche gehen. Ich denken, versuchen nach Tara gehen, aber dann hören,
daß da herum alles niedergebrannt. Ich auch nicht wissen, wo der Weg, und ich
bange, Landjäger mich abfassen, weil ohne Paß. Dann die Yankees kommen, und ein
Gentleman Oberst mich wohl gern mögen und bei sich behalten, damit ich für sein
Pferd und seine Stiefel sorgen. Ja, Missis. Ich Leibdiener wie Pork, und dabei
eigentlich doch nur Feldnigger. Ich ihm sagen, daß ich Feldnigger, und er ...
Miß Scarlett, die Yankees sein dumme Leute! Er Unterschied nicht wissen! Mich
bei sich behalten und mit mir nach Savannah gehen, als General Sherman da sein.
Ach, Jesus, so was Fürchterliches wie da auf Weg nach Savannah ich mein Lebtag
nicht gesehen! Alles gestohlen und alles verbrannt ... Haben sie Tara
niedergebrannt, Miß Scarlett?«
    »Angesteckt
haben sie es, aber wir haben das Feuer gelöscht.«
    »Oh,
Missis, das gut zu hören. Auf Tara ich zu Hause, und dahin zurück mögen. Und
als Krieg aus, Gentleman Oberst zu mir sagen: >Du Sam, mit mir nach Norden
kommen, ich bezahle dir auch guten Lohn!<
    Dann ich
mit Oberst nach Norden gehen. Ja, in Washington gewesen und nach Nu-York, und
dann nach Boston, wo Oberst lebt. Ja, Missis, ich ein Reisenigger! Und bei den
Yankees sein auf Straßen mehr Wagen und Pferde als Pflastersteine. Die ganze
Zeit ich bange, sie mich überfahren!«
    »Ist es
schön da oben im Norden, Sam?«
    Sam
kratzte sich den wolligen

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